= L E S E P R O B E =

Tunten – Aufzucht und Pflege

Kapitel 10: Bordsteinschwalben und Hobbyhuren

Die männliche Form der Prostitution dürfte ebenso alt sein wie die weibliche. Schon Augustinus von Hippo >354 bis 430 n. Chr.<, Philosoph, christlicher Theologe und Kirchenlehrer, auch >der Erhabene< genannt, sagte dazu: „Nimm die Huren aus dem menschlichen Verkehr, und du wirst alles durcheinander bringen.“ Den männlichen Bordsteinschwalben und Hobbyhuren ist gemein, dass sie ihren Körper gegen ein mehr oder weniger fest vereinbartes Honorar und nur zeitlich limitiert anbieten, wozu sie als einzige zweibeinige Betriebsinvestition lediglich ihren Mund, ihre Hände und/oder ihre Glutealregion benötigen. Sie sind quasi Handlungsreisende in Sachen Homo-Sex und kommen im Gegensatz zu ihren weiblichen Prostituierten in der Regel ganz prima ohne Zuhälter aus. Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten zwischen weiblicher und männlicher Prostitution.

Da weibliche Sexarbeit und der seltene Fall männlicher Prostitution zugunsten der Damenwelt hier nicht mein Thema ist, widme ich mich einer äußerst seltenen und in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen Unterart unserer Spezies: Die männlichen Anbieter sexueller Dienstleistungen, die es auf dem schwulen Markt der käuflichen Liebe gleich in zwei Varianten gibt: Stricher und häufig als Escorts getarnte männliche Prostituierte. Gemein ist beiden, dass sie ihren Körper samt Zubehör für erotische und/oder sexuelle Interaktionen gegen materielle oder immaterielle Bezahlung anbieten.

Den ersten Abschnitt dieses Kapitels widme ich den Strichjungen, die in der Regel extrem lichtscheu sind und überwiegend gesellschaftlicher Ächtung unterliegen. Und dies selbst bei den angeblich so liberalen schwulen Rosettenknechten. In der Hierarchie der Prostitution stehen sie zudem, rein gedanklich, in der untersten Schublade der Community. Weitere Berufsbezeichnungen dieser meist sehr jungen Männer sind Hartgeldnutte, Lustknabe, Strichjunge oder Puppenjunge. Der heute nicht mehr gebräuchliche Begriff des Puppenjungen findet sich im Verhörprotokoll des im vorigen Kapitel erwähnten deutschen Serienmörders Fritz Haarmann.

Ich persönlich vertrete die Auffassung, dass jeder von uns käuflich und alles nur eine Frage des Preises ist. Ein Paradebeispiel sind für mich karrieregeile Politiker und alle anderen Arschkriecher. Abgesehen vom erotischen und sexuellen Akt sehe ich da keinen großen Unterschied. Ist es nicht auch eine Form der Prostitution, wenn sich eine Dame von Welt herausputzt, um ihrem heimlichen Galan bei einem sündhaft teuren Dinner mit anschließendem Theaterbesuch ins Ohr zu säuseln, wie gerne sie auch so einen schicken Hermelinmantel hätte, wie ihn Frau Oberstudienrätin Dr. Nimmersatt trägt? Und erst nach der Zusage im Hotelzimmer brav die Beine breit macht?

Oder der schleimige Angestellte mit seinem unwiderstehlichen Sonntagsgrinsen, der zum Chef marschiert und um eine kleine Gehaltserhöhung bettelt? Ist es nicht auch eine Form der Prostitution, wenn der Herr Würdenträger der alten Dame ihr Vermögen für angeblich gemeinnützige Zwecke abschwätzt? Wenn sich der Bürgermeister vom Bauunternehmer für den Fall der Auftragsvergabe einen 14-tägigen Urlaub in der Karibik versprechen lässt? Prostitution ist für mich grundsätzlich alles, was dem Zweck dient, einen Vorteil in Form von Sach- oder Geldleistungen zu erlangen. So konditioniert wissen schon die Kleinsten: Wenn sie besonders folg- und gehorsam sind, gibt es auch besondere Zuwendungen.

Die folgenden Aussagen stammen aus der Website von Looks: Jungs, die anschaffen, finden bei Looks eine offene und vorurteilsfreie Atmosphäre, in der sie Beratung und Hilfe bei der Lösung ihrer Probleme nachfragen können. Unterstützende Angebote können sowohl auf eine Verbesserung der Lebenssituation in der Prostitution und die Sicherung der Grundbedürfnisse als auch auf die Entwicklung alternativer Lebensperspektiven abzielen. Durch diese offene Grundhaltung erfahren viele Jungs zum ersten Mal eine vorurteilsfreie Anerkennung ihrer Person. So entsteht eine vertrauensvolle Beziehung zu den Jungs als Voraussetzung für weitere Hilfen. Durch das gemeinsame Herausarbeiten der individuellen Stärken und Fähigkeiten mit den Sozialarbeiter/innen werden Lösungsstrategien entwickelt und umgesetzt. Looks hilft unbürokratisch, anonym, individuell und ohne Verpflichtung für den Hilfesuchenden.

Looks und einige andere Organisationen bieten neben vertraulichen und persönlichen Gesprächen auch Internet, Verpflegung, Übernachtungsmöglichkeiten, die Benutzung von Waschmaschinen, kostenlose Kondome und vieles mehr an. Bei sexuell übertragbaren Krankheiten steht den Prostituierten in der Regel ein Amtsarzt oder eine Amtsärztin bei den örtlichen Gesundheitsämtern kostenlos zur Verfügung. Bei allen anderen Erkrankungen haben die Strichjungs in der Regel ein großes Problem, da sie sehr häufig nicht krankenversichert sind. Hier versuchen entweder die zuvor genannten Hilfsorganisationen, einen Arzt zu vermitteln, der die Behandlung gratis durchführt, oder der Prostituierte ist gezwungen, sich entweder von einem Bekannten oder einem seiner regelmäßigen Freier eine Versichertenkarte zu leihen, um sich die notwendige medizinische Versorgung zu sichern. Dies ist jedoch strafbar.

In Ausnahmesituationen können aber auch unklare Absprachen zwischen den Beteiligten zu Gewalt vor, während oder nach dem Geschlechtsakt führen. So geschehen sicherlich bei den beiden Prominentenmorden durch Stricher an dem >bayerischen Volksschauspieler< Walter Sedlmayr >1926 bis 1990< und dem bizarren Münchner Modedesigner Rudolph Mooshammer >1940 bis 2005<. Wenn bei dem Mooshammer-Mord in der Presse zu lesen war, dass sein Mörder lediglich 2.000 Euro für eine Voyeur-Nummer von Mosi erhalten sollte, so gehört das für mich ins Reich der Utopie. Diese Summe erhält nicht einmal der beste deutsche und hemmungsloseste Callboy für eine zirkusreife Glanzbettnummer. Mooshammer dürfte die üblichen Preise im Münchner Strichermilieu sicherlich bestens gekannt haben und wusste, dass er für diesen weit überzogenen Betrag locker 20 und mehr Stricher auf einmal hätte einladen, bewirten und befummeln können.

Nicht von der Hand zu weisen ist hingegen die Tatsache, dass der Stricher aufgrund seiner sozialen Herkunft häufig über ein hohes Maß an krimineller Energie verfügt. Wer sich ins Strichermilieu begibt, darf durchaus damit rechnen, früher oder später auf den Klau-Stricher zu treffen. Dabei handelt es sich um junge Männer, denen es nicht darum geht, sich dem Freier wegen Sex oder Geld anzubiedern, sondern die nach Gelegenheiten Ausschau halten und versuchen, ihre ahnungslosen Opfer zu bestehlen.

In der Kölner Altstadt dürfte ihre Anzahl höher sein als die der normal anschaffenden Jungs. Dem Klau-Stricher ist es dabei egal, ob er seine Tat in der Gaststätte oder in der Wohnung des Freiers begeht. Empfehlenswert bleibt hier dem Freier, nur soviel Geld bei sich zu haben, wie er bereit ist an diesem Tag/Abend auszugeben, auf das Tragen seiner Statussymbole zu verzichten und seinem zweifelhaften Vergnügen möglichst nur außerhalb seiner eigenen Behausung nachzugehen. Grundsätzlich gilt auch hier: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.

Während der Ausübung ihrer Tätigkeit halten sich männliche Prostituierte häufig in der Nähe von Bahnhöfen und Flughäfen in Großstädten, auf den wenigen einschlägigen Straßenstrichen oder in dafür bekannten Stricherlokalen auf. Aber auch öffentliche Schwimmbäder, die Umgebung öffentlicher Toiletten, einschlägige Parks oder Kaufhäuser mit einer Playstation sind Orte, an denen sie darauf hoffen können, von älteren Herrschaften auf ihre Dienste angesprochen zu werden. Die Szene-Gastwirte, Stricherkollegen und Freier ersetzen dem Stricher dann häufig die Familie. Dies allerdings mit klaren Grenzen.

So kann ein Stricher nicht mit der Unterstützung des Wirtes rechnen, wenn er kriminelle Handlungen begangen hat. Häufig ist der Gastwirt nämlich der kompetente Ansprechpartner für die Freier, wenn es um die Frage der Zuverlässigkeit der Jungen geht. An dieser Stelle darf nicht vergessen werden, dass es Freier gibt, die nicht nur den Sex suchen, sondern die Jungen brauchen, um ihrer eigenen Einsamkeit zu entfliehen. Womit sich dann zwei Menschen treffen, die ihren Faden des Lebens verloren haben.

So wurde er eines Tages von einem zahlungskräftig erscheinenden Kunden zu einem längeren Aufenthalt in eines der ältesten Hotels in der Kölner Altstadt eingeladen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt zwei Reisetaschen bei sich, in denen sich sein gesamtes Eigentum befand. Dieser Aufenthalt dauerte insgesamt etwa eine Woche, und neben Matthias befanden sich über die Zeit verteilt noch weitere Stricher im Zimmer. Dafür erhielt Matthias täglich 100 Euro plus Verpflegung und Unmengen an aufputschenden alkoholischen Getränken und Drogen. Nach Ablauf dieser Woche stellte sich jedoch heraus, dass seinem anonymen Kunden offensichtlich das Geld ausgegangen und spurlos verschwunden war.

Das hatte zur Folge, dass alle anwesenden Zimmerbewohner vom Hotelier des altehrwürdigen Hauses polizeilich vernommen wurden. Der Eigentümer war jedoch nicht bereit, den Jungs, die gesetzlich gar nicht Mieter des Zimmers waren, deren Habseligkeiten auszuhändigen, solange die offene Hotelrechnung nicht vollständig beglichen war. So verlor Matthias sein gesamtes Hab und Gut und stand nach dieser fragwürdig exzessiven Partywoche wieder völlig mittellos und ohne Geld auf der Straße. In dieser für jeden anderen ausweglos erscheinenden Situation dachte er für sich in kölscher Lebensart: Wat fot is, is fot.

Leider versuchen immer wieder skrupellose und nur auf ihren eigenen Vorteil bedachte Freier, einen bestimmten Jungen mit dem Versprechen einer besseren Zukunft langfristig an sich zu binden. Dazu gehört das Angebot, sich nicht mehr um Kost, Logis, Krankenversicherung, Gesundheit und eventuell notwendige Dokumente bei den verschiedenen Behörden kümmern zu müssen. Lassen sich die Jungs unter der Bedingung, nicht mehr anschaffen zu müssen, darauf ein, erleben sie nach relativ kurzer Zeit, dass das Interesse des vermeintlichen Retters erloschen ist und er sie wieder auf die Straße setzt. Womit sie wieder dort landen, wo sie hergekommen sind: auf dem Strich. Und sie lernen einmal mehr, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt. Besonders hart kann es männliche Prostituierte aus Nicht-EU-Ländern treffen, wenn sie sich in der Hoffnung auf ein dauerhaftes Bleiberecht durch Heirat oder Verpartnerung in eine absolute Abhängigkeit >Sklaverei< begeben. Eine Perversion, die es auch unter den Stinos gibt.

Die Blütezeit der allermeisten jungen bis sehr jungen Strichjungen liegt zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr, während der Mann auf Abruf, der Escort, in der Regel erst mit 18 Jahren seine Karriere beginnt. Bleibt der meist schlanke und/oder muskulöse Callboy bei der Stange, kann er bei anhaltender Attraktivität seinen Beruf, insbesondere im Sado-Maso-Bereich, bis ins hohe Alter von weit über 35 Jahren ausüben. Kaum zu glauben, aber wahr: Hier und da bieten auch ältere und/oder stark übergewichtige Männer ihre Dienste für speziell interessierte Kunden an. Im Folgenden werde ich weitere Unterschiede zwischen einem billigen Mietstecher und einem exklusiven Escort aufzeigen.

Während ein Callboy regulär auf einer vorher festgelegten Barzahlung besteht, lässt sich ein Stricher für seine Dienste auch schon mal mit Alkohol und/oder Drogen, einer kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit, dem Kauf von oft minderwertiger Kleidung oder einer mehr oder weniger üppigen Mahlzeit in einem Schnellrestaurant entlohnen. Grundsätzlich gilt jedoch, dass ein schlaksiger, breitbeiniger Wanderpokal deutlich preiswerter zu haben ist als sein Kollege, der nicht nur einen >überwiegend< perfekt symmetrischen Körper, sondern auch einen professionellen Service bietet.

Die wohl anspruchsvollste Klientel für beide Gruppen sexueller Dienstleister dürfte der gleichgeschlechtlich orientierte ‚Geiz-ist-geil-Freier‘ sein. Und das aus folgenden Gründen: Erstens, weil er der Meinung ist, dass, wenn er schon für Sex bezahlt, gefälligst das  ,volle Programmerwartet. Zweitens: Weil er sich von den Ackergäulen keinen Orgasmus vortäuschen lässt. Drittens: Verlangt er, dass die vereinbarte Stoßzeit korrekt einzuhalten ist. Viertens: Diese Proleten versuchen, trotz zuvor vereinbartem Festpreis, den selbigen mit den Argumenten zu drücken, dass sie Sex in einschlägigen Saunen, Pornokinos, öffentlichen Toiletten oder in Marokko, fast zum Nulltarif bekämen. Da stellt sich mir die Frage: Warum geht/fliegt er nicht gleich dahin?

Obwohl ich persönlich noch nie in meinem Leben mein mühsam erspartes Geld bei weiblichen oder männlichen Prostituierten ausgegeben habe, habe ich im Laufe der Jahre hier in Köln unter anderem auch fundierte Kenntnisse über den Alltag von Strichern erworben, die ihren Körper für meist erbärmlichen, aber billigen Sex verkaufen. In den folgenden sehr traurigen Tatsachenberichten schildere ich den Fall eines damals erst 14-jährigen Jungen aus Mönchengladbach, der gerade seinen Hauptschulabschluss gemacht hatte und bis dahin ein ruhiges, unauffälliges und sympathisches Kerlchen war. Ich nenne ihn Matthias H., der, als sich unsere Wege zum ersten Mal kreuzten, 19 Jahre jung, etwas 175 cm groß und von normaler Statur war.

Unser Altersunterschied betrug damals nur 36 Jahre und ich ahnte nicht, welch menschliche Tragödie mich dreieinhalb Jahre meines Lebens begleiten würde. Ein Leben zwischen Höhen und Tiefen, Gelassenheit und Wut, Himmel und Hölle, Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Leid. Euphorie und Depression, Loyalität und Unzuverlässigkeit. Mein Interesse an ihm war nicht nur von sexueller, sonderon vor allem von altruistischer Natur. Doch der Reihe nach.

Meine folgenden Schilderungen dienen als exemplarisches Beispiel einer zweifel- und schicksalhaften Karriere eines Sexarbeiters, die in Matthias’ Fall mit der Bekanntschaft eines anderen Minderjährigen begann, der bereits in einem Mönchengladbacher Porno-Etablissement mit Prostituierten beiderlei Geschlechts anschaffte. Dass sich der Betreiber damit gleich mehrfach strafbar gemacht hatte, schien diesen nicht sonderlich zu interessieren. Auch nicht, dass dort ungeschützter Geschlechtsverkehr praktiziert wurde. Matthias’ monatliches Nettoeinkommen betrug lediglich zwischen 500 und 700 Euro, da ihm der Rest für Kost und Logis abgezogen wurde.

Es war die Zeit, in der er auch zum ersten Mal in seinem Leben mit leichten Drogen in Berührung kam. Aus einem späteren Telefonat zwischen seiner Schwester und mir erfuhr ich, dass er mit 15 im Drogenrausch mit einer Axt auf seinen Vater losgegangen sein soll. Nach diesem Vorfall, bei dem der Vater glücklicherweise unverletzt blieb, brachen seine Eltern und Geschwister, von denen ein Bruder bereits Knasterfahrung hatte, mit ihm. Für Matthias war dies zugleich der Beginn einer zerstörerischen Abwärtsspirale.

Doch in Köln sollte sich an seiner Situation zunächst nichts verbessern, außer dass er sich fortan Mattes nannte. Neben nächtlichen Übernachtungs- und Mitschlafaufenthalten bei oft schlecht zahlenden, ekelerregenden Freiern, wechselnden mehr oder weniger gleichaltrigen Prostituierten oder privaten Sexorgien trieb er sich vor allem drogen- und alkoholvernebelt im Strichermilieu der Kölner Altstadt oder in der Schwulenszene herum. Da er aber inzwischen einen stark ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb entwickelt hatte, war ihm klar, dass er weiterhin mit seinem Körper Geld verdienen musste, wobei sich die Qualität der Freier im Vergleich zu seiner Düsseldorfer Zeit nicht verbesserte. Immer wieder sah er sich gezwungen, seine sexuellen Dienste für lächerliche 20 Euro anzubieten. Dies geschah meist in versifften Toilettenräumen oder in einschlägigen Pornokinos. Wenn es halbwegs gut für ihn lief, fand er auch den einen oder anderen geruchsresistenten Kunden, der ihm 50 und im Glücksfall auch mal 100 Euro anbot und ihn dafür entweder mit nach Hause oder in ein Hotelzimmer nahm.

Der zweite Teil meiner unwissenschaftlichen Abhandlung käuflicher ‚Liebe‘ widme ich den Callboys, auch Escorts, Begleiter oder Gesellschafter genannt. Ihr ‚Geschäftsmodell‘ mit überwiegend hetero- und bisexueller, seltener schwuler Klientel ist ein völlig anderes als das der Straßenprostituierten. Diese Lustmolche bevorzugen den seriös arbeitenden Phallusprofi, die gebotene Sicherheit, das angenehme Ambiente, eine angenehme Konversation und den Komfort, nach getaner Arbeit das Bad des Gastgebers benutzen zu dürfen. Besonders wichtig ist diesem Kundenkreis die gebotene Diskretion.

Einen Großteil der vereinbarten Zeit verbringen diese Gäste damit, über ihren Job, ihre Frau, ihre Kinder, ihre Schwiegermutter, ihren Hund oder ihren Papagei zu sprechen. Darüber hinaus sind sie froh, einen Gesprächspartner auf Augenhöhe gefunden zu haben, dem sie nicht nur ihre intimsten sexuellen Fantasien anvertrauen und gegen entsprechende Honorierung auch erfüllen können. Häufig gibt ihnen der Callboy das Gefühl, a) nicht schwul und b) nicht fremdgegangen zu sein. Ein seriöser Orgasmus-Assistent ist in der Regel darauf bedacht, dem Gast das Empfinden zu vermitteln, als Fremder gekommen und als Freund gegangen zu sein.

Die Blütezeit der allermeisten jungen bis sehr jungen Strichjungen liegt zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr, während der Mann auf Abruf, der Escort, in der Regel erst mit 18 Jahren seine Karriere beginnt. Bleibt der meist schlanke und/oder muskulöse Callboy bei der Stange, kann er bei anhaltender Attraktivität seinen Beruf, insbesondere im Sado-Maso-Bereich, bis ins hohe Alter von weit über 35 Jahren ausüben. Kaum zu glauben, aber wahr: Hier und da bieten auch ältere und/oder stark übergewichtige Männer ihre Dienste für speziell interessierte Kunden an.

Im Folgenden werde ich weitere Unterschiede zwischen einem billigen Mietstecher und einem exklusiven Escort aufzeigen. Während ein Callboy regulär auf einer vorher festgelegten Barzahlung besteht, lässt sich ein Stricher für seine Dienste auch schonmal mit Alkohol und/oder Drogen, einer kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit, dem Kauf von oft minderwertiger Kleidung oder einer mehr oder weniger üppigen Mahlzeit in einem Schnellrestaurant entlohnen. Grundsätzlich gilt jedoch, dass ein schlaksiger, breitbeiniger Stricher deutlich preiswerter zu haben ist als sein Kollege, der nicht nur einen >überwiegend< perfekt symmetrischen Körper, sondern auch einen professionellen Service bietet.

Hetero-Männer nehmen >wie bereits kurz erwähnt< die Dienste von Strichern oder Callboys in Anspruch, um ihr moralisches Gewissen zu beruhigen, da sie im bar bezahlten Sex keine Untreue gegenüber ihrer Partnerin sehen. So verdrängen sie durch diese Form der gleichgeschlechtlichen Sexualpraktiken gerne die Selbsterkenntnis, dass sie eigentlich eher bisexuell, wenn nicht sogar schwul sind. In anderen Fällen nutzt der Hetero den Stricher oder Callboy, um herauszufinden, ob seine sexuelle Orientierung nun doch und definitiv hetero ist.

Die wohl anspruchsvollste Klientel für beide Gruppen sexueller Dienstleister dürfte der gleichgeschlechtlich orientierte Geiz-ist-geil-Freier sein. Und das aus überwiegend folgenden Gründen: Erstens, weil er der Meinung ist, dass er, wenn er schon für Sex bezahlt, auch das volle Programm erwartet. Zweitens, weil er sich von den Ackergäulen keinen Orgasmus vortäuschen lässt. Drittens: Weil er verlangt, dass die vereinbarte Stoßzeit korrekt eingehalten wird. Viertens: Diese Proleten versuchen, trotz vorher ausgehandeltem Festpreis, diesen mit dem Argument zu drücken, sie bekämen Sex schließlich in einschlägigen Saunen, Pornokinos, öffentlichen Toiletten oder in Marokko fast umsonst. Da stellt sich mir die Frage: Warum geht/fliegt er nicht gleich dorthin?

Wie bereits geschrieben, unterscheidet sich der Callboy deutlich von seinem zuvor beschriebenen Artgenossen, dem Stricher. So verfügt er in der Regel über eine eigene Wohnung, häufig über ein eigenes Auto, hat eine abgeschlossene Berufsausbildung und/oder geht einer geregelten Arbeit nach. Zudem verfügt er über ein gut funktionierendes soziales Umfeld und eher über ein normales Aussehen. Zusätzlich beherrschen die meisten Escorts mindestens eine Fremdsprache. Der vom Markt geforderte ideale Callboy ist zwischen 18 und 24 Jahre jung und in aller Regel schwul oder bisexuell. Da das Wort Beruf bekanntlich von Berufung abgeleitet werden sollte, rate ich niemandem, diesen Job zu machen, der das nicht für sich verinnerlichen kann.

Ob als Stricher oder Escort: Die Ausübung dieses Jobs setzt auf jeden Fall eine psychische Stabilität voraus. Ist diese nicht gegeben, kann das fatale Folgen haben. Die Gäste haben eine sehr hohe Sensibilität und spüren, ob der Callboy ehrlich herüberkommt oder nicht. Umgekehrt legen die käuflichen Herren großen Wert auf Hygiene und einen respektvollen Umgang mit ihrem Gegenüber. Zu einem für beide Seiten angenehmen Aufenthalt gehört auch, dass Besuche, wo auch immer sie stattfinden, möglichst ohne Zeitdruck, jedoch mit einer vorher vereinbarten Dauer ablaufen sollten.

Um hier Nachahmer gleich auszubremsen: Richtig viel Geld verdienen mit diesem Job vielleicht maximal ein bis zwei Prozent der Callboys. In ganz seltenen Fällen gelingt es einem dieser jungen Männer, sich einen echten Multimillionär zu angeln, der ihm jeden Wunsch erfüllt. Wenn sie clever sind, legen sie einen großen Teil der Einnahmen auf die hohe Kante, denn auch sie unterliegen einem Verfallsdatum. So kannte ich persönlich aus meiner Essener Zeit einen millionenschweren ehemaligen Landwirt, der mit Mitte 60 durch den Verkauf seiner Ländereien zu unermesslichem Reichtum gekommen war. Obwohl er nur selten eine Erektion bekam, hinterließ er bei seinen Besuchen in einem einzigen Männerbordell an einem Nachmittag über 2.000 DM. War er mit der Leistung eines Gesellschafters zufrieden, auch wenn es zwei oder drei waren, bekam jeder manchmal ein zusätzliches Trinkgeld von bis zu 500 DM. In der Zeit, in der er sich durchorgeln ließ, hatte er diese Ausgaben wahrscheinlich durch Zinserträge wieder erwirtschaftet.

Eine weitere Möglichkeit der Ausübung dieses Gewerbes besteht in den wenigen etablierten einschlägigen Bordellen, die als Clubs getarnt werden müssen, da es nach der deutschen Rechtslage nach wie vor nicht möglich ist, offiziell ein Ponyhaus zu betreiben. Diese werden dann trickreich als Zimmervermittlung, als Club für kulturelle und sportliche Aktivitäten oder als Club zur Präsentation eleganter Herrenunterwäsche getarnt. Selten können sich neue Clubs lange halten, da sie aufgrund der männlichen Wanderpokale mit einer hohen Fluktuation leben müssen. Ebenso selten sind Clubs, die fair mit ihren Gästen umgehen.

In diesen Etablissements kann sich der Gast, wie der potenzielle Kunde hier genannt wird, nicht sicher sein, ob der Boy seiner Wahl nicht doch aus dem Strichermilieu stammt und bekifft oder betrunken und mit allen möglichen Geschlechtskrankheiten auf sein Opfer zugeht. Vorsicht ist auch geboten, wenn der vermeintliche Club-Callboy dazu animiert, erst einmal einen Champagner mit ihm zu trinken, weil man dann angeblich lockerer miteinander umgehen kann. Das Gläschen Puffbrause >Discounter-Sekt< kann dann durchaus für schlappe 80 Euro in Rechnung gestellt werden.

Im Vergleich zum Stricher sind die Preise eines seriösen Callboys erwartungsgemäß deutlich höher. Im Schnitt kostet ihn dieses Vergnügen zwischen 80 und 150 Euro pro Stunde. Extras kosten natürlich extra, aber der hoffentlich potente Callboy wird ihm dafür nicht nur vom Druck in der Leistengegend befreien, sondern vorher einen garantierten Festpreis unterbreiten. Ich kenne kaum einen , der nicht bereit ist, über den verlangten Preis zu verhandeln. So kann es sich für den Gast durchaus lohnen, kurz über einen kleinen Rabatt zu verhandeln.

Finanzielle Nachforderungen sind seitens der Callboys eher unüblich, schließlich ist ihnen daran gelegen, sich mit der Zeit ein paar treue Stammgäste aufzubauen. Im Gegensatz zum Einzelhandel, der nach dem Prinzip erst die Ware, dann das Geld verfährt, ist es beim Callboy umgekehrt. Auch Schecks und Kreditkarten lehnt der Callboy in der Regel ab, denn hier gilt das Motto: Nur Bares ist Wahres. Wie bei den Strichern beschrieben, sollte sich der Gast, wie auch der Gastgeber, an getroffene Vereinbarungen halten.

Abschließend ist anzumerken, dass es keinen Zwang zur männlichen Prostitution bei den profitorientierten Abblasdienstleistern gibt. Dies mag in Einzelfällen der Fall sein, ist aber sicherlich nicht die Regel. Wie hoch die Zahl der Edelescorts in der BRD ist, entzieht sich meiner Kenntnis. In Köln dürften es zwischen 30 und 40 Homoerotiker sein. Die Wanderpokale nicht mit eingerechnet. Über die Kuriositäten und Peinlichkeiten, die sich in der Praxis bei der Ausübung des Jobs sowohl auf der Seite der Callboys als auch auf der Seite der lüsternen Klienten ereignen können, schweige ich lieber, da dies wieder ein Buch füllen würde.

Nur für den Fall, dass du dich die ganze Zeit fragst, woher ich mein fundiertes Wissen über die Vielfalt der käuflichen Liebesdiener habe: Von Ende der 90er bis Mitte der 00er Jahre betrieb ich zunächst in Essen und später in Köln äußerst erfolgreich eine nach kaufmännischen Gesichtspunkten geführte Boysvermittlungsagentur. In Spitzenzeiten verdienten bis zu 16 Gesellschafter nicht nur meinen Respekt, sondern auch eine Menge Kohle. Bis es zu einem privaten Beziehungsdesaster kam.


Schwulenwitz 10:

Ein Schwuler kommt wegen einer Prostatauntersuchung zum Urologen. Dieser bittet ihn, sich unten herum freizumachen und sich auf den Gynäkologenstuhl zu setzen. Während der Untersuchung sagt der Urologe zu dem Schwulen: „Sie müssen aufhören zu onanieren!“ „Warum das denn?“, fragt ihn der Schwule. Darauf der Urologe: „Weil ich Sie sonst nicht untersuchen kann!“

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