= L E S E P R O B E =

Tunten – Aufzucht und Pflege

Kapitel 16: Die rosa Camorra

Mit Bekanntwerden der Immunschwächekrankheit HIV und AIDS in Deutschland gründeten sich Anfang der 80er Jahre bundesweit die ersten AIDS-Hilfen. In den ersten Jahren konnte man ihnen unterstellen, dass sie ihrem Namen alle Ehre machen wollten und Infizierten tatsächlich nicht nur mit Rat und Tat, sondern mit einem umfassenden, praktischen Hilfsangebot zur Seite standen. Diesen Anspruch hatten sicherlich auch die Gründungsväter der Aidshilfe Köln, die als eingetragener Verein erstaunlicherweise erst im Jahr 1985 gegründet wurde, obwohl die ersten Meldungen über HIV und AIDS bereits 1981 in die Medien gelangten. Die Internetadresse lautet: aidshilfe-koeln.de.

Neben der Deutschen AIDS-Stiftung und einigen anderen Stiftungen können auf Antrag sozial-schwache Betroffene die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung für viele Belange des täglichen Lebens eine Bezuschussung beantragen. Dies ermöglicht den Antragstellern nach der Gewährung ein halbwegs erträgliches Dasein. Jeder Antragssteller sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass auf den einzelnen Antrag nur eine begrenzte finanzielle Unterstützung möglich ist, da sich die bundesdeutschen Stiftungen nicht mit einer ‚Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung‘ vergleichen lassen. Diese verfügt über ein gigantisches Stiftungskapital von über 46 Milliarden US-Dollar, und sich unter anderem dem [immer noch erfolglosen] weltweiten Kampf gegen AIDS verschrieben.

Anzurechnen bleibt der Aidshilfe Köln unter anderem der Aufbau eines mobilen Betreuungszentrums mit einem Krankenpflegedienst durch die schwule Initiative für Pflege und Soziales [SchwIPS e.V., www.schwips-cologne.de]. Projekten wie Stop-AIDS, die Schaffung des Regenbogen – Café HIVissimo, die erste Positiven-Frauengruppe und die Einbeziehung von Drogenabhängigen. Hinzu kommen noch die Publizierung der allgemein verständlichen MED-Info-Broschüre, die Einrichtung des Frauentelefons mit einer frauenspezifischen Beratungshotline, das Wohnprojekt Sandweg, die Lebenshaus-Stiftung, die schwule Gesundheitsagentur ,Check UP. Kritisch sehe ich das Projekt der Gruppe ‚Junge, schwule Positive‘. Meine Kritik, basierend auf persönlich gemachte Erfahrungen, über die Kölner Aidshilfe werde ich in einigen der nachfolgenden Passagen noch freien Lauf lassen.

Beginnen werde ich mit dieser mit Gruppe ,junger, schwuler Positiver. Ist es nicht völlig egal, ob jemand jung, schwul und HIV-positiv ist, oder alt, hetero und positiv? Nur weil der triebgesteuerte über 40-jährige Gruppenleiter die Nähe zu den ganz jungen Pobacken sucht, werden hier offensichtlich HIV-infizierte Menschen ausgegrenzt, die dummerweise das 30. Lebensjahr überlebt und schon längst überschritten haben. Werden die Nachwuchsschwuletten dann 30 Lenze jung, dürfen sie flugs die Gruppe, samt geschaffener neuer sozialer Bindungen und viel aufgebrachten Engagement, auf Nimmerwiedersehen verlassen. Gleiches gilt für jüngere Gruppenmitglieder, wenn sie es sich wagen sollten, innerhalb der Gruppe konstruktive Kritik zu üben, oder gar im Grufti-Outfit mit schwarz lackierten Fingernägeln aufzuschlagen. Geht’s noch?

Leider gilt für die hauptamtlichen Mitarbeiter, die überwiegend noch nicht einmal in Vollzeit beschäftigt werden können, häufig nur noch der eigene Arbeitsplatzüberlebenskampf und die zermürbende Bearbeitung der oft unsinnigen bürokratischen Verwaltungsabläufe. Wer zum Beispiel aus einem betreuten, ambulanten Wohnen wieder in ein selbstständiges Leben, mit einer eigenen Wohnung und einer unabhängigen Lebensführung, wechseln möchte und kann, muss alleine wegen der Beratungskosten-Übernahmeerklärung durch den Landschaftsverband Rheinland [LVR] einen ,nur 16-seitigen Fragebogen ausfüllen. In diesem werden unter anderem die Daten der Eltern und Großeltern hinterfragt, um diese gegebenenfalls an den entstehenden Integrationskosten mit heranziehen zu können. Diese Bürokratie erschwert vielen Antragsstellern den Schritt zurück in ein halbwegs normales und menschenwürdiges Alltagsleben. Wenn sie es in Einzelfällen nicht sogar unmöglich macht.

Im Wandel der Zeit bietet heutzutage gerade das Internet unzählige Möglichkeiten einer umfassenden, aktuellen und wissenschaftlich fundierten Information über das Thema HIV & Co. an. Wer beispielsweise bei Google die Begriffe HIV und AIDS eingibt, wird mit über 1,5 Milliarden [!] Einträgen regelrecht erschlagen. Trotz dieser zeitgemäßen Online-Angebote ist es erstaunlich, wie häufig nicht nur unsere jüngeren, sondern auch gereiften und nicht nur schwulen Männer gar kein, ein falsches oder ungenügendes Wissen über HIV und AIDS besitzen. Unter diesen Gesichtspunkten müsste gerade persönliche, unbürokratische und individuelle Beratung Priorität haben.

Sicherlich ist hier die Information interessant, dass die DAH über den Umweg der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung [BZgA] steuerfinanziert jährlich 3,5 Millionen Euro zum sinnlosen Verplempern erhält. Vielleicht machen sich die Damen und Herren in Berlin und Köln einmal Gedanken darüber, ob sie sich nicht korrekterweise künftig in AIDS-Beratung umtaufen lassen sollten. Ich persönlich finde es skandalös, dass diese enormen Geldmittel durch inzwischen unnütz gewordene Werbekampagnen und Verwaltungskosten praktische Hilfsangebote der übrigen regionalen AIDS-Hilfen unmöglich machen. Das ganze Blablabla der DAH hilft den am Existenzminimum lebenden HIV-Infizierten nichts.

Dank der staatlichen finanziellen Unterstützung und anderer Einnahmequellen bietet die Kölner Aidshilfe, die ich im Übrigen für eine der skrupellosesten Geldbeschaffungs- und -verschwendungsvereine in Köln halte, jedem Interessenten mehrfach im Jahr eine sogenannte Ehrenämterausbildung an, die sich über drei ganze Wochenenden verteilt. Nach erfolgreicher Teilnahme darf man [oder Frau] zu fast einhundert Prozent sicher sein, anschließend als eine auf ewig schlummernde Karteileiche verwaltet zu werden. Immerhin hat die Aidshilfe Köln für jeden neuen Ehrenamtler aus dem erwähnten Geldtöpfchen wieder einmal ein erkleckliches Sümmchen abkassiert.

Jetzt komme ich wieder auf das Thema über den Einsatz von ausgebildeten EhrenamtlerInnen der Aidshilfe Köln zurück. Mit etwas Glück erinnert man sich am Welt-AIDS-Tag wieder an seine Karteileichen-Ehrenamtler [boshafte schwule Zungen bezeichnen sie als Verwirrten-Helfer], um diese am 1. Dezember bei klirrender Kälte zum Einsammeln von Spenden zu aktivieren. Mit dem bei dieser Aktion erbettelten Geld von bis zu über 30.000 Euro leisten sie nur einen geringen Beitrag, um die enormen Personal-, Verwaltungs-, Raum- und Imagekosten der Aidshilfe Köln zu decken. Und wieder einmal geht der Kelch an den mit HIV Infizierten vorbei.

Als ein weiterer Kündigungsgrund wurde bei dem Kündigungsgespräch von der Vereinsführung angeführt, dass sich dieser ehemalige Mitarbeiter öffentlich bekannt hatte, HIV-positiv zu sein, was ihm aufgrund des Arbeitsvertrages jedoch ausdrücklich untersagt war! Da stellt sich mir doch glatt die Frage, ob die Deutsche Krebshilfe ihre Mitarbeiter, falls diese an Krebs erkranken sollten, fristlos entlässt? Das Einstampfen dieses Imagekatalogs hat im Übrigen nur schlappe 50.000 Euro Steuergelder verschlungen! Neben diesem Betrag kommen dann noch Dutzende von hauseigenen Informationsbroschüren mit dem Logo und Schriftzug der Aidshilfe Köln hinzu. Obwohl sie diese mit identischen Inhalten direkt und kostenlos bei der DAH in Berlin hätte beziehen können.

Leider komme ich auch bei dem Thema des Kölner Lebenshauses nicht drumherum, die AH Köln massiv zu kritisieren. Da ich einige Bewohner und Bewohnerinnen des Lebenshauses persönlich kenne und kannte, liegen mir verlässliche Informationen darüber vor, wie scheißegal der AH Köln deren Wohlbefinden am Herzen liegt, obwohl sie das Herz symbolisch in ihrem neuen Logo führt. Weder die immensen Spendengeldeinnahmen aus Veranstaltungen wie das ‚Sommerfest im Lebenshaus‘, die Veranstaltung ‚cover me‘, initiiert von Dirk Bach, die Spenden vom ‚Club 500‘ und die vieler anderer Spender reichen aus, um der Handvoll von Bewohnern des Lebenshauses zum Geburtstag oder zu Weihnachten ein kleines Geschenk zu überreichen. In welche Töpfe diese Gelder dann fließen, kann ich mir gut vorstellen: Wieder einmal für den Erhalt der eigenen Arbeitsplätze!


Schwulenwitz 16:

Der Zahnarzt will sich gerade über einen schwulen Patienten beugen und zu bohren anfangen, als er plötzlich aufschreckt. Arzt: „Kann es sein, dass sie ihre Hand an meinen Hoden haben?“ Der Schwule: „Genau, Herr Doktor. Und wir wollen uns ja nicht gegenseitig wehtun, oder?“


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