= Ungekürzte Texte =
> Willst du den Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen. <
Kapitel 5: Mystische Texte
Es gibt paranormale Ereignisse zwischen Himmel und Erde, die wissenschaftlich nicht erklärbar sind. Sie haben für mich nichts, aber auch gar nichts mit religiösem Glauben zu tun.

Dunkle Welten
Die biblische Entstehungsgeschichte der Menschheit wird nicht nur durch den Darwinismus ausdrücklich widerlegt. Alles, was das Universum, unsere Erde und uns Menschen ausmacht, ist nichts anderes als eine unzählbare Spaltung von Atomen. Diese setzt sich bei dir und mir von der Geburt an, genau jetzt, in dieser Sekunde, bis zum Tod fort. Millionen und Abermillionen dieser Atome werden nach deinem Ableben zu allem Möglichen werden, aber sicher nicht, wie ich meine, zu einer Wiedergeburt in ferner Zukunft und in Form eines Menschen. Dein und mein Körper ist nichts anderes als ein irdisches Abfallprodukt. Aber kein Endlager. Wäre die Wissenschaft dazu in der Lage, könnte sie feststellen, dass ein einziges Atom deiner Vorfahren, zum Beispiel in Form eines Blattes eines Mangrovenbaumes in der Karibik, gerade den Naturgewalten zum Opfer fällt. Als unsichtbares Atom in der Salami, in einem leckeren Stück Pizza, in einem Steinchen im Himalaya oder in dem Schluck Wasser, den du gleich trinkst.
Da ich kein Naturwissenschaftler bin und mir als strenggläubiger Anti-Christ meiner Endlichkeit bewusst bin, fürchte ich weder den Tod noch den Teufel. Wer Teile meiner Lebenserinnerungen aufmerksam gelesen hat, wird bemerkt haben, dass ich fest davon überzeugt bin, dass der Mensch nicht nur aus vergänglichen, festen und gasförmigen Elementen besteht. Es gibt noch ein wesentliches, oft unterschätztes und selten wahrgenommenes Element: die Seele. Ich für meinen Teil versuche nicht zu erklären, was, wer oder wie die Seele ist. Im Gegensatz zur Philosophie, Religion, Mystik oder Psychologie mache ich es mir einfach: Meine Seele ist einfach Seele. Nicht mehr und nicht weniger. Alle anderen Erklärungsversuche wären für mich reine Zeitverschwendung. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, ist eine Seele weder schwarz noch weiß, weder alt noch jung, weder gut noch böse, weder misstrauisch noch vertrauensvoll, weder gläubig noch ungläubig, weder endlich noch unendlich. Nein, sie ist nur eines: Seele.
Es liegt mir fern, dich in dieser Hinsicht missionieren zu wollen. Du hast deinen Glauben, deine Überzeugungen, deine Einstellungen und Meinungen. Behalte sie bitte! Aber lass mir auch meine. In den vorangegangenen Kapiteln habe ich einige von mir erlebte Fälle mit paranormalem Hintergrund beschrieben: In einem dieser Fälle hätte es ohne dieses Phänomen mit Sicherheit drei Tote gegeben. Was nun folgt, wirst du wahrscheinlich für unglaubwürdig halten, wie so vieles aus meinen Lebenserinnerungen. Ich wiederhole mich: Man glaubt es oder man glaubt es nicht. Womit ich jetzt, den Spuren Goethes folgend, zu des Pudels Kern komme. Schon Jahre bevor ich begann, meine Lebensgeschichte aufzuschreiben, geschahen viele Dinge, die äußerst unheimlich, mystisch und seltsam waren. Nicht normal und unerklärlich.
Das erste Mal passierte es genau in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 2000, meinem 45. Geburtstag. Der Grund war eine herbe Enttäuschung über das erneute asoziale Verhalten meines Ex-Partners mir gegenüber. Wie so oft hatte ich während des Schreibens dem Alkohol reichlich zugesprochen und war eigentlich zu keiner geistigen Höchstleistung mehr fähig. Das will in meinem Fall etwas heißen, denn mit 1,5 bis 2,0 Promille hielt ich mich als Ex-Alkoholiker für halbwegs nüchtern. In dieser Nacht muss der Wert deutlich darüber gelegen haben. Also: Ich sitze vor meinem Computer, mein Verstand ist ausgeschaltet, ich funktioniere nur noch und meine Finger klappern wie verrückt über die Tastatur. Ich konnte einfach nicht aufhören. Das Ganze dauerte nicht viel länger als vielleicht 15 Minuten, dann lag es vor mir: ein ausgedrucktes DIN A4 Blatt mit der Überschrift: worte – gesagt – gehört – gesehen – gefühlt. Im Original sieht man, dass dies nicht meine Wortwahl, nicht mein Schreibstil und nicht meine übliche Schriftart ist. Nein! Es war meine Seele, die diesen Text schrieb, oder mich ihn schreiben ließ. Später nannte ich die kleine Sammlung ‚Mystische Texte‘. Daraus sind in den Jahren 2000 bis 2005 in chronologischer Reihenfolge und oft mit großem zeitlichen Abstand die folgenden 11 Seiten entstanden:
Worte >2000<
Gefühle >2000<
Enttäuschungen >2000<
Tränen >2000<
Köln >2000<
Freund der Zeit >2000<
Brücken >2001<
Menschen >2001<
Blut >2002<
Gipfel >2003<
Zeit >2005<
worte – gesagt – gehört – gesehen – empfunden
es mag sein, dass viele in dieser welt sind, aber ich bin einziger in meiner welt. und als einziger in meiner welt, verstehe ich nur meine welt. die welt der worte: gesagt – gehört – gesehen – empfunden.
vor meiner welt sind viele, doch worte zu mir sagen nur wenige, worte von fremden, sind worte die nie verletzen können, worte von freunden, sind worte die ich empfinde und die mich verletzen.
worte, von gleichem inhalt gesprochen, von mir so unterschiedlich empfunden? warum? weil empfangen mit oder ohne gefühl zum menschen, der sie gesprochen. worte der liebe als warm empfunden, worte des hasses als waffe empfunden. worte, die nie gesprochen als einsam empfunden.
die mitte im leben: ich. worte empfangen von freunden und feinden und immer, gehört und nur in der liebe empfunden: liebevoll und schmerzvoll, weil einfach nur worte. worte empfangen, über die der sprechende nicht nachdachte, worte empfangen die wohl gewählt, gezielt gerichtet auf freud und leid.
worte gesagt, die selten verstanden. worte gesagt die viel bewegten, worte gesagt die ins leere gingen, worte gesagt die tief bewegten, worte gesagt die mich verletzten, worte gesagt die besser nie gesagt. worte!
worte mal leise gesprochen, mal in mich hinein, die nie einer gehört, worte laut gesprochen um zu verstehen, worte zu laut gesprochen um zu verletzen, worte empfangen, leise gehört oder laut und nie gehört die worte ins innere.
worte die kommen und worte die nie wieder entstehen. worte entstanden aus gefühl, worte artikuliert durch den geist und worte als spiegel der seele. worte gesagt, worte geschrieben, worte gesehen und worte gelesen.
leser, achte stets auf die wahl deiner worte, achte auf ihren empfänger. worte dürfen ihn nicht verletzen, nutze sie nie als waffe, diese waffe schlägt stets zurück. worte wähle als botschaft. worte der wahrheit: ich liebe dich. mißbrauche sie nie zu einem menschen, den du wahrhaftig liebst.
– gewidmet allen, die heute an mich gedacht haben –
© Mike Schwarz – Geburtstag 04. Februar 2000
gefühle – erlebt – empfunden – erlitten – einzigartig
gefühle mit geburt nie erhalten, kälte gespürt, stürme erlebt und sonne gesehen, doch gefühle nicht verstanden. körper ja und menschen auch, geist entwickelt, aber ohne gefühle. kindheit gelebt und rast- und ruhelosigkeit entstanden. aus zarter haut wurde harter stein, harter stein der gefühle.
da, woher ich komme, brennt der wind mir in die seele. doch es zieht mich weiter, weiter in mein alter. jahre her, gefühle empfangen und leidend versucht, zurückzugeben, was leidend empfangen. keine wahren gefühle, gefühle die verletzen, gefühle die nicht wahr, gefühle die gespielt.
da, wohin ich hingeführt, als mann, wieder keine gefühle, jetzt zwar empfangen aber unfair erwidert, da nie gelernt, gefühl. gefühl nicht körper, nicht geist, nicht seele. gefühl als dimension, die nicht begriffen. gefühl als nicht verstanden. gelernt über jahre, dass gefühl angenehm.
dann, zenit des lebens, gefühl gelernt, begriffen, erhalten, gegeben, geweint, gelacht, gefühl auch schmerz, gefühl auch sehnsucht, eifersucht, gefühl gelebt, gefühl als droge empfunden, einfach nur gefühl. gefühl von fühlen? nein, gefühle kann mann nicht begreifen, anfassen, erleben ja, aber nie sehen nur empfinden, als glücksgefühl, als leidensgefühl.
liebesgefühle, langsam, ganz langsam wachsen. endlich! erkennen, erleben und wieder erleiden. gefühle aber auch missdeuten. gefühle als normal empfunden und gefühle vernichtend die lehre zeigen. gefühle nicht richtig verstanden und schmerzhaft zurückschlagen. lerne noch einmal, wenn nicht verstanden mit umzugehen. jahre mit harter lehre folgen. gefühl erkannt, doch nicht empfangen.
gefühle getreten mit füssen, die nie wussten, wen sie traten, gefühle misshandelt, gefühle missbraucht, gefühle vergewaltigt, gefühle nicht erkannt. nein, diese gefühle nie gewollt und doch erhalten. und nicht zerbrochen. gefühle geschwächt und doch nie verloren, da einmal gelernt, gefühl ist überleben. überleben für sich selbst.
dann: gefühl zurückkommt wo einmal gewesen. von menschen die wertvoll und auch oft verletzt, gefühl über augen, gefühl über blicke die verzaubern, gefühl über den mund, von lachen wie lange nicht mehr gesehen, gefühle die tief gehen, gefühle die augenblicke füllen, aber nie die ewigkeit. gefühle die einmalig und selten empfangen. gefühle die verbinden. gefühle der liebe, gefühle der hochachtung für gefühle.aber auch gefühle des zweifelns, da so oft verletzt. gefühle des wissens, gefühle des glaubens.
aber das allerwichtigste: endlich wieder gefühle der hoffnung. gefühle, die mich bewegen, gefühle die ziele erreichen.
– gewidmet allen, die mir ihre gefühle zeigen konnten und sie besaßen, oder immer noch besitzen –
Mike Schwarz – 19. März 2000
enttäuschungen – erfahren – erlebt – ersoffen – erduldet
nichts, nichts mehr da! nur leere! gewesen der glaube, glaube an menschlichkeit, offen, ehrlich und nie verstanden. ent – täuscht! Ich? mich? getäuscht? oder getäuscht worden? weiter… suchend, nach dem menschen, der nicht täuscht, der offen, der ehrlich, der versucht, mich zu verstehen. fühlend und nicht sehend, spürend und nicht wissend.
suche, nach wahrheit, die verdammt schwer zu finden. augenblicke erlebt, die täuschung wieder mal getäuscht. doch täuschung als prüfung verstehe. wie lange noch? wie oft? nur einen freund gefunden: den alkohol. verdammt kein guter freund, aber einer der zu mir hält. immer. leider. viel zu lange. diesen freund ich nicht haben will, er mich, nicht ich ihn. ich will nicht suchen! ich will von ihm gefunden werden! nur: wann? ich weis es nicht.
wieder: versprechen. gerne gegeben, gerne empfangen, doch keines gehalten. von keinem. ein starker glaube hält mich am leben: das wissen, dass es ihn gibt, ihn, der alles mit mir geht, nur eines nie machen wird: enttäuschen. dumpfe gedanken, oft gedacht, in mich hinein, selten gesagt, aber schon so oft geschrieben. einsam ja, alleine? ja, schon. oder doch nicht? noch!
mein tag wird kommen, wo ich triumphiere, über menschen, die eines vergaßen: ihre menschlichkeit. vielen verziehen, die mich so getäuscht, verziehen und als arm betrachtet. viele gewusst, wie verletzlich ich bin und trotzdem getreten, mich. narben entstanden, schmerzen vergingen und narben entstehen und schmerzen werden kommen. ich gehe diesen weg, hinaus in das licht, wohl wissend um aufgabe, die so nicht zu erfüllen. und wenn dann erfüllt, mein leben beende, das licht vor mir sehend und weis: ich habe gelebt, mehr nicht!
geschrieben über gefühle – gedanken – worte und jetzt: enttäuschungen. geschrieben was gedacht, gedacht was gefühlt, gefühltes in worte gefasst und alle worte immer nur eines: tränen, weil nur bewegt aber nie etwas verändert. geduld, mein freund! geduld! es kommt dein tag, der tag ohne täuscher. der tag deiner ideale, er kommt, warte geduldig. er kommt bald.
menschen getroffen, die eines begehrten, den körper, der doch so geschunden und nie nur einer gefragt: seele? wie geht es dir? nur in stille vernehme ich sie und sie sagt mir vieles, mehr als alle worte, die ich jemals gehört. sie verlangt nichts von mir. sie enttäuscht mich nicht. sie geht mit mir den weg. und sie verzeiht. mir, meinem körper, meinem geist und meinem exzess. sie trägt nicht nach, was mir nachgetragen wurde. sie trägt mich. weiter. geduldig, mehr wissend als alle.
und sie ist es, die in worte fasst, die ich so nie hätte schreiben können. ein freund, der mich nicht enttäuscht. wann hast du, leser, das letzte mal mit ihr geredet, ihr zugehört, sie wahrgenommen? denke mal drüber nach, bitte!
– gewidmet allen, die mich nie verstanden und gewidmet denen,
die mich gar nicht verstehen konnten –
© Mike Schwarz – 19. Mai 2000
tränen – behalten – erhalten – gefühlt – zurückgehalten
tränen des glücks, sind tränen des leidens. meine wange empfängt sie, und nimmt sie auf. sie weiß es nicht: ob träne des glücks, ob träne der trauer, da nur eines: wange. nur eines: träne!
und so ist das auch mit dem anus: ist es gewalt? ist es gefühl? gewalt erhalten, gewalt gegeben, gefühle erhalten, gefühle gegeben. egal, ob gewalt, egal ob gefühl, geblieben: wieder mal: leere. und: tränen.
wange an wange, auge an auge, blick in blick, sinne an sinne, gefühl mit gefühl, entspannt der körper, der wärme gegeben, wärme empfangen. danach: tränen. wieder kein mensch, vom dem ich mich verstand.
vorbei, die tage, wo mal gewusst, morgens, mittags, abends, nacht? vorbei, die zeit, als harter fels gelebt, nur noch: tränen. menschen sehend, die nicht mehr weinen, weil leer. gesehen, die menschen die weinen, wenn keiner sieht.
tränen als ausdruck von trauer, tränen als ausdruck von glück, tränen die kamen und keiner sie sah. tränen an orten, die nie wirklich wahr. tränen, die waren: einfach da!
tränen gelaufen, die wange entlang, verzweifelt, nur einer sie fühlte. tränen, die niemand sonst sah. tränen, die wussten, sie mussten heraus, weil in mir, sie wären gegoren zu unsagbarer qual.
tränen sind ausdruck meiner gefühle. tränen sind freiheit, tränen sind glück, tränen sind trauer, halt sie nicht zurück! tränen sind klar, und klarheit entsteht, auch aus verzweiflung, doch alles vergeht. auch tränen.
tränen gesehen, die keiner sieht, tränen die waren, als keiner sie wollte, tränen, als scham? nein! freund! schäme dich deiner tränen nicht! dein körper nimmt zwar vieles, aber er gibt nicht viel. speichel, sperma, schweiß und? tränen!
tränen, klar, hell, durchsichtig, und trotzdem so allein. tränen, die flossen, die nie jemand richtig verstand, tränen entstanden, wo gefühl wirklich war. tränen, die nie wieder fließen, nach dem, der sie sah. tränen von menschen, die nie wirklich waren. tränen. einfach nur: tränen.
– gewidmet alle denen, die wussten, dass ich weinen kann und allen, die mich zum weinen brachten, ohne zu wissen, dass ich weinte –
© Mike Schwarz – 22. Juli 2000
köln – cologne – kölle – colonia
monate hier, gedacht: neues spiel, neues glück. es hat bisher nicht sein sollen, nicht wirklich, oder doch? denke darüber nach, was aus negativ, positiv geworden. immer noch allein, immer noch zufrieden, aber: nicht glücklich.
wieder menschen die kamen, menschen die gingen und keiner der blieb. gesehen: elend, was so nie gesehen, gelebt im selben und erfahrung gesammelt. gekämpft, geweint, gehofft, gebangt, vermeintlich gewonnen, den kampf. den kampf? wieder: gelebt, gelitten, geliebt. ja! geliebt! obwohl nicht mehr lieben wollte. und wieder: fragen, zweifel, ängste.
grausam nicht köln, grausam die menschen, doch grausam nicht ich, will immer noch lieben, will immer noch leiden. warum? gelitten, die nächte, die ohne schlaf, gelitten, weil keiner verstand, was ich wollte. gelitten weil zeiten, in denen kaum schlaf, um eines zu leben – meinen traum, meinem traum vom glück, meinen traum von wärme, von nähe, von geborgenheit, von verständnis. in der ferne gewesen, warum? mit wem? geflohen, auf zeit – vor köln?
menschen getroffen, die tiefer als ich, gedacht es geht nicht, doch: es ging. menschen getroffen, die nichts mehr verlieren, aber auch nichts mehr gewinnen. menschen getroffen, die hoffnung mir gaben, für augenblicke, für stunden, für monate. ich konnte sie nicht halten, sie zogen weiter und zurück blieb: ich. immer noch prüfend: warum? menschen erahnt, die eines suchten, dass gleiche wie ich und doch nie gefunden, da die keinen mut, den nächsten schritt zu wagen.
köln – nimm du mich an, alte freundin, alter freund? nehme ich dich an? Ich mag dich und suche in und mit dir meinen weg, müde, erschöpft, hoffend, hungernd, bangend, unkaputtbar!? ja, irgendwie schon, so wie diese stadt, köln: wir gehören zusammen, ob wir wollen oder nicht! du lebst, als stadt, ich lebe als mensch, in dir, mit dir, von dir, und sterbe, hier. nicht jetzt, nicht bald – aber ich werde in dir sterben.
menschen getroffen, die keine kölner, so wie ich, aber heimat gefunden, auf deiner erde. in deinen straßen, auf deinen plätzen. woher sie auch kamen, wohin sie auch gingen, wohin sie auch gehen, sie sind wie ich: menschen. meist rastlos, ruhelos, arbeitslos, heimatlos, endlos, ratlos, orientierungslos? köln, du bist wie der rhein: teilend, verbindend und fließend. einmal zu viel, ist für dich auch immer einmal zu wenig, so wie bei mir. aber: du gibst mir auch die kraft, die kraft des flusses, denn nur flüsse fließen.
köln – bleibe bei mir, so wie ich bei dir bleibe. ich habe dir noch viel zu sagen, gebe mir die zeit, es zu sagen. gebe mir die zeit, es zu schreiben, gebe uns eines …zeit! du bist wie ich bin, ob schlafend, wachend oder träumend.
– gewidmet denjenigen, die mich willkommen hießen und denen, denen es schwer fiel, sich selbst willkommen zu heißen –
© Mike Schwarz – 22. Oktober 2000
freund der zeit – was ich dir immer sagen wollte
ich brauchte mut, um keine angst zu haben. ich suchte woanders, was ich in mir trage. aus dem erlebten, der erinnerung kraft schöpfen, bedeutet, sie verstanden zu haben. diese erinnerung ist es, die mich aufhält, aber auch, die mir kraft gibt. aber in allem ist es: mein weg. ich versuche mir selbst die liebe zu geben, zu der andere nicht fähig sind.
keine angst vor der zeit, da sie mein verbündeter und nicht mein feind ist. der abschied von einem, ist das finden von mir selbst. als ein anderer werde ich irgendwann frei sein und leben, doch niemals allein.
weiter zeit und geduld, um alle antworten zu finden und es wäre hilfreich, für mich, mir den kommenden weg zu erklären. ich verliere mich selbst, um mich in einem anderen zu gewinnen. verzeihen, kraft, vertrauen aus liebe, ist der grundstein meiner partnerschaft, die immer noch nicht da.
ich möchte von dir getragen und du von mir gehalten werden. angst ist ein mächtiger faktor, mein freund, die am ende einen selbst und den anderen zerstören kann. ich möchte meine ängste mir dir teilen, es bedeutet mir, was mich belastet auf mehr als nur auf zwei schultern zu verteilen und: es wäre leichter zu tragen.
wenn diese angst verloren ist, gewinnt die partnerschaft an stärke des einzelnen. manchmal ist der lohn meiner ehrlichkeit die einsamkeit, aber nur, weil viele zu eitel sind, um zu verzeihen. viele fühlen sich schwach, meine ängste mit mir zu teilen, ängste gemeinsam zu tragen. und manchmal ist der lohn für die ehrlichkeit nicht gerecht. und manchmal nützt mir auch die ehrlichkeit nichts mehr, wenn man mit ihr zu lange gewartet hatte oder mein vergehen zu schwerwiegend war.
doch, mein freund der zeit, ich höre nicht auf, an das gute zu glauben und dass es mich versteht und von mir verstanden wird. dafür muss aber auch ich versuchen, dich zu verstehen. wenn ich teile und gebe, bin ich bereit, zu nehmen, kontrolle abzugeben und mir von dir was sagen zu lassen.
ich mag neue regeln annehmen, aber: erinnere du dich daran, dich an deine eigenen regeln zu halten. geben und nehmen ist nur von zwei seiten möglich, damit es schön und gerecht bleibt. ich bin sicher, dass nichts unmöglich ist, wenn die wahre liebe einen verbindet. manchmal dauert es halt ein wenig, bis ich dich verstehe. geduld wäre die lösung.
so, mein freund der zeit. du wirst nicht mit allem einverstanden sein, was ich schrieb. also nutze unsere zeit, die wir haben, um mit mir darüber zu reden, denn noch bin ich da, als dein freund der zeit. und dich, zeit, grüße ich als meinen freund.
– mike – just in time –
© Mike Schwarz – Weihnachten 2000
brücken – stehen – begehen – verlassen – betrachten
brücken, als basis ihr fundament, die brücken ich sah, deren fundamente ich suchte und endlich: fand. zurück zur erbauung, als die brücke entstand. um klarheit zu bekommen, die brücke ich suchte, die lange schon stand. vernebelt in ferne, wo licht doch so nah‘. die brücke, wo alles begann.
sie sagt mir so vieles, was sonst keiner sah. sie zeigt mir die wurzeln, aus denen ich war. sie zeigt mir den weg, den ich einmal nahm und sie sagt mir, es ist vieles, doch eines ist klar: nun muss ich ihn gehen, den weg den sie mir erbat. sie sagt mir, sie trägt mich und führt mich ins licht. ich werde ihr glauben, vielen anderen nicht.
die brücke am anfang, am anfang der zeit, die spaltet die zukunft und die vergangenheit. den schnitt ich nun mache, vieles vorbei und neues erwarte. getrennt, die bindung zu menschen, die mich nicht verstanden. verbindung zu menschen erhalte, die immer schon wussten, wer diese brücke betrat.
gefunden am anfang, den menschen, der lange mich suchte. als schwester erschienen, um mich zu begleiten, den bruder den sie so ersehnte und mit ihm flüsse umzuleiten. gefunden die steine, die keiner mir nahm. verloren den glauben, dass keiner mich wolle. gewartet wir alle, um eines zu sehen: die brücke, die wir nunmehr gehen.
die brücke, sie steht, gewaltig und stark. sie schenkt mir vertrauen, was so oft zerbrochen, doch diesmal, ich schreib’s dir, wird das nicht geschehen, sie trägt mich nach vorne, ich habe es mir versprochen. die brücke ist lang und lang ist mein weg, doch wenn ich sie verlasse, hat sich ihre erbauung gelohnt.
die brücke, ich nenne sie leben, wird mir vieles geben, was lange verborgen. sie zeigt mir die dinge, die für mich bestimmt, sie wird mich begleiten wo immer ich bin. sie wird mir zur heimat, die ich so nie fand. ich sage zur brücke: lasse uns gehen, hand in hand. die brücke verbindet: mich mensch und mein land.
– gewidmet meinem freund robert, der nicht mehr unter uns weilt, aber mir mal sagte: mike, im nächsten jahrtausend wird nichts mehr so sein wie im alten. er sollte recht behalten –
© Mike Schwarz – 16. Februar 2001
menschen – gesehen – getroffen – erlitten – erduldet – erlebt
menschen, als teil meiner selbst, sie reden, sie fühlen, sie denken. sie enttäuschen, sie weinen, sie leiden, sie bauen brücken, sie können nicht mehr und sind: menschen! wie viele ich sah, ich weiß es nicht mehr. sie kreuzten den weg, den ich immer geh‘. menschen. ich sehe sie an, ich höre ihnen zu, sie sagen mir alle: hi, was für ein vogel bist du?
es kamen so viele, es gingen noch mehr, geblieben ist keiner, ich versteh‘ es nicht mehr! menschen getroffen, die nie gewollt, menschen gesehen die mich nicht gewollt. menschen erlebt, die erde die bebt, menschen geholfen, denen keiner je half, menschen gekannt, die keiner mehr kennt. menschen!
das schicksal uns eint, was keiner entzweit, doch menschen ganz anders, als schicksal gemeint. den menschen ich suchte, den nie gefunden, bis lernte, dass suchend nicht findend ist. menschen, die mich mal verstanden, doch schicksal des menschen, dass sie mich nie fanden. sie sind nicht mehr da, wo ich sie mal sah.
begleiter des weges, den ich gehen muss, die einen die sagen: hör auf mit verdruss. die anderen meinen, ich sei nicht ich selbst, doch wissend, dass ich es bin. ich habe nichts anderes als menschen im sinn.
der mensch gibt mir vieles, was er mir auch nimmt. es ist als wenn nichts mehr im leben stimmt. der mensch ist die prüfung, die aufgabe die zählt, doch menschen sind tiere und ich bin ihre begierde. ich fühle den frust, ich spüre das leid, ich leide unheimlich, doch mensch sein ist mein.
ich mag nicht verlieren, den glauben an sie, es zieht mich herunter, doch, ich gehe nicht unter. menschen gesehen, die falsch programmiert, menschen gesehen die nie programmiert, menschen gesehen die anders programmiert, menschen. ich liebe sie alle, da keiner versteht, dass: menschen!
manche die halfen, manche die treten, nicht nach mir, sondern nach sich selber, da nie gelernt: dass auch sie menschen, nie gelernt, dass einer sie versteht. menschen, die kamen, menschen die gingen, doch keiner ist wirklich hängengeblieben. menschen, sind freunde, freunde der zeit und menschen sind tiere, tiere die frieren. doch wäre geblieben, das eine in ihnen, ich würde sie lieben, aber mich nie für sie verbiegen.
ich bin unheimlich stark, doch wo ist meine stärke, wenn keiner sie sah? bin unkaputtbar und doch so verletzlich. warum? der mensch der das niemals sah? ich bin auf der reise, um euch zu verstehen, es kommt der tag, da werde ich gehen.
– gewidmet, allen, die mich verstanden, glauben mich zu verstehen und denen, die mich nie verstehen werden oder wollen –
© Mike Schwarz – 20. Mai 2001
blut – zäh – rot – fließend – stockend
nach langer zeit, neue worte, begründet durch ein zeichen: blut. so wichtig und doch so selten beachtet. den körper durchströmt es, doch selten wahrgenommen. warm, fließend, alles durchströmend und doch nur blut? lebenswichtig für körper, geist aber nicht für die seele. seele braucht kein blut, seele braucht licht.
blut, wohlig warm die körper durchfließt, das leben erhält und doch nur blut. durch atem bewegt es durch die adern strömt, sekündlich, täglich, unbewusst, oft zäh, rot und nach dem stocken immer noch blut. bis zum tot nur wichtig fürs leben. und dann? ruhe und für die meisten doch keinen frieden. kein licht, keine wärme. geflossen, das blut, umsonst!
blut, vergossen, vergeudet jahrhunderte lang. nichts wert, das blut? im erdreich versickert für macht, leben vergeudet, leben getreten, erschossen, gemeuchelt, erstochen, erschlagen, geschunden die körper, die es besaßen, das blut, den saft des lebens. sinnlos, grausam, hoffnungslos die täter es nahmen, ohne körper zu fragen.
seen von blut ich sehe, aus vielen epochen, aus vielen nationen, aus millionen von körpern. mich nicht mehr frage, warum? blut… zieht seine bahnen, auch in mir. kostbares, seltenes blut, was pocht durch meine adern, den geist beflügelnd, den körper erwärmt und doch nur blut zum ziel: dem sein.
blut gesehen von menschen, die ihr leben nicht wollten, blut gesehen von opfern der technik, blut gesehen von tätern die schlugen, blut gesehen von opfern, die ich mal schlug, nie wissend warum. blut gefühlt, von menschen, die liebten, blut in mir, von menschen die mich zeugten, die ich niemals sah. blut von kindern gesehen, die nicht bluten wollten.
blut als verständnis für leben erkenne, wohl wissend, dass irgendwann schluss. doch wissend erkenne, dass die seele es nicht braucht. mich freuend auf die zeit ohne blut, die zeit im licht. die zeit mit den freunden meiner zeit. bewusster jetzt lebe, genießend den fluss meines blutes, welches nur für mich. bei freunden erkenne nicht nur ihre optik, aura, nein, auch den fluss ihres blutes, wohlig, warm, verbindend, fließend und schlagend für sich und mich.
blut als botschaft? bestimmt! was will es mir sagen, was weiß ich nicht von dir? mein blut? du hälst mich am leben. danke blut, du begleiter meiner reise. fließe weiter in mir, da aufgaben zu lösen. ich liebe dich, mein blut.
– gewidmet meinen freunden der zeit –
© Mike Schwarz – 13. Oktober 2002
Und lag ich im Tal,
verkrümmt meine Glieder,
mein Gesicht im Dreck,
als ich ihn sah:
Die Spitze des Gipfels!
Enorm mich geschunden,
um aufzustehen, enorm mich geschunden,
um Pfade zu gehen.
Strapazen des Leidens,
um Gipfel zu sehen.
Erklommen den Gipfel,
um zu erkennen:
der Weg vor dir,
war der Weg hinter dir.
Der Name des Weges:
Leben!
Zurück in das Tal,
wo eines ich sah:
stehend, den Gipfel,
der mich mehrmals sah.
Begriffen, das Leben!
– gewidmet Alessandro, dem ich vielleicht mein weiteres Leben zu verdanken habe –
© Mike Schwarz – 02.04.2003
zeit– zeit in jahren – wochen – tagen – stunden
zeit für jeden, von geburt bis tod, die zeit der reise. in jahren wenig, an wochen mehr, in tagen viel, als stunden unermesslich. gelebt, bewusst und doch verflogen. die zeit als freund, die zeit als gegner. doch immer eines: zeit.
die zeit der liebe, die zeit der wut, die zeit des lachens, die zeit der tränen, die zeit der trauer, die zeit der freude, die zeit der nähe, die zeit der ferne, die zeit für dich, die zeit für freunde. doch immer eines: zeit.
verflogen die zeit der stunden, die zeit der jahre, bewusste zeit, vergeudete zeit. zeiten der erkenntnis und zeiten des vergessens. zeit die blieb und zeit die ging. zeit des werdens, zeit des forschens, zeit des sehens und zeit des begreifens. doch immer eines: zeit.
zeit geschenkt und zeit gestohlen, zeit genommen, zeit gesehen. zeit gehabt und zeit verloren. zeit für dich und zeit für mich. die zeit mit dir, als zeit des findens, die zeit mit dir, war zeit für uns. die zeit verrinnt für uns in stunden – tagen – wochen – jahren. doch immer eines: zeit.
wichtig nicht mehr die zeit die hinter uns, erwartung an zeit die vor uns liegt, in stunden – tagen – wochen – jahren. genutzt die zeit, geplant die zeit, verworfene zeit. zeit im freien, zeit als gefangener, zeit der höhe und zeit der tiefe, doch immer eines: zeit.
viel zeit ist vergangen, mein freund doch viel zeit wartet auf uns. zeit der erfahrung hinter uns und zeit des kommens vor unseren augen. zeit, die nicht beeinflussbar, uns doch beeinflusst. die zeit des wachsens, die zeit der bindung, doch immer eines: zeit.
für dich mein freund: unsere zeit ist heute, die zeit von gestern ist vorüber. die zeit von morgen kennen wir nicht. relative zeit. geborgte zeit. weltliche zeit, in der wir leben, universelle zeit, die wir nicht begreifen. doch immer eines: zeit.
die zeit der körper, die zeit des geistes, die zeit der seele. zeiten die vergänglich, zeiten die unsterblich. zeiten der hektik folgen zeiten der ruhe. zeiten begleiten in stunden, in tagen, in wochen und in jahren. doch immer eines: zeit.
die zeit liebt liebe, die zeit liebt die zeit, die zeit liebt das leben, die zeit liebt dich und mich. zeit kennt keine völker, zeit kennt keine politik, zeit kennt keine geschlechter, zeit kennt keine wirtschaft. zeit ist keine materie. doch immer eines: zeit
die zeit kannst du nicht teilen, teilen kannst du zeit mir dir, teilen kannst du zeit mit mir, teilen kannst du zeit mit vielem, doch zeit kannst auch du nicht manipulieren. zeit ist da, zu lernen, zeit kommt früh und zeit kommt spät und manchmal kommt sie nie. genieße deine zeit – bewusst!
– gewidmet allen, die sich die zeit nahmen –
© Mike Schwarz (19. Mai 2005)
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