= L E S E P R O B E =

Tunten – Aufzucht und Pflege

Kapitel 3: Von der Vielfalt des Regenbogens

Der Regenbogen. Das bunt schillernde Warnschild unserer global frei herumstreunenden Horde. Alle Welt erkennt ihn, kaum jemand weiß, woher er kommt. Ursprünglich hatte die Fahne acht Streifen, ein textiles Monster, das damals technisch so herstellbar war, wie Einhörner auf Koks. Nach Harvey Milks Ermordung 1978 wurde das Teil abgespeckt und 1979 in San Francisco offiziell als Symbol für Protest, Trauer- und Partyzug in die Homo-Geschichte eingemeißelt.

Erste Sichtungen gab es allerdings schon 1969 bei der Beerdigung von Judy Garland. 21.000 Fans defilierten an ihrem gläsernen Sarg vorbei, während ein paar schwule Rocker die Fahne in Anlehnung an Somewhere Over the Rainbow hochhielten. Seitdem gilt: Rot für Leben, Orange für Gesundheit, Gelb für Sonnenlicht, Grün für Natur, Blau für Harmonie, Violett für Geist. Und zusammen ergeben sie den bunten Stinkefinger gegen Spießigkeit, Kleingeist und Gartenzwergmentalität.

Während der Regenbogen als Naturschauspiel jeden Menschen erfreut, ist dies bei uns Rektal-Komikern nicht immer der Fall. Einer Legende zufolge soll eine indianische Frau einem kleinen Jungen prophezeit haben, dass eines Tages die Erde verwüstet sein und alle Tiere sterben würden. Danach würde ein neuer Stamm entstehen, bestehend aus Menschen verschiedener Hautfarben, sozialer Schichten und Religionen, um die Erde wieder grün zu machen. Die Squaw nannte sie Krieger des Regenbogens. Die 1971 in Vancouver >Keiner hier, keiner da, sind alle schon in Kanada< gegründete Umweltschutzorganisation Greenpeace eignete sich den Regenbogen als Erkennungszeichen an. Eines ihrer Forschungsschiffe, die Rainbow Warrior, war der französischen Regierung dermaßen ein Dorn im Auge, dass sie es 1985 im neuseeländischen Hafen von Auckland kurzerhand versenken ließ. Diese Aktion kostete bedauerlicherweise einen Greenpeace-Fotografen das Leben.

In den uralten indigenen und indianischen Kulturen, lange bevor der weiße Mann und mit ihm das antichristliche Christentum Amerika betrat, war es völlig normal, dass bis zu einem Viertel der Stammesmitglieder das Basisgeschlecht Mann oder Frau gegen eine alternative Geschlechtsrolle eintauschen konnten, ohne dafür von ihrem Stamm als anormal angesehen, geschweige denn skalpiert zu werden. Männer und Frauen, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlten, galten bei den Indianern als Two-Spirits und genossen als drittes Geschlecht eine ganz besondere gesellschaftliche Stellung. Erst die eingeschleppte christliche Religionsseuche zwang sie, sich entweder in die klassischen Rollen von Mann und Frau zu fügen oder sich ihres Skalps entledigen zu lassen. Dennoch wurde diese Tradition im Untergrund und mit Wissen der Stammesgeschwister fortgesetzt. Die erst 1975 in San Francisco gegründete Schwulenrechtsorganisation Gay American Indians >GAI<‘ wurde später zur politischen Heimat der amerikanischen Ureinwohner.

Es ist sicher Wunschdenken, dass wir eine bessere Welt bekommen, nur weil sich ein unchristlicher schwuler Autor aus Köln mit konträrem Sexualempfinden hinsetzt und über Sinn und Unsinn schwulen Lebens philosophiert. Ein anderer nicht bibelfester Glaube von mir ist der, dass ein einziges menschliches Gehirn die Welt verändern kann. A. Einstein, A. Schweitzer, M. Gandhi, N. Mandela & Freunde lassen als positive Vorbilder grüßen. Es würde mich ehrlich freuen, wenn die eine oder andere Passage dieses Buches den einen oder anderen homophoben Mitmenschen zu einem begrüßenswerten Umdenken bewegen könnte. Schließlich ist unsere Erde nicht nur rund, sondern gerade durch unsere Vielfalt so schön bunt. Ich mag mir lieber nicht vorstellen, dass eines Tages ein wahnsinniger, frauenfeindlicher Chemiker aus einem Labor heraus absichtlich ein Virus in Umlauf bringt, das während einer lang anhaltenden Pandemie das Gonosom der Frauen weltweit molekularbiologisch von XX in XY verändert. Mit anderen Worten: Die Frau als solche stirbt aus. Was bliebe den geilen und schwulenfeindlichen Heteros dann noch an Beischlafmöglichkeiten? Richtig: Die gleichgeschlechtliche sexuelle Vereinigung. Schluss! Kein Kopfkino!

Für den Fall, dass sich Eltern Sorgen machen, ob ihr ungeborenes Kind in Zukunft die schwule oder lesbische Welt bereichern wird: Ich kann versichern, dass Jungs nicht schwul werden, nur weil sie sich im Säuglingsalter den Schnuller lieber in den sorgfältig gepflegten Po als in den Mund stecken. Ergo wird der 4-jährige Filius nicht zwangsläufig zum Vollhetero, nur weil er nackt auf dem Küchentisch auf die Barbiepuppe seiner Schwester als Wichsvorlage masturbiert und dem verdutzten Papi mitteilt, dass dieser seinen Einsatz gleich zurückbekommt.

Vielleicht denken jene Produzenten, die ein Problem mit der sexuellen Andersartigkeit ihrer Kinder haben, einmal darüber nach, dass es in ihrem Leben wichtigeres gibt, als unbedingt Großeltern werden und Enkelkinder haben zu wollen. Ermöglicht euren geliebten Söhnen und Töchtern also einfach ihren Weg zu einer freien und selbstbestimmten sexuellen Entwicklung. Unterstützt dies im Rahmen eurer Möglichkeiten, damit ihr eure Kinder wahrhaft glücklich erleben könnt, statt eines Tages einen letzten Nachruf in einer schwarz umrandeten Tageszeitung veröffentlichen zu müssen oder eure Kinder möglicherweise in die kostspieligen und unsinnigen Pfoten von zumeist hoffnungslos überforderten und fragwürdigen Psychologen zu treiben.

Wie verdreht Religion auch heute noch praktiziert wird, beschreibe ich einmal an folgendem Beispiel: Es ist ein Sonntagmorgen im Wonnemonat Mai, so gegen 11:00 Uhr vormittags, ich bin noch etwas beschwipst von der letzten Partynacht, als es mehrfach an meiner vierfach verschlossenen Wohnungstür klingelt. Da mir entfallen ist, ob ich in der Nacht im Vollrausch nicht den geilsten Typen von ganz Köln zum Frühstück eingeladen habe, öffne ich nichtsahnend und halbnackt die Wohnungstür. Und vor mir stehen zwei supersüße, breit grinsende Schnullerbacken, die adrett in makellos sitzende schwarze Anzüge, strahlend weiße Stehkragenhemden und dezente dunkelgraue Halsbinden gekleidet sind. Verpeilt wischte ich mir die Augen und überlegte, wo ich diesen beiden Geschossen in der vergangenen Nacht meine Visitenkarte untergeschoben haben könnte, woran ich mich beim besten Willen nicht erinnern konnte.

Höflich wie ich bin, erkundige ich mich verlegen nach dem Grund des unerwarteten Besuchs und stelle fest, dass es sich um zwei Ableger der Missionierungstruppe der Zeugen Jehovas handelt. Da ich aber nun wirklich keine morgendliche Bekehrung wünschte, teilte ich diesen bibelfesten und -treuen jungen Herren aus einer Eingebung heraus mit, dass ich in ihren Augen doch eine genetische Entgleisung sei. Auf die Frage nach dem Warum gestand ich zwischen Tür und Angel offen und unverblümt meine satanische Homosexualität. Als stünde der Leibhaftige vor ihnen, klappen sie erst ihre Unterkiefer, dann ihre Bibeln zu und verlassen wortlos, aber fluchtartig das Gebäude. Verdattert bleibe ich noch einige Sekunden an den Türrahmen gelehnt stehen, bevor ich die Tür geräuschlos wieder schließe, in der Gewissheit, mein Frühstück wieder einmal alleine genießen zu können.

Seinen heimischen und importierten Gewohnheiten folgend begibt es sich erst einmal in den dringend notwendigen vorabendlichen Schönheitsschlaf. Immerhin ist für unseren abends aufgebrezelten Schockschädel für die Dauer der nächsten 14 Tage nächtliches Abzappeln in den einschlägigen Ballerburgen angesagt. Hierbei kann es beim bevorstehenden Mutantenstadl hoffentlich bald seine jetzt schon etwas ausgefeilteren Jagdtechniken bei den anwesenden internationalen zweibeinigen Schwanzhunden praktisch zur Anwendung bringen. Gegen 20 Uhr klingelt der Wecker und unser junger Make-up-Proletarier begibt sich in die Keramikabteilung seines gebuchten Etablissements. Das kann durchaus tagtäglich zwei bis drei der kostbaren Urlaubsstunden in Anspruch nehmen. Perfekt gestylt schlendert unser nächtliches Beutetier gegen 22 Uhr lässig in Richtung des gegenüberliegenden Yumbo-Centers und beginnt dort die geplante Trieb- und Treibjagdjagd.

Um nach ihrer Rückkehr nach Deutschland keine peinlichen Fragen über ihre zu erwartende vornehme Barblässe beantworten zu müssen, begab sie sich zunächst unter den Tuckentoaster. Eine Routine, die sie gedenkt, bis zum Urlaubsende tagtäglich beizubehalten. Nach einem prüfenden Blick in den Kabinenspiegel begibt es sich diskret, aber mit gespitzten Ohren und geschärftem Blick auf einen exponierten Platz auf der Terrasse im Erdgeschoss der von zwei Kölner Schwulen betriebenen, angeblich besten Bar namens Adonis. Passend zu ihrer Stimmung bestellt unser Tüntchen mit weithin sichtbar abgespreiztem kleinen Finger einen Latte Macchiato bei der, wie sie bald erfährt, ebenfalls aus Köln stammenden, äußerst attraktiv aussehenden und prompt herbeigeeilten männlichen Barschlampe. Mit dem Ausdruck tiefsten Desinteresses saugt sie mit ihren Lauschern die Inhalte der um sie herumschwirrenden, dominierenden deutschen Konversationen auf und erfährt so ganz nebenbei und ohne Reiseführer den aktuellen Klatsch und Tratsch über die Möglichkeiten der schwulen Subkultur inner- und außerhalb des Yumbos.

Wohin man um diese Uhrzeit auch hinschaut, sieht man nur noch schwules und halbnacktes Leiden! Mit reichlich Sangria, Tinto de Veran und Cuba Libre für Arme im Bauch wird glückselig, aber sexuell noch nicht befriedigt, bis zum Morgengrauen gezappelt. Dabei ist mit Grauen zwar die Höhe der Zeche gemeint, nicht aber der inzwischen ausgetauschte, alkohol- und drogenverseuchte Tagesbeischläfer. Im temporären Domizil angekommen, fällt man umgehend und in voller Montur in einen kollektiven, komatösen Tiefschlaf, aus dem man gegen 14 Uhr mit einer Haweimola aufwacht. Noch bevor der unangenehme Körpergeruch beseitigt werden kann, fällt die neue Urlaubsbekanntschaft über unsere Königin der Nacht her, um das nachzuholen, was sie sich bereits am Vorabend ersehnte.

Nachdem in knapp 30 Minuten fast alle Stellungen des Kamasutra durchgespielt wurden, entlädt sich der explosive, beidseitige Druck in der Leistengegend. Gemeinsam geht es dann nach erschlafften, aber extrem intensiven Astroorgasmen in die erwähnte Restaurationsabteilung, um sich endlich strandtauglich herzurichten. Man verabschiedete sich hastig mit Küsschen vom Nachmittagsstecher, da dieser doch dringend in seine Behausung muss, um seine Strandklamotten zusammenzuraffen. Sie versprachen sich ein baldiges Wiedersehen, wobei beide Akteure überzeugt sein können, dass dies in der Kürze der Urlaubszeit bestimmt nicht der Fall sein wird.

Vom Leistendruck befreit, laufen die beiden Bummsemacher in zwei verschiedene Richtungen zurück zum Strand. Im doppelten Sinne erleichtert nimmt unser germanisches Klötenpony ein reinigendes Bad im Meer und entledigt sich unter lautem Gekreische der eiweißhaltigen Spuren des vorangegangenen namenlosen Geschlechtsaktes. Glücklich und zufrieden entspannt sich unser Vorzeigemodell dann eine ganze Weile auf dem mit Sonnenöl getränkten Sand- und Strandbett. Natürlich weit weg vom letzten Stecher, den er bei einer zufälligen Begegnung keines Blickes würdigen würde. Dabei macht er sich krampfhaft Gedanken darüber, was in der bevorstehenden Nacht im Yumbo-Center in Sachen sexy Männerklamotten und Party angesagt sein wird. Halb eingedöst, entrüstet er sich innerlich über die Schamlosigkeit einiger ihrer Jugend bereits vor Jahrzehnten beraubter Dünenverfolger und stellt sich ernsthaft die Frage, wo man einen pinkfarbenen Stringtanga in Größe 4xXL überhaupt käuflich erwerben kann.

Tagsüber geht es mit dem Bus zum Tuckenstrand Paradise oder Super Paradise. Für das Cruisinggelände sollte man festes Schuhwerk mitnehmen, da es bis zum Vögelwald steil und nicht ungefährlich bergauf und bergab geht. Die Tunte von Welt wird es nicht versäumen, die antiken Stätten der Umgebung zu besuchen und auf der heiligen Insel Delos dem gewissen Herrn Apollo zu gedenken, der uns ein über 5000 Jahre altes Freiluftmuseum hinterlassen hat. Auf Paros bewundern wir den weißen, fast durchsichtig erscheinenden Marmor. Mit Erstaunen nehmen wir die Information unseres Reiseführers zur Kenntnis, dass sich hier in der Antike nicht ein Mensch namens Homo, sondern mein alter Freund und Dichter Homer zu Hause fühlte und sich seinen nicht nur geistigen Ergüssen hingab. Wie sein epischer Held Odysseus von Ithaka irren auch wir homoerotisch orientierten Homos durch die uns nicht immer wohlgesonnene Weltgeschichte.

Ein weiteres bei den schwulen Knalltüten beliebtes Urlaubsziel ist die Insel Ibiza, wo sie keineswegs die landschaftlichen Reize, sondern ausschließlich das wilde Nachtleben genießen. Auch hier stellt die germanische Discohusche ihre innere Uhr um und begibt sich frühestens ab ein Uhr nachts in einen der zahlreichen, sündhaft teuren Clubs. Auszugsweise seien hier das El Divino, das Pacha, das Privilege und das Amnesia erwähnt. Wer das Privileg hat, die Gesichts- und spärliche Kleiderinspektion zu überleben, darf für stolze 100 Euro die Schwelle zu diesen Lusttempeln überschreiten und sich dann für schlappe 20 Euro stundenlang an einer Cola erfreuen. Im alten Hafenviertel gilt das Motto: Sehen und gesehen werden. Dem Paradiesvogel gleich kann sie nun Nacht für Nacht zur Schau stellen, wie schön, braungebrannt, mit Tattoos, Piercings, Goldkettchen und Handtäschchen geschmückt und mit Drogen aller Art zugedröhnt sie der staunenden Heterowelt mächtig auf die Kronjuwelen gehen kann.

Wie bereits erwähnt, gibt es in unserer vermeintlich aufgeklärten Gesellschaft immer noch völlig unbegründete Vorurteile gegenüber uns hochprofessionellen Phallus-Entspannungsmasseuren und Schließmuskel-Hobby-Proktologen. Auch wenn es den Anschein haben mag, dass ich mit einigen Beiträgen in diesem Buch diese Ressentiments bestätige, ist es mir ein ernsthaftes Anliegen, das Gegenteil zu erreichen und diese uns entgegengebrachten Vorurteile abzubauen. Voreingenommenheit und die damit verbundene Intoleranz sind meines Erachtens völlig unabhängig von meinem Themenschwerpunkt ein gesamtgesellschaftliches Problem. Ein Problem, das mit der Volkskrankheit Nr. 1, der Dummheit von Bildungsallergikern, eine Symbiose eingeht. Wobei diese im Gegensatz zu den in Deutschland nur vereinzelt auftretenden, lebensgefährlichen religiösen Radikalen nur selten eine lebensbedrohliche Gefahr für Minderheiten wie uns Homosexuelle darstellen.

Ein verstärkender Effekt für Hass- und Gewaltausbrüche ist sicherlich der Abbau von Frustration auf Basis der eigenen Unzufriedenheit. Zunächst zeige ich auf, mit welchen fragwürdigen Stereotypen ich als offen schwul lebender Mann in meinem bisherigen Leben bereits konfrontiert wurde. Vorurteil 1: Schwule wären am liebsten Frauen! Wie bitte? Ich bin in meiner öffentlichen Wahrnehmung maskuliner als so mancher Hetero, und der Anteil meiner femininen Eigenschaften dürfte sich bei meinen Chromosomen im Nanobereich bewegen. Ich sehe tagtäglich im Kölner Straßenbild Heteros, die sich weitaus tuntiger verhalten als meine Wenigkeit. Nur ein verschwindend geringer Teil der Schwulen fühlt sich in seinem Körper unwohl. Abweichungen in diesem Bereich fallen in die Kategorie des von mir an anderer Stelle beschriebenen Themas Transgender & Co.

Vorurteil Nr. 4: Homosexualität ist eine Frage der Erziehung! Das ist korrekt. Sowohl Generationen von Pädagogen als auch mein Alter und zahlreiche Wegbegleiter >vor allem aus der gottverdammten katholischen Fraktion< hätten mich dazu erziehen können, dass Homosexualität etwas ganz Natürliches ist. Dann hätte ich mich schon viel früher, und nicht erst im besten Mannesalter von 35 Jahren, gewagt, offen schwul zu leben. Sinnvoller wäre es, wenn Eltern ihren schwulen und lesbischen Kindern vermitteln würden, offen und selbstbewusst mit ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung umzugehen.

Vorurteil Nr. 5: Der erste Sex entscheidet, ob man schwul ist oder nicht! Quatsch! Es gibt Schwule, die noch nie mit einer Frau Geschlechtsverkehr hatten. Ich bekenne mich dazu, dass ich meinen ersten Sex mit neun Jahren mit mir selbst und im selben Alter mit einem damaligen Kumpel hatte. Falls man diese vorpubertäre Neugier überhaupt als Sex bezeichnen konnte. Diese Experimente, und um nichts anderes handelte es sich, haben mich und meinesgleichen später nicht davon abgehalten, sexuelle Lernerfahrungen mit Mädchen und Frauen zu sammeln. Was bis heute bei mir keinerlei Ekelgefühle auslöst. Andernfalls wäre es aus meiner Sicht völlig undenkbar, dass ich zwei ehelich gezeugten, nicht schwulen Söhnen das Leben schenken durfte. Und das nicht durch Lecken oder Pusten.

Mögen die Heteros doch einmal erklären, warum heute über 30 Prozent aller Ehen geschieden werden und die oft verhassten Schwulen in der Folge mit ihrem hohen Steueraufkommen die Alimente für jährlich über 150.000 neue Scheidungskinder mit zahlen dürfen. Und das, obwohl sie die Scheidungsopfer weder gezeugt haben noch ihnen jemals ein Besuchsrecht eingeräumt wird! Vorurteil Nr. 12: Schwule Männer vergehen sich an kleinen Jungen! Das mag leider in Einzelfällen zutreffen, doch die große Mehrheit aller Homosexuellen lehnt solche pädophilen Straftaten strikt ab. Das Bundeskriminalamt schätzte im Jahr 1985, dass jährlich etwa 300.000 arg- und wehrlose Kinder sexuell missbraucht werden. Tatsache ist jedoch, dass Jungen weitaus seltener Opfer sexuellen Missbrauchs werden als Mädchen. Bei 75 Prozent der männlichen Täter handelt es sich um den eigenen Vater oder eine andere familiäre Bezugsperson. Mit der endgültigen Streichung des § 175 im Jahr 1994 hat der damalige Bundestag bestätigt, dass Homosexualität keine besondere Gefährdung für Kinder und Jugendliche darstellt.

Sicherlich ließe sich diese Liste voreilig gebildeter, >oft falscher< Vorurteile gegenüber den Rektumgladiatoren beliebig verlängern. Aber gibt es nicht ebenso stereotype Vorurteile gegenüber Linkshändern, körperlich oder geistig Behinderten, Ausländern, Glatzköpfen, Muslimen, Lehrern, Arbeitslosen oder Blondinen? Darauf werde ich hier nicht detaillierter eingehen, sondern mit dem Thema Vorurteile gegenüber der Gleichgeschlechtlichkeit fortfahren. Jeder von uns, ob männlich, weiblich, hetero, schwul oder was auch immer, hat genau 46 Chromosomen. Nachdem die Wissenschaft vor einigen Jahren der DNA auf die Spur gekommen ist, geht man heute davon aus, dass wir etwa 35.000 bis 40.000 verschiedene Gene in uns tragen, also nicht mehr als die bei einer Graspflanze. Ob eines dieser Gene für unsere sexuelle Orientierung verantwortlich ist, weiß die Wissenschaft noch nicht. Sicher scheint, dass Homosexualität kein genetischer Defekt ist.

Wissenschaftlich erwiesen ist hingegen, dass sich der Testosteronschub beim Mann bei sexuellen Gedanken auf die Geschwindigkeit des Bartwuchses auswirkt, was vielleicht das öffentliche Auftreten vieler schwuler Deckrüden mit Drei- und Mehrtagebärten erklären könnte. Nachdem die Wissenschaft mit der Entzifferung des menschlichen Genoms das Rätsel unseres Lebensbausteins entschlüsselt hat, ist sie glücklicherweise >noch< nicht in der Lage, der Nachwelt künstlich geschaffene Designertunten zu hinterlassen. Somit können wir Schwulen uns auf absehbare Zeit noch als menschliche Individuen begegnen, betrachten und beschnuppern. Sicherlich wird die Wissenschaft in Zukunft auch dem letzten heterosexuell veranlagten Kleriker klarmachen, dass Schwulsein lediglich ein biologischer Vorgang ist, der bereits vor unserer Geburt in der Zusammensetzung unserer DNA-Stränge begründet liegt und dies als Diskussionsthema für das nächste Vatikanische Konzil einbringen.

Auch in der heutigen Zeit bevorzugen es viele schwule und bisexuelle Herren der Schöpfung, ihre sexuelle Neigung im Verborgenen oder, was für mich noch schlimmer ist, gar nicht auszuleben. Im Zeichen der Zeit sind die Grenzen zwischen Homosexualität und Heterosexualität ohnehin längst verwischt. Dies belegt der Begriff der Metrosexualität, den der britische Journalist Mark Simpson 1994 erstmals prägte. Zu den bekanntesten Metrosexuellen zählen sicherlich der englische Fußballstar David Beckham, der englische Popsänger Robbie Williams oder der US-amerikanische Schauspieler Brad Pitt. Bei genauerer Betrachtung hat diese Form der Sexualität damit absolut nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich um eine gewinnorientierte Verkaufsstrategie für teure Produkte, die man zwar gerne hätte, aber nicht wirklich braucht.

Der Begriff Metrosexualität setzt sich aus den englischen Wörtern metropolitan und heterosexual zusammen. Er bezeichnet weniger eine sexuelle Orientierung als einen extravaganten Lebensstil heterosexueller Männer, die keinen Wert mehr auf das stupide und sinnentleerte maskuline Rollenspiel legen. Die bereits in der Einleitung erwähnte Pansexualität, eine sicherlich sehr seltene Variante, betrifft die sexuelle Identität von Menschen, die sich nicht vorab für ein Geschlecht entscheiden wollen oder können. Pansexuelle können die praktische >oder unpraktische< Ausübung ihres Sexualtriebes sowohl mit Männern, Frauen, Hermaphroditen als auch mit Transgendern ausleben. Noch seltener ist die Intersexualität‘ >früher: Zwittrigkeit<, die nur von Menschen empfunden und praktiziert werden kann, die weder eindeutig weibliche noch männliche Geschlechtsmerkmale aufweisen. Womit sich meine mysteriösen und verqueren Hirnströme nun dem nächsten Kapitel zuwenden.


– Ende –


Schwulenwitz 3:

Im Beichtstuhl sitzt ein 16-jähriger Junge: „Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt.“ Priester: „Was hast du getan mein Sohn?“ Junge: „Ich habe einen Mann Hurensohn genannt.“ Priester: „Warum hast du ihn Hurensohn genannt?“ Junge: „Er hat meine Hand angefasst.“ Priester: „So etwa?“ >Und er berührt seine Hand< Junge: „Ja Vater.“ Priester: „Das ist kein Grund, ihn Hurensohn zu nennen.“ Junge: „Dann hat er mich im Schritt berührt.“ Priester: „So etwa?“ >Und er fasst ihm in den Schritt< Junge: „Ja Vater.“ Priester: „Das ist kein Grund, ihn Hurensohn zu nennen.“ Junge: „Dann hat er mich ausgezogen, Vater.“ Priester: „So etwa?“ >Und er zieht ihn aus< Junge: „Ja Vater.“ Priester: „Das ist kein Grund, ihn Hurensohn zu nennen.“ Junge: „Dann hat er seinen, du weißt schon was, in meinen, du weißt schon was, gesteckt.“ Priester: „So etwa?“ >und er steckt seinen, du weißt schon was, in seinen du weißt schon was< Junge: „Ja Vater! Ja Vater! Ja Vater!“ Priester: >Nach einigen Minuten<: „Das ist kein Grund ihn Hurensohn zu nennen.“ Junge: „Aber Vater, er hat Aids!“ Priester: „Der Hurensohn!“

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