= L E S E P R O B E =

Tunten – Aufzucht und Pflege

Kapitel 4: Mittendrin, statt voll daneben

Bevor ich nun so ganz allmählich einen neuen Regenbogen zu einem anderen Thema spanne, teile ich erneut mit, dass es mir ein wichtiges Anliegen ist, zu einem besseren Verständnis zwischen den verschiedensten sexuellen Kulturkreisen beitragen zu wollen und können. In diesem Kapitel geht es mir um das Thema der Integration von Randgruppen in die Gesellschaft. Da ich in meinem Leben das große Glück hatte, in den drei Welten der Hetero-, Bi- und Homosexuellen mein Unwesen habe treiben dürfen, betrachte ich mich als kompetent genug, bestehende Ressentiments zwischen den verschiedenen Lagern aus der Welt zu räumen. Mit über 400 Seiten und vier Jahren konzentrierter geistiger ,Arbeit, habe ich mich mit diesem >eigentlich banalen< Thema beschäftigt.

Banal aus folgendem Grund: Wenn wir uns, ganz egal wie wir sexuell gepolt sind, einmal ehrlich an die Nase fassen, lamentieren wir seit Jahrzehnten über ein Thema, das im Leben eines jeden Einzelnen von uns, faktisch nur eine absolut untergeordnete Rolle spielt. Die Begründung liefere ich gleich mit mathematischen Gleichungen. Zuvor stelle ich klar: Ob ,verzaubert, oder ,Voll-Hetero; einen großen Teil unseres Tages verbringen wir alle mit Arbeit, Familie, Hobbys, Schlafen und/oder Haushalt. Im Durchschnitt haben wir zweimal die Woche Sex, zu je im Schnitt 17 Minuten, mit Vorspiel = 35 Minuten. Daraus ergeben sich folgende Zahlen: 24 Stunden = 1.440 Minuten x 7 Tage = 10.080 Minuten. Davon haben wir statistisch, wenn es gut läuft, ohne Vorspiel lediglich 34 Minuten Sex. Für das ganze Riesen-Tamtam opfern wir von unserer Wochen-Lebenszeit mithin nur 0,34 %.

Wer bis hierher aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, dass ich bis genau zu diesem Punkt >.< hier kein einziges Mal darauf eingegangen bin, ab wann man eigentlich bi-, homo- oder lesbisch ist. Und das, obwohl ich allein für den Begriff bisexuell alle mir zur Verfügung stehenden Definitionen dutzendfach niedergeschrieben habe. Dieses von mir bewusst initiierte Versäumnis hole ich jetzt kurz für die unkundigen Leserinnen und Leser nach. Während sich die Mehrheit der schwulen Männer sexuell und/oder romantisch, geistig, physisch und emotional zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, also monosexuell ist, eröffnet sich für Bisexuelle in diesem Bereich eine teilweise erweiterte Trophäenjagd.

Aufgrund ihrer sexuellen Orientierung treffen sie in der Regel keine Vorauswahl hinsichtlich des Geschlechts oder der Geschlechtsidentität. So fällt in ihr Beuteraster so ziemlich alles, was zwei Beine hat. Weder vor hetero- oder bisexuellen Frauen, noch vor binären Transmännern und -frauen oder intersexuellen Menschen machen sie Halt. Wie hoch ihr Anteil an der Bevölkerung ist, konnte bisher wissenschaftlich nicht konkret nachgewiesen werden. Im Gegensatz zu Homosexuellen wird eine bisexuelle Veranlagung nicht zwingend und >zum Glück für Millionen heterosexueller Lebensgemeinschaften< eher selten in ein erotisch-sexuelles Dilemma umgesetzt.

Wenn auch reichlich verspätet, liefere ich an dieser Stelle die Erklärung nach, woher das Wort schwul >wahrscheinlich< abgeleitet sein dürfte: Im Niederdeutschen, also dem Plattdeutsch des 16. Jahrhunderts, bedeutete das Wort schwul so viel wie schwül, also drückend heiß. Noch in den 60er und 70er Jahren wurden Homosexuelle abwertend als warme Brüder oder kurz Detlef bezeichnet. Dem folgte im allgemeinen Sprachgebrauch die Bezeichnungen 175er >in Anlehnung an den inzwischen aufgehobenen § 175< und schwul, gefolgt von >engl.:< gay. Frei aus dem Anglo-Normannischen übersetzt bedeutet Gay fröhlich, vergnügt und bezieht sich nicht nur auf das männliche Geschlecht. Beispiel: Gay Pride oder Gay People. Das Wort gay taucht erstmals im umfangreichsten Wörterbuch der englischen Sprache, dem Oxford English Dictionary‘, um 1935 auf. Zu fröhlich und vergnügt fällt mir spontan die Textzeile aus Grande Finale von Udo Lindenberg ein: „Immer lustig und vergnügt, bis der Arsch im Sarge liegt“.

Da sich eine Minderheit von geschlechtslosen linksextremen Öko-Terroristen und Gleichgesinnten aus purer Langeweile etwas Neues ausdenken musste, hat sich in den letzten Jahren international der Oberbegriff Queer eingebürgert. Frei aus dem Englischen übersetzt bedeutet das so viel wie komisch, seltsam, eigenartig, absonderlich oder verdächtig. Da weder das eine noch das andere Attribut auf mich zutrifft, wehre ich mich als schwuler Mann vehement dagegen, mich als Queer einordnen zu lassen. Wenn ich schon bei Begriffserklärungen bin, erkläre ich kurz, wofür die Abkürzung LGBT steht: Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender. Ich weiß nicht, welchem kranken Hirn dieses Abk.-Wirrwarr entwichen ist. Fakt ist, dass man der schwulen Community in unserer Gesellschaft damit keinen Gefallen getan hat. Jahrzehntelang reichte es völlig aus, gleichgeschlechtlich Praktizierende als schwul oder lesbisch zu bezeichnen. Zu allem Überfluss sah sich das Bundesfamilienministerium nun auch noch veranlasst, auf Kosten auch der heterosexuellen Steuerzahler ein LSBTIQ-Lexikon herauszugeben! Ohne Worte!

Die Wissenschaft, die bekanntlich nicht immer allwissend ist, hat es mittlerweile geschafft, den Kreis der A-Sexuellen in vier Gruppen einzuteilen. In der ersten Gruppe befinden sich Männchen und Weibchen, die zwar einen Sexualtrieb verspüren und durchaus in der Lage wären, sich an sich selbst zu vergnügen, die es aber grundsätzlich ablehnen, ihre primären Geschlechtsorgane anderen zwecks Anschauung zuzumuten. Dies wird in intellektuellen Kreisen als Monosexualität oder als handbetriebene Stimulation der Geschlechtsorgane und anderer Körperregionen bis hin zum Orgasmus bezeichnet. In der zweiten Gruppe haben diese A-Sexuellen das Bedürfnis, sich zu anderen Personen hin-, aber nicht ausgezogen zu fühlen. Sie sind in der Lage, Zärtlichkeiten auszutauschen, lehnen aber sexuelle Intimität kategorisch ab.

In der dritten Gruppe wird es schon etwas komplizierter. Diese ist zwar nach wissenschaftlichen Erkenntnissen fähig, sowohl sexuelle Begierden als auch emotionale Gefühle für eine andere Person zu entwickeln. Trotzdem lehnt auch sie Sex mit der Person ihrer Begierde grundsätzlich ab und masturbiert lieber, bis sie Schwielen an den Händen hat. In der vierten Gruppe dieser Randgruppe ist es so, dass man jemanden weder sexuell begehrt noch emotional liebt, mit ihm aber durchaus eine enge platonische Freundschaft pflegt. Alles klar?

Im zweiten großen Schritt erklärt man seine gleichgeschlechtlichen sexuellen Neigungen nach außen und beginnt damit mutig in der Regel bei der unvermeidlich besten Freundin oder dem vermeintlich besten Freund; selbstverständlich unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit. Wenig später folgt dann das ganz große, leider immer noch oft dramatisch endende Outing bei Mama und Papa. Diese sind dann in der Regel erst einmal überhaupt nicht begeistert, was blöderweise mit dem Gefühl tiefster Scham zum Ausdruck gebracht wird. Völlig zu Unrecht fangen die Eltern der nun flügge werdenden und frisch geouteten, wild gewordenen Hupfdohlen dann an, nach eigenen Erziehungsfehlern zu suchen, da sie die Homosexualität ihrer ehemaligen Pampersterroristen immer noch als Makel empfinden.

Häufig sagt Mama dann: „Siehst du? Ich hab’s doch immer gewusst!“ Und der Herr Papa wird sich erst einmal Vorwürfe machen, keinen richtigen Kerl gezeugt zu haben, was immer das für ihn auch bedeuten mag. An dieser Stelle kann ich aber die Mütter und Väter unserer auch von schwulen Männern politisch geführten Nation beruhigen: Eure Söhne wurden nicht zum Schwulen, nur weil Papa vor Jahren gelegentlich mit seinem vor Vergnügen quiekenden Wonneproppen in der Badewanne planschte, und erst recht nicht, weil Mama den einstigen Knirps mit Barbiepuppen hat spielen lassen. Die heutigen biologischen und wissenschaftlichen Gründe, wo vermutlich die Wurzeln unserer eigenen sexuellen Orientierung liegen, verrate ich, wenn ich es nicht vergesse, an einer der folgenden Stellen.

Anmerken zum Thema aus dem Schrank kommen werde ich noch kurz, dass sich heutzutage viele pubertierende Blasefixe nach zahlreichen feuchten Träumen bereits in einem Alter zu ihrer sexuellen Ausrichtung bekennen, in dem sie noch höchst unmotiviert mit dem ersten Flaum im Schritt in ihre Bildungseinrichtungen gehen. Natürlich weiß ich als alter, dreimal chemisch gereinigter Testosteron-Bändiger, dass statistisch gesehen in jeder Schulklasse mindestens ein schwul angehauchter Waschlappenrasierer über den Sinn und Unsinn des Lebens büffelt. Befragt man hingegen alle Möchtegern-Machos, egal welcher Nationalität, einer Bildungsvermittlungsklasse nach ihrer sexuellen Orientierung, versichern sie sich unter heiligen Schwüren bei Gott, Allah, Buddha und sonstigen Schöpfern und Erlösern der Welt, gegenseitig, dass sich unter den pubertierenden Brüllmücken in ihrem Rudel keine Schwuchteln befinden.

Jugendlichen rate ich dringend davon ab, sich ausgerechnet am 11. Oktober, seit 1988 internationaler Coming-Out-Day, in der Schule zu ihrer sexuellen Andersartigkeit‘ zu bekennen. Denn dann können sie sich zu 50 Prozent sicher sein, nicht nur von Mitschülern, sondern auch von Lehrkräften Anfeindungen ausgesetzt zu werden. Zählt doch bei den meisten Jung-Casanovas das vorgespielte Machogehabe, eine vermeintliche Härte und grenzenlose Stärke zu deren Grundwesensarten. Einem mir unerklärlichen Modetrend folgend, bekennen sich neuerdings schon 12-, 13- und 14-Jährige in den a-sozialen Netzwerken dazu, angeblich transsexuell zu sein. Tja, in dem Alter dachte ich auch, ich wäre schon erwachsen und könnte Auto fahren und dass Masturbation eine Todsünde ist. Ich kann diesen Kindern nur dringend raten, sich mit diesem >von ein paar durchgeknallten Ökoterroristen unterstützten< Zeitgeistphänom an einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie zu wenden.

Womit ich nach dieser etwas längeren Einleitung zum eigentlichen Thema der Integration homosexueller und anderer triebgesteuerter Kreise in unsere Gesellschaft nun entspannt beginnen kann. In meinen folgenden Ausführungen werde ich mich auf meine deutsche, schwule und kölsche Sicht der Einwanderungsproblematik beschränken, da ich nicht wirklich vorhabe, eine 30-bändige Monster-Enzyklopädie zu diesem Thema zu verfassen. Wie bereits erwähnt, ist es mir ein sehr wichtiges Anliegen, mit meinen Ausführungen dazu beizutragen, die immer noch bestehenden Vorurteile gegenüber uns Schwanzlutschern abzubauen. Ich tue das ganz bewusst, obwohl mir nicht unbekannt ist, dass manche dieser gleichgeschlechtlichen Pullerbacken manchmal ganz schön nerven können. Aber das können Heteros ja bekanntlich auch.

Unsere verehrte Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vor nicht allzu langer Zeit, leider um Jahrzehnte zu spät, das Thema Integration von Ausländern aufgegriffen. Dies geschah im Zusammenhang mit einem der Brandbriefe des Lehrerkollegiums der Berliner Rütli-Hauptschule im Bezirk Neukölln vom 31.03.2006, in dem von zunehmender Gewaltausübung durch freche und gewalttätige Migrantenkinder aus überwiegend arabischen und türkischen Familien die Rede war. Ich stelle dazu fest, dass auch diese gravierenden Vorfälle mit der Zeit aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwanden, aber ganz sicher nicht aus den Schulen, geschweige denn aus den Köpfen dieser autoritätsverachtenden Brut des Grauens! Zur Chefsache erklärt, mache auch ich mir einmal ein paar puder-rosa Gedanken zum Thema Integration von Schwulen und Lesben, unter denen sich ja auch und zum Glück >?< Politiker und Ausländer befinden.

Als Schwule haben wir im Gegensatz zu unseren ausländischen Mitbürgern verstanden, dass wir uns nicht ausschließlich an die heteronormative Gesellschaft anpassen müssen, sondern dass sich die gesamte deutsche Mehrheitsgesellschaft inzwischen offensichtlich auch an den schwulen Mainstream angepasst hat. Die Medien, das Theater, der Film, die Musik oder die Mode, wo wir ohne die schwule Kreativität der letzten Jahrzehnte wahrscheinlich alle noch im Grau der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts gefangen wären, liefern uns dafür genügend Beispiele. Manchmal hat man das Gefühl, ohne diese kleine Gruppe von Quotentunten würde in der BRD gar nichts mehr laufen. Der Tuntenwahn geht mittlerweile so weit, dass selbst vermeintlich prominente ehemalige Heteros aus dem Showbizz sich nicht mehr scheuen, sich auch als bisexuell oder eine der anderen 46 zur Auswahl stehenden sexuellen Orientierungen und Verhaltensweisen zu bekennen. Ganze Berufszweige wären ohne diese Freudenmänner nicht nur ärmer, sondern oft auch vom Aussterben bedroht.

Obwohl Schwulsein kein Beruf ist, nenne ich >unter Vermeidung von Schubladendenken< beispielsweise die klischeehaften Berufsgruppen der vielen männlichen Kranken- und Altenpfleger, der Flugbegleiter, im schwulen Sprachgebrauch auch Saftschubsen genannt, Floristen, Modeverkäufer, Kindergärtner oder eben Friseure. Dieser Personenkreis kann gaynausogut den Beruf eines gestandenen Metzgers, qualifizierten Polizisten, Maurers, Soldaten, Schreiners oder Bestatters ausüben. Gleichwohl bevorzugen die schwulen Kuscheltierchen in der Regel Erwerbstätigkeiten zum Zwecke des Geldverdienens im kreativen, künstlerischen und kosmetischen Bereich, die in der Regel schwulenfreundlich und überwiegend integrationsfähig sind. Berufszweige, die für Heteromännchen, die sich nicht unbedingt lächerlich machen wollen, eher weniger interessant sind und in denen mit weniger Diskriminierung aufgrund der eigenen sexuellen Orientierung zu rechnen ist. Ja, Berufe, in denen man manchmal sogar erwartet, von charmanten und sensiblen Prinzen umsorgt zu werden.

Nachdem die erste große Liebe in der Regel nach drei Tagen erloschen ist, folgt häufig der völlig unsinnige, überflüssige und zeitintensive SMS-, Mailing- und Telefonterror mit der verflossenen Schnullerbacke. Und das lediglich, um nach zwei Tagen für sich selbst festzustellen, dass der Typ sowieso nur ein riesengroßes Arschloch war und ekelintensiv aussah. Außerdem schwört man sich innerlich, diesen Evolutionsunfall bis ans Ende aller Tage nicht mehr mit dem Hintern anzuschauen. Bereits am dritten Tag nach dieser herzzerreißenden Trennung stürzt man sich wieder frisch, keineswegs fromm, fröhlich und frei auf den unersättlichen Bückpüppimarkt und folgt dem männlichen Urtrieb und wird wie seine Vorfahren zum begeisterten Sammler praller Hintern und Jäger erigierter Schniedelwutze. Dank der Gnade seiner späten Geburt dauert es nicht lange, bis beim Wildern der nächste Fisch oder Fick an der Angel ist.

Und so beginnt für den jungen Gockel das Spiel der Beziehungssuche wieder von vorne. Mal reicht es für einen Quicky, mal sogar für einen ganzen und sagenhaften One-Night-Stand, zu Deutsch frei übersetzt als Rums-Bums-Danke-Auf-Nimmer-Wiedersehen-Nummer. Dann amüsiert er sich ein paar Tage mit ein und demselben Analguerilla und schafft es mit ganz viel Glück sogar, mit diesem einen ganzen unglaublichen Monat lang eine aufregende Sexbeziehung zu führen. In seinen Augen ist das fast wie eine heterosexuelle Silberhochzeit.

Während ihrer lebenslangen Brunft- und Balzzeit lernen unsere ehemaligen jungen Turnierponys dann häufig auch das fehlgeleitete sexuelle Appetenzverhalten kennen, da sie mit zunehmendem Alter kaum noch auf verständnisvolle Sexualpartner treffen. In dieser Zeit versucht die enttäuschte Kratzbürste dann nicht selten, im Umgang mit ihren Mitschwuchteln ihre verbale Schlagfertigkeit so zu perfektionieren, dass sie mit ihrer spitzen Zunge und den noch spitzer gewordenen Wichsgriffeln durchaus in der Lage wäre, weinrote Theatervorhänge und die schrillsten Kostüme zu nähen. Einige seiner bösartigen Artgenossen, so munkelt man hinter vorgehaltener Hand in der Schwulenszene, seien dann auch so verbiestert, dass sie den narzisstischen Joker aus dem Batman-Film mit Jack Nicholson von 1989 mühelos an die Wand spielen könnten. Womit dann auch dieses Beispiel einer gelungenen Integration in die Gesellschaft mächtig in die Hose gegangen wäre.

Erwähnen werde ich noch, dass zwischen der durchaus tageslichttauglichen, von frischer Landluft und Schweinestallgeruch umgebenen Dorfswchwuppe und der stets den Eindruck erweckenden, von der Nacht verpeilten Party-Großstadthusche ganz gravierende Unterschiede in der Beziehungsentwicklung bestehen. Und das völlig unabhängig vom Alter. Die im Allgäu hinter Hügeln und Berge versteckt lebenden Hodenaufreißer oder die in Ostfriesland dahinsiechenden Rillenlecker dürften nach meiner Überzeugung ganz sicher wesentlich bindungswilliger und -fähiger sein als die in Großstädte wie Berlin, Köln oder Hamburg eingewanderten, aus dem Vollen schöpfenden Präzisionshuschen. Wissend, wie mühsam und zeitraubend es in ländlichen Regionen überhaupt ist, einen gleichgeschlechtlich liebenden Art- und Bettgenossen zu finden, wird die Landschwuppe sicherlich eher an ihrem mühsam eroberten Beziehungspartner festhalten als die oft kompromisslosere großstädtische Arroganzcockonova.

Wer nun aber glaubt, die DDR sei für Schwule der Himmel auf Erden gewesen, der irrt gewaltig. Vielmehr galt diese Neigung als ein vom Kapitalismus geerbtes Laster, und von Toleranz und Akzeptanz konnte hüben wie drüben im Dunkeldeutschland keine Rede sein. Die zu DDR-Zeiten existierenden Homobars in den Großstädten wurden streng überwacht und waren jederzeit von der Schließung bedroht. Die Damen und Herren um den lieben Erich Honecker hatten paranoide Angst, dass sich aus dieser Bewegung heraus Widerstand gegen das sozialistische Regime formieren könnte. Eine der größten Persönlichkeiten der schwulen Emanzipationsbewegung in der DDR war die unvergessene Charlotte von Mahlsdorf, alias Lothar Berfelde, Initiator des Gründerzeitmuseums in Berlin-Mahlsdorf, geboren 1928 in Berlin und im Jahre des Herrn 2002 an einem Herzinfarkt ebenfalls in unserer warm-kalten Bundeshauptstadt verstorben.

Vereint, da ja zusammen wichst, was zusammen schläft, ooh. Pardon: zusammenwächst, was zusammen gehört, wurden die verhinderten sozialistischen Kiezbefruchter aus Ost und West dann in den folgenden Wendejahren zu braven Schwulen und loyalen, liberalen, toleranten, multikulturellen und für fortbestehende Missstände blinden Staatsbürgern. Sie gefallen sich heute in ihren bunt gestalteten Ghettos, überschwemmen die Nation mit ihrem Senf auf allen Fernsehkanälen und in der Boulevardpresse. Zudem sehen sie sich allzu gerne als Trendsetter, was sie sicherlich einmal gewesen und vielleicht auch noch bedingt sind. Längst vergessen sind die natürlich in die Jahre gekommenen Menschen, die ihnen diese Lebensweise durch ihren Kampf gegen die Unterdrückungssysteme erst ermöglicht haben. Vergessen wird auch, dass ihre befreite Sexualität nur in einer Gesellschaft möglich war, die logischerweise selbst befreit war.

Um einer Verallgemeinerung vorzubeugen, weise ich an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass mir auch Fälle bekannt sind, in denen harmonische gleichgeschlechtliche Beziehungen in jungen Jahren begonnen haben und bereits seit vielen Jahren bestehen. Darüber hinaus kenne ich aus meinem weitläufigen Bekanntenkreis mehrere harmonierende gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit deutlichem Altersunterschied. Über das Wissen um die katastrophalen Beziehungen >sowohl unter Schwulen, Lesben als auch unter Heterosexuellen< will ich mich hier lieber nicht auslassen, denn das würde wieder ein neues epochales literarisches Werk ergeben. Trösten wir uns damit, dass es den Heteros auch nicht besser geht, wie die enorm hohen formellen Auflösungsraten von Ehen belegen, die das Statistische Bundesamt in Wiesbaden alljährlich veröffentlicht.

Nur mit dem Unterschied, dass die sich trennenden schwulen Paare in der Regel keine unterhaltsberechtigten Kinder hinterlassen. Für die heterosexuell gezeugten Scheidungskinder dürfen wir uns als glückliche, kinderlos gebliebene Schwule, sofern wir auch fleißige Steuerzahler sind, ungewollt und ungefragt anteilig an den staatlichen Alimentationszahlungen beteiligen. Hoch lebe die Solidargemeinschaft! Über unser in der Regel doch reichlich überhöhtes Steueraufkommen >Steuerklasse I, ledig, keine Kinder< müssen wir uns auf diesem Umweg als fleißige Steuerzahler häufig auch noch an den nach der Scheidung in die Sozialhilfe abgerutschten Ex-Eheleuten beteiligen. Dabei hatte man sich doch einst geschworen, zusammenzuhalten, bis dass der Tod sie scheidet. DDG = doppelt dumm gelaufen.

Nicht nur in der Schwulenszene ist bekannt, dass sich hinter einer ausgeprägten einzel- oder gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, wie hier der Homophobie, meist auch eine latente eigene gleichgeschlechtliche Neigung verbirgt, die aber aus bestimmten Gründen nicht ausgelebt werden kann. Die vielen promovierten Sexualtherapeuten hierzulande werden diese Aussage sicherlich bestätigen. Eines der schaurigsten Kapitel der Neuzeit hat hier sicherlich und unvergessen ein Scheusal namens Adolf Hitler geschrieben, dem von psychologischen Verhaltensforschern auch eine vorhandene, latente homosexuelle Neigung zugeschrieben wird.

Bei diesen homophoben Problemen ist aus meiner Sicht gerade und in erster Linie das selten vorhandene fürsorgliche Elternhaus und ab einem bestimmten Alter dann auch die noch seltener vorhandene fürsorgliche Schule gefordert. Nämlich solchen Homophobien durch sachliche Argumentation entgegenzuwirken, um zukünftige Straftaten homophober Zeitgenossen >bis hin zum Mord< zu verhindern. Alternativ böte sich die Möglichkeit, homofeindlichen Personen mit sozialer Aversion und Aggressivität meine kleine Abhandlung zu diesem Thema in die Hand zu drücken. Ich versichere an Eides statt, dass dadurch niemand schwul oder verzaubert wird!

Als weiteres Beispiel nenne ich den Begriff der Pädophilie. Im ursprünglichen Sinne, frei aus dem Griechischen übersetzt, drückt er nichts anderes aus als die Freundschaft zum Kind. Demnach wäre jeder Vater, jeder Erzieher, jeder Pädagoge pädophil. In unserem Kulturraum verstehen wir unter Pädophilie jedoch die primäre erotisch-sexuelle Neigung Erwachsener zu Kindern, die zudem oft noch nicht einmal die Geschlechtsreife erreicht haben. Im deutschen Sprachgebrauch heißt das Ganze dann auch juristisch korrekt sexueller Missbrauch von Kindern, der in Deutschland vorliegt, wenn die Kinder unter 14 Jahre alt sind. Erstaunlich finde ich dann, dass in der Vatikanstadt dieses Schutzalter lediglich bei 12 Jahren liegt! Ich persönlich verurteile jede Form von sexuellen Übergriffen Erwachsener an Kindern und Jugendlichen.

Für Platon waren die Begierde und der Sex nur die unterste Stufe der Liebe. Für ihn galt es, die Liebe auf wesentlich höhere Stufen zu stellen. Der Liebe zu den schönen Dingen des Lebens folgte die Liebe zur Wissenschaft und zu den schönen Gedanken. Platon strebte nach den ganz großen Idealen, nach der unerreichbaren Schönheit, nach der absoluten Wahrheit und schließlich nach der Göttlichkeit. Hach, ja! Abgesehen von der Göttlichkeit, wusste dieser weise alte Mann, was wahre Liebe ist. Nach diesem kurzen Ausflug in die Antike komme ich nun zum Thema der sozialen Integration unserer warmen Brüder im 17. und 18. Jahrhundert.

Für eine weitere drastische Dezimierung unserer ansonsten sehr widerstandsfähigen und lebensfrohen Spezies sorgten dann im Spätmittelalter Hunderte von Hinrichtungen in Norditalien, Spanien und im 18. Jahrhundert auch in den Niederlanden, Frankreich und England. Bereits um 1700 bezeichnete man in europäischen Metropolen wie Amsterdam, London oder Paris Menschen als hetero- oder homosexuell, als normal oder andersartig. Wobei ich anmerke, dass die Betonung eindeutig auf andersartig und nicht auf abartig liegt! So verdanken wir der Französischen Revolution auch die Abschaffung aller Gesetze gegen widernatürliche Unzucht. 1794 wurde dann in Preußen per Gesetz der Analverkehr nicht mehr mit dem Tode, sondern nur noch mit Zuchthaus bestraft. Was sich dann hinter den Zuchthausmauern abspielte, dürfte unschwer zu erraten sein.

Und nun komme ich, wie versprochen, zu dem Tag, an dem die schwul-lesbische Revolution ihren weltweiten Siegeszug antrat, auch wenn sie in islamisch geprägten Ländern bis heute verboten und unterdrückt wird. Dieses Ereignis ist in etwa das, was für die Christen die Feste Ostern und Weihnachten sind. Am historischen 28.06.1969, gegen 01:20 Uhr Ortszeit, kam es in der New Yorker Schwulen- und Tanzbar Stonewall Inn im Stadtteil Greenwich Village zu einem weiteren homophoben Polizeieinsatz. Womit die bösen Bullen in dieser Nacht nicht gerechnet hatten, war die Tatsache, dass sich die rund 200 männlichen Gäste die permanenten Schikanen nicht länger gefallen ließen.

Bis dahin gehörten gewalttätige Razzien mit Personalienfeststellung, Beleidigungen, Diskriminierungen, körperliche Übergriffe und unbegründete Festnahmen zum Leben im Untergrund. Irgendjemand brüllte „Scheiß drauf! Heute schlagen wir zurück“! Der blutige Aufstand mit Straßenschlachten, der für die Cops zu einem peinlichen Debakel wurde, endete erst am 3. Juli 1969, einen Tag vor dem Independence Day, dem amerikanischen Nationalfeiertag, der an die Unabhängigkeitserklärung von 1776 erinnert.

Gehen und sehen wir also weiter in eine rosarote Zukunft und lassen wir als echte Männer unsere femininen Seiten zu und erfüllen das Klischee in der Gesellschaft, indem wir viel Wert auf Hairstyling, Mode, Pediküre und Maniküre legen und dafür weiterhin unsere mühsam ersparten Euronen ausgeben. Immerhin kurbeln wir damit unsere krisengeschüttelte Marktwirtschaft an. Unsere Minderheit ist inzwischen zur bevorzugten Zielgruppe der Mode-, Schmuck-, Zigaretten-, Trendgetränke- und Kosmetikindustrie mutiert. Diese scheut sich seit Jahren nicht mehr, gleichgeschlechtlich liebende Paare auf großflächigen Plakaten und in zahlreichen Medien einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Dass gerade Schwule oft auch Trendsetter auf diesem riesigen Markt der Eitelkeiten sind, sei nur am Rande erwähnt. Die Organisatoren von Großveranstaltungen wie dem Kölner CSD freuen sich einen Ast, wenn sie von einigen Megakonzernen großzügig und selbstverständlich völlig uneigennützig gesponsert werden. Rein ästhetisch betrachtet, sind mir diese Männer allemal lieber als der biertrinkende, kettenrauchende, chipsfressende Vollhetero, der sich nach Feierabend, sofern er überhaupt einen Job hat, in den Fernsehsessel quetscht, sich durch Dutzende von Fernsehkanälen quält, Frau und Kinder vernachlässigt und dabei seine überdimensionierte, graue, seit zwei Wochen getragene und versiffte Schießer-Feinripp-Unterwäsche zur Schau stellt. Dann doch lieber schwul, lebensfroh, sensibel, kinderlos, frauenfreundlich, tolerant, figur- und gesundheitsbewusst. Oder?


– Ende –


Schwulenwitz 4:

   Fahrer zum Chef: „Mit meinem Beifahrer fahre ich nicht mehr, der ist stockschwul!“ Chef: „Woran haben Sie das denn gemerkt?“ Fahrer: „Immer, wenn ich ihn küsse, macht er die Augen zu!

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