Tunten – Aufzucht und Pflege
Kapitel 7: Intolerante Pomeranzen
Intoleranz zieht sich durchs Schwulsein wie ein unschöner roter Faden – mal von außen, mal von innen. Während man die Ablehnung konservativer Katholiken, verbohrter Moslems oder rechter Scharfmacher noch erwartet, ist die Kälte innerhalb der eigenen Szene schwerer zu schlucken.
Bis in die frühen 80er gab es in Köln im Grunde nur eine schwule Gemeinschaft. Der Altersunterschied war das einzige Ausschlusskriterium – ansonsten lebte man in friedlicher Koexistenz. Wer damals ein Lokal betrat, tat das mit klopfendem Herzen und nervösem Blick über die Schulter. Hatte man es nach der Gesichtskontrolle durch den Türspion erst einmal ins Innere geschafft, beruhigte ein nach Pisse schmeckendes Kölsch die Nerven, und man konnte schnell in lockerer Runde mitreden. Keine Smartphones, keine Apps – nur echte Begegnungen.
Doch mit der gesellschaftlichen Öffnung kam auch die Zersplitterung: plötzlich gab es Seniorenkneipen, Plüschtier-Discos, Klatschcafés, Leder- und Bartbars, Schlampenkinos und stickige Stöhn-Oasen. Aus einer Gemeinschaft wurde ein Nebeneinander kleiner Zirkel, zwischen denen man als Szene-Pendler cruiste. Und während man von außen endlich mehr Toleranz genoss, begann innen ein schleichender Prozess der Ausgrenzung – die Intoleranz der Pomeranzen.
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Ich glaube nicht, dass die immer nach Toleranz krähenden Traumboys und Lesbienen es heutzutage noch schaffen, sich als geschlossene Gruppe in der Öffentlichkeit zu präsentieren! Wer sich beispielsweise die Sonntagsparade des Kölner CSD genauer anschaut, stellt fest, dass gerade die jüngeren verzauberten Rosettenprinzen demonstrativ zur Schau stellen, dass sie lieber unter sich bleiben und von einer Community weit entfernt sind. Dazu folgendes Beispiel: Unter den rund 90 Paradewagen beim letzten Kölner CSD war zum Beispiel eine Gruppe mit dem so wohlklingenden Namen ‚GayUnion e. V.‘. Nach eigenen Angaben in ihrer Internetpräsenz ist er „eine wichtige Größe und die bedeutendste meinungsbildende Organisation für homosexuell orientierte Menschen bundesweit.“ Erklärtes Ziel des Vereins soll die vorbehaltlose Akzeptanz und kompromisslose Integration homosexuell orientierter Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft sein. Toll! Könnte man meinen. Beim Lesen kamen mir fast die Tränen der Rührung ob der so hehr beschriebenen Ziele, wobei ich mir gleich erlaubte, die gravierenden Grammatikfehler zu korrigieren.
Doch wenn ich mit meinem kritischen Blick etwas genauer auf die Homepage schaue, lese ich immer noch das Vereinsmotto: ‚Gemeinschaft im realen Leben‘. Dieses wird im gleichen Atemzug dadurch untergraben, dass es in der Vereinsstruktur einen Jugendrat mit zehn Mitgliedern gibt, die aber mit Erreichen des 28. Lebensjahres rausgeschmissen werden. Wenn ich dann noch lese, dass man Kindern >!!!<, die sicher nicht zu den ‚homosexuell orientierten Menschen bundesweit‘ gehören dürften, unter anderem ‚demokratische Entscheidungsstrukturen‘ näher bringen will, riecht das für mich eher danach, dass sich hier Pädophile einen allgegenwärtigen Marktplatz für ihre Schandtaten geschaffen haben! Da Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sagen, schaue ich mir auch diese auf der Homepage genauer an. Und was sehe ich auf den Fotos im Onlinemedium? Vor Lebensfreude explodierende, in die Luft springende, breitmaulfroschähnlich grinsende Teenies beiderlei Geschlechts! Nicht ein einziger der online zur Schau gestellten Geisterbeschwörer auf den Fotos ist offensichtlich älter als ein Vierteljahrhundert! Soviel zum Thema ‚in allen Bereichen der Gesellschaft‘. Aber bitte keine alten Säcke und Gesichtsfrikadelln!
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Interessant ist in diesem Zusammenhang eine internationale Studie, wonach Pädophile, die sich an Jungen vergehen, nach einer Bestrafung eine höhere Rückfallquote haben als solche, die sich an Mädchen vergehen. Diese liegt immerhin zwischen 40 und 50 %! Auf die vielfältigen, lebenslang spürbaren psychischen Folgen für die betroffenen Kinder möchte ich als selbst betroffenes Missbrauchsopfer in meiner frühen Kindheit nicht näher eingehen. Ich kann nur an alle appellieren, schon bei einem begründeten Verdacht sofort das Jugendamt und/oder die Strafverfolgungsbehörden >auch anonym< zu informieren. Zum Glück werden viele Pädophile aufgrund der Strafverfolgung und der gesellschaftlichen Ausgrenzung nicht straffällig oder begehen, als rechtskräftig Verurteilte, im Glücksfall, im Knast Suizid. Für mich ist das eines der ganz wenigen Beispiele, wo Intoleranz und Ausgrenzung etwas Positives für die potenziellen Opfer bewirken.
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Bei den nachfolgenden Themen werde ich mich bemühen, sie so kurz und verständlich wie möglich zu halten, ohne Gewähr für ihre wissenschaftliche Korrektheit. Ich beginne mit einer weiteren seltenen Spezies, die nichts mit einer sexuellen Orientierung und wegen ihrer Tabuisierung sowohl in der heterosexuellen als auch in der homosexuellen Welt oft auf Ablehnung stößt: Im Volksmund Zwitter, in der Medizin ‚Hermaphrodit‘ genannt. Dabei handelt es sich um geschlechtlich nicht eindeutig zuordenbare Menschen, die beide echten Geschlechtsmerkmale, also Penis und Vagina, besitzen.
Jetzt wird es selbst für mich kompliziert: Bekanntlich wird bereits im Mutterleib oder kurz nach der Geburt fremdbestimmt entschieden, ob wir nach der ersten visuellen Inaugenscheinnahme unserer äußeren Geschlechtsmerkmale künftig als Junge oder Mädchen durchs Leben tapsen dürfen. Weisen wir fatalerweise bei unserer Geburt die Merkmale von zwei normalerweise voneinander getrennten Geschlechtsteilen auf, also Lötkolben und Muschi, so spricht man in der Regel von Zwittern und nicht von Transgendern. Bei Zwittern steht die tatsächliche Zweigeschlechtlichkeit im Vordergrund. Unter uns leben in Deutschland schätzungsweise 80.000 Menschen, denen Mutter Natur übel mitgespielt hat.
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Wie ich bereits mehrfach kritisch angemerkt habe, stellen Schwule, Lesben und Bisexuelle eine gesellschaftliche Minderheit dar. Innerhalb dieser Minderheit entstehen mit medialer Unterstützung in den letzten Jahren immer weitere Minderheiten, bis wir an einem Punkt angelangt sind, an dem diese Minderheiten gesellschaftlich keine Rolle mehr spielen. Was das Transsein betrifft, so habe ich den Verdacht, dass gerade pubertierende Jugendliche, die in den sozialen Netzwerken aktiv sind, es plötzlich schick finden, sich als trans zu bezeichnen. Für viele von ihnen scheint diese ‚Mode‘ nur ein Mittel zu sein, um ihre Eltern mit dieser neuen Erkenntnis zu schockieren. Gut, das ist das Recht der Jugend. Waren es bei mir die langen Haare, das schrille Outfit und die frisierten Mopeds, so ist es bei der Generation XY und Z die Konfrontation der Eltern mit dem Wunsch, nicht mehr Otto, sondern Ottilie genannt zu werden. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Aber wer schützt unsere Kinder davor, sich nicht so tief in ihre vermeintliche Transsexualität zu stürzen und sich einer irreversiblen Geschlechtsumwandlung zu unterziehen?
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Wunderhübsche Transmenschen, die vom weiblichen oder männlichen Original kaum zu unterscheiden sind, findet man häufig im asiatischen Raum, besonders zahlreich im sexotischen, buddhistischen Königreich Thailand. Bei ihrem exotischen Anblick dürfte so manchem eingeflogenen, sex- und teeniebesessenen Single-Hetero-Pimmel-Rambo >kurz SHPR< im Tripper-Jumbo nicht nur das Wasser im Munde zusammenlaufen, sondern auch der gelblich-weiße Eierlikör im stets chronisch unterversorgten, dafür aber oft hygienisch einwandfrei epilierten Eierwärmer. Meist handelt es sich bei diesen Tag- und Nachtgrazien um sogenannte ‚Shemales‘, die in Thailand ‚Katoeys‘ und in Deutschland auch ‚Schwanzladies‘ oder ‚Ladyboys‘ genannt werden. Der Begriff Shemale bezeichnet überwiegend männliche Personen, die >überwiegend unfreiwillig< in Frauenkörpern leben. Selbst Experten können sie kaum noch von biologischen Frauen unterscheiden. Sie zählen nicht nur in Thailand zu den schönsten ‚Frauen‘ dieser Erde. Zumindest bis auch bei ihnen der Lack ab ist.
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Den einschlägigen Hilfsorganisationen sind Hunderte von Fällen bekannt, in denen nicht-transsexuelle Jungen und Mädchen von ihren Eltern oder der sie umgebenden Gesellschaft unfreiwillig zu Shemales gemacht werden, weil sich als Shemale für fernöstliche Verhältnisse viel Geld verdienen lässt. Noch während der Pubertät müssen viele von ihnen eine Hormonbehandlung über sich ergehen lassen. Ob diese Opfer dann später der Prostitution in den thailändischen Sexhochburgen in Bangkok, Phuket, Pattaya oder Koh Samui wirklich lieber entfliehen würden, um dort als richtige Männer und Frauen in normalen Berufen zu arbeiten, entzieht sich meiner Kenntnis. Was aus den alternden Shemales wird, darüber habe ich trotz umfangreicher Recherchen im Internet gleichfalls keine Informationen erhalten. Dafür ist bekannt, dass Geschlechtsumwandlungskliniken im toleranten Thailand sowie spezialisierte Dienstleister, Hotels, einschlägige Bars und Clubs mit Ladyboys auf ihren Plakaten werben und inzwischen jährlich Millionen von Pink Dollars mit heterosexuellen, schwulen, lesbischen, bi-, inter- und transsexuellen Touristen verdienen.
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Bei den zuvor erwähnten Randgruppen ging ich stets davon aus, dass sie ihr angeborenes, oft aber auch verhasstes Geschlechtsmerkmal nicht ablegen wollen. Weder ‚normale‘ Lesben und Schwule, noch ‚normale‘ Heteros können sich vorstellen, welchem Leidensdruck und welcher Stigmatisierung dieser Personenkreis ausgesetzt ist, bis eine operative Geschlechtsangleichung durchgeführt werden kann. Da stellt sich mir die Frage: Was ist schon normal? Die zweifelhaften Seelenklempner >welcher fragwürdige Berufsstand auch sonst?<, unterscheiden zwischen CDs >in diesem Fall sind nicht die kleinen, runden, silbernen Scheiben gemeint, sondern die sogenannten Cross-Dresser, also Männer und Frauen, die gelegentlich in die Kleidung und in die Rolle des anderen Geschlechts wechseln< und in der nächsten Steigerungsform dann CDs mit zusätzlich starken Transgender-Gefühlen.
In der psychoanalytischen Klassifikation folgt auf sie ein kleiner Kreis von CD mit ausgeprägtem Transgender-Gefühl. In der psychologischen Klassifikation folgt auf diesen Kreis ein noch kleinerer Kreis von Transgender-Personen, die keine Geschlechtsumwandlung durchführen lassen. Dieser schließt sich mit den wenigen Transgeschlechtlichen, die sich früher oder später für eine irreversible operative Geschlechtsumwandlung entscheiden. Am 01.01.1980 trat in der Tuntenrepublik Deutschland das Transsexuellengesetz >TSG< in Kraft. Es legt in besonderen Fällen neben der Änderung des geschlechtsspezifischen Vornamens auch die Geschlechtszugehörigkeit fest. Allein hierfür muss eine transsexuelle Person, die eine Geschlechtsangleichung anstrebt, zwei Gutachten vorlegen. Des Weiteren muss nachgewiesen werden, dass die Person seit mindestens drei Jahren unter dem Zwang steht, entsprechend ihren Vorstellungen zu leben, und dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu erwarten ist, dass sie oder er es sich noch einmal anders überlegt. Bevor mir der Dampf aus den Ohren kommt, lege ich eine kleine künstlerische Pause ein.
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Zum Thema Toleranz und Ausgrenzung ist für jeden Hetero sicherlich die gar nicht so dumme Überlegung ganz interessant, warum sich die Tucktucks sehr oft die Frage gefallen lassen müssen: „Wann hast du eigentlich gewusst, dass du schwul bist?“ Wurde jemals ein Hetero von einem Schwulen gefragt: „Wann hast du eigentlich gewusst, dass du hetero bist?“ Tatsache ist, dass die Gesellschaft Menschen seit Jahrhunderten heteronormativ erzieht. Was zur Folge hat, dass Individuen, die ‚anders‘ sind und aus dieser Zwangsnorm >die oft einen erzkonservativen religiösen Hintergrund hat< herausfallen, oft mehr oder weniger toleriert werden. In der Welt der Vagina-Sympathisanten werden wir in der Regel auch heute noch als abnorm angesehen. Noch schlimmer trifft diese Verachtung einer selbstbestimmten Sexualität, ausgerechnet aus Kreisen der Mösen-Boykotteure >die ich nicht gerade als Ausgeburt der Toleranz erachte< wiederum die krisengebeutelten Transen.
Verrückt, wie ich bin, kommt mir gerade folgender Gedanke: Wie bunt, schräg und anders sähe unsere Welt aus, wenn es gesellschaftliche Norm wäre, dass >fast< alle Männer homosexuell ist? Das ist doch sicherlich ein äußerst interessanter Gedanke! Oder nicht? Hungersnöte, Überbevölkerung und Kinderarmut wären in dieser ficktiefen Welt dann garantiert Fremdwörter. Die Minderheit der Heterosexuellen würde deutlich weniger Kinder zeugen, da sie der gesellschaftlichen Ächtung von queeren Völkern ausgesetzt wären. Hier mag man an dieser Stelle gar nicht in paradiesische Sphären weiterdenken, denn es würde sich glatt der längst verloren geglaubte Garten Eden oder die sagenumwobene versunkene Inselwelt von Atlantis auftun. Die Herren im Vatikan könnten ihre latente Homosexualität endlich frei ausleben, ohne sich dafür groß verwandeln zu müssen. ‚Voll schwul‘ wäre dann für jeden Erdling ‚voll cool‘.
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Als Transvestiten werden Personen bezeichnet, die >aus welchen Gründen auch immer< freiwillig Kleidungsstücke tragen, die normalerweise nicht dem eigenen Geschlecht zugeordnet werden. Dies gilt sowohl für Männer, die sich in der Öffentlichkeit optisch als Frau ausgeben und sich auch so fühlen, als auch für Frauen, die sich in Männerkleidung wohlfühlen. Dass es nicht einfach ist, aus einem unattraktiven Mann eine gut aussehende, exzentrische Diva zu machen, davon kann jeder Transvestit ein Liedchen trällern. Heute kaum mehr vorstellbar: In der Zeit von 1909 bis in die 1950er Jahre konnten sich Transvestiten einen amtlichen ‚Transvestitenschein‘ ausstellen lassen, der sie vor polizeilicher Verfolgung schützen sollte. Da fällt mir soeben ein alter Transenwitz ein: „Vati, was ist eine Transe?“ „Das weiß ich nicht, da musst du deine Mutter fragen, der weiß das.“
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Viele Travestiekünstler sind verheiratet, gehen tagsüber einer geregelten Arbeit nach und führen vor und nach ihren Auftritten ein ganz normales Leben. Im Gegensatz zu Transsexuellen sind sie gefragte Künstler, die ein breites Angebot zwischen Humor und Gesang präsentieren. Daher werden sie seltener mit dem Thema Intoleranz und Ausgrenzung konfrontiert. Guten Künstlern gelingt es während ihrer Darbietungen sogar, hartgesottene Heteros zum Heulen zu bringen. Oft treten Travestiekünstler auch zu zweit oder im Rudel auf. In ihren Bühnenprogrammen imitieren Künstler gerne Stars, parodieren sie oder erschaffen eigene Figuren. Manchmal werden auch nur einzelne Verhaltensweisen der Stars in die eigene Darstellung eingebaut. Travestiedarbietungen sind oft sehr witzig und enthalten mehr oder weniger derbe sexuelle Anspielungen.
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Obwohl es die schwulen Poritzenlecker waren, die in der Vergangenheit stets am lautesten nach Toleranz schrien, sind es ausgerechnet sie, die diesen Begriff in ihrer eigenen schwulen Lebenswelt fast täglich mit Füßen treten. Ausgrenzung in jedweder Form ist einfach nur armselig und spiegelt die eigene Unfähigkeit wider, Toleranz nicht nur zu predigen, sondern auch zu leben. Anstatt nach dem liberalen Motto ‚Leben und leben lassen‘ zu handeln, haben sich die Helden der einäugigen Pobackenmonster und Designerschlongs in der Regel zu bedauernswerten Egomanen entwickelt. Das hat nicht selten zu einem krankhaft übersteigerten Selbstbewusstsein mit einhergehendem Größenwahn geführt. Leider sind Aufrichtigkeit, Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit, Solidarität und Verantwortungsbewusstsein auch heute noch nicht die Regel in unserer Gesellschaft. Und auch für die meisten meiner schwulen Klemmschwestern, die sich gelegentlich in meinem Dunstkreis aufhalten, sind diese Begriffe häufig Fremdwörter.
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Während es dem Club der Waschbrettbauch-Fetischisten nur auf den möglichst unbehaarten oder rasierten männlichen Unterleib ankommt, begrüßt der ‚Club der Muskelzucht‘ seine zukünftigen Mitglieder in seiner Headline mit der Zeile: ‚Willkommen im Club für Züchter und Sportler/Bodybuilder/Kraftsportler!‘ Nee, ist klar! Da der Schwachsinn in der schwulen Welt bekanntlich keine Grenzen kennt, hätte ich unter der Rubrik ‚Körperkult‘ bei GR noch folgende erwähnenswerte Auswahlclubs im Angebot: den ‚Club der Körperhaarliebhaber‘ und den ‚Club Silicon Valley‘, in dem sich die an Schönheitswahn kaum zu überbietenden Louis-Vuitton- und Gucci-Tucken darüber austauschen können, welche Schönheitskorrektur in ihrer Szene gerade angesagt ist. Im Diskussionsforum stehen neben Profilkorrekturen auch Stirn-, Gesichts- und Nasenliftings oder das Fettabsaugen ganzer Körperregionen zur Auswahl. Was ich in ihrem Diskussionsforum allerdings vermisst habe, ist die sicherlich viel notwendigere Korrektur der fehlerhaften Signalübertragung ihrer Synapsen.
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Da ich im Laufe der Jahrzehnte gelernt habe, dass es nichts gibt, was es nicht gibt, erblickte ich kopfschüttelnd und irritiert einen weiteren geschlossenen Club, der sich schlicht ‚Bestattungen‘ nennt. Laut Clubgründer-Gruftie kann sich dort jeder anmelden, der den Beruf des Bestatters interessant und den modrigen Erdgeruch supergeil findet. Wer lieber in einem richtigen Sarg als in einem IKEA-Bett schläft, Trauerreden auswendig lernen möchte oder einfach Spaß an Begräbnissen hat, ist in diesem Club herzlich willkommen. Ich hätte mich ja bei den Kadaverliebhabern angemeldet, aber ich habe entschieden, meinen vom Leben und Alter gezeichneten Körper nach meinem Ableben weder skelettieren noch einäschern zu lassen. Selbst nach meinem Tod bleibe ich der Wissenschaft und der Nachwelt als plastiniertes Exponat >siehe Körperwelten.de< zu Anschauungszwecken international und ohne scheinheiliges Pfaffengeschwätz erhalten.
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Anstatt sich nur mit einem perfekt aussehenden Schönling zu schmücken, hat jeder selbstlose, mitmenschlich denkende Aufreißer die Möglichkeit, sich mit den Problemen behinderter Menschen auseinanderzusetzen, diese Personengruppe bewusst wahrzunehmen und im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten mit behinderten Menschen in Kontakt zu treten und ihnen Hilfe anzubieten. Das trägt sicherlich für jeden von uns dazu bei, das eigene Selbstwertgefühl zu steigern und vermittelt behinderten Menschen mehr Selbstwertgefühl. Es würde reichen, wenn jeder von uns eine Stunde im Monat opferte, um dazu beizutragen, dass die Barrieren für diese Gruppe nicht nur auf den Straßen, sondern auch in unseren Köpfen abgebaut werden.
So würde sich sicher kein schwuler Gang-Bang-Detlev einen Zacken aus der Krone brechen, wenn er statt stundenlang und womöglich vergeblich triebgesteuert durchs Cruising-Gelände zu galoppieren, eine Stunde lang einem stark sehbehinderten oder blinden Mitmenschen beim Einkaufen helfen würde. Oder einem Rollifahrer eine Stunde lang an der frischen Luft zuzuhören oder eine Stunde seines gesunden und vitalen Lebens mit einem Taubstummen oder Gehbehinderten zu teilen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich nicht um Mitleid, sondern um wahre Anteilnahme an unseren behinderten Mitmenschen handelt.
Gerade behinderte Menschen sollten ermutigt werden, die modernen Kommunikationsmöglichkeiten des Internets zu nutzen, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Denn sie ermöglichen es ihnen, eine Verbindung zur Außenwelt aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. Es ist nicht schwer, Menschen, die offen mit ihrer Behinderung umgehen, zu ermutigen, das Internet zu nutzen. Schließlich spricht auch nichts dagegen, wenn ein gutaussehender Glückshase trotz eines sichtbaren Lippen-Kiefer-Gaumenspalts einen anderen Hasiblasi findet, mit dem er nicht nur rammeln, sondern auch ein Leben lang leidenschaftlich knutschen und kommunizieren mag.
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Wie geisteskrank homophobe Priester aus dem abendländischen Kulturkreis hingegen sein können, schildere ich an folgendem Beispiel, das einem Bericht der Blindenzeitung ‚BILD‘ vom 14.10.2008 entnommen ist: Der Londoner Gottesmann Peter Mullen, zu diesem Zeitpunkt 66 Jahre alt und offensichtlich hoffnungslos verkalkt, warnt darin eindringlich vor Sodomie. Im weiteren Verlauf des Artikels fordert er, dass alle Schwulen ihren Allerwertesten mit einem Tattoo mit der Aufschrift ‚Sodomie kann töten‘ verzieren und auf dem Kinn das für jeden sichtbare Kainsmal ‚Fellatio tötet‘ prangen lassen sollen. Dieser geistig umnachtete Geistliche stand bereits in der Kritik, weil er den CSD verbieten lassen wollte. Er ist der Meinung, dass diese ‚obszönen Veranstaltungen die Jugend gefährden. Sicher ähnlich dem Passivrauchen im Freien?
Möge Gott der Gerechte ihm in den ewigen Jagdgründen den rechten Weg offenbaren! Sofern es diesen tatsächlich geben sollte. Was ich stark anzuzweifeln wage. Kleine Anmerkung meinerseits: Opi Peter scheint noch nicht gerafft zu haben, dass der Begriff Sodomie heute perversen Geschlechtsverkehr mit Tieren meint. Selbst im Beschluss des Konzils von Arles im Jahr 1275 bezieht sich die Sodomie nicht nur auf die Ausübung gleichgeschlechtlicher Wollust, sondern wörtlich: „Die sich im unbesonnenen Übermut vornehmen, mit einer Jüdin, einer Sarazenin oder einem wilden Tier zu verkehren oder sonst etwas gegen die Natur gerichtetes.“ Noch Fragen? Gelobt sei Jesus Christus?
– Ende –
Schwulenwitz 7:
Liegen zwei Schwule am Strand. Einer lässt furchtbar einen fahren. Sagt der andere entrüstet: „Du Verschwender! Das wäre doch noch ein Lungenzug gewesen.“
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