Tunten – Aufzucht und Pflege
Der frechste Überlebensratgeber – nicht nur für angehende Tunten!
Vorwort & Ein(g)leitung
Falls du gedacht hast, ‚Tunte‘ wäre nur ein Schimpfwort, dann zieh dich warm an, Schätzchen. Hier bekommst du Glitzer ins Gesicht, bissige Wahrheiten ins Ohr und vielleicht auch die eine oder andere unbequeme Wahrheit mitten ins Herz.

Rainbow-Flag
Ich bin Mike Schwarz. Berufsschwul seit Jahrzehnten, Überlebender unzähliger sexueller Hiroshimas, Meister der Verbalakrobatik und notorischer Beobachter des bunten, wilden und manchmal ziemlich schrägen Tuntentreibens. Mein Buch ‚Tunten – Aufzucht und Pflege‘ ist kein braver Ratgeber, sondern eine Mischung aus Feldforschung, Liebeserklärung und gnadenlos ehrlicher Milieustudie, gewürzt mit Anekdoten, die weder politisch korrekt noch langweilig sind.
Hier erfährst du, warum das Leben mit Tunten nie stillsteht, wie Vorurteile schmelzen können, wenn man wirklich hinhört, und warum Vielfalt keine Dekoration ist, sondern eine Überlebensstrategie. Du bekommst Geschichten aus der Szene >von den High-Heel-Höhenflügen bis zu den Abgründen im Neonlicht<, persönliche Erlebnisse, ungeschönte Beobachtungen und Seitenhiebe, die sitzen.
Egal, ob du gerade deine erste Federboa kaufst, schon seit Jahren zur Stammkundschaft des Szene-Barkeepers gehörst oder einfach nur neugierig bist: Hier gibts Lacher, Momente, in denen du den Kopf schüttelst, und vielleicht auch den einen oder anderen Kloß im Hals.
Also, komm rein, setz dich >Drinks gibt’s später< und lass dich in eine Welt entführen, die so bunt ist, dass Schwarz-Weiß hier keine Chance hat.
Mit warmen Grüßen
euer Mike Schwarz
Köln, den 08.12.2006.
Hinweis:
Alle Texte wurden von mir in den Jahren 2006 bis 2010 verfasst. Daher kann es sein, dass in einigen Passagen zeitbedingte Änderungen zu den einzelnen Themen nicht mehr aktuell sind. Na und? Das ist das ‚Buch der Bücher‘ seit Jahrhunderten auch nicht.
Themen- / Seitenindex 1 – Kapitel 1 – 8
Zunächst einmal: Wir alle haben uns unsere sexuelle Orientierung nicht ausgesucht, sondern jeder durfte sie für sich entdecken. Die einen früher, die anderen später. Folglich erfreut sich unsere Welt mehr oder weniger der Vielfalt von Hetero-, Bi-, Homo-, Trans-, A-, Sapio-, Pan-, Auto-, Gyno-, Andro-, Demi-, Poly- oder Öko-Sexuellen, Transgendern und was sonst noch in der Natur kreucht und fleucht. Entgegen böser Gerüchte kommt unsere künftige Vorzeigetunte, und diesmal schließe ich mich ausnahms- und gnädigerweise selbst mit ein, nicht mit dem Beruhigungsschnulli im Hintern auf die Welt!
Das Thema Lesben kann ich aufgrund meiner begrenzten Kenntnisse nicht umfassend behandeln. Der Begriff stammt von der griechischen Insel Lesbos ab, wo im 6. Jahrhundert v. Chr. die Dichterin Sappho >Sápphōy< die herzzerreißende Liebe zwischen Frauen melodramatisch besang. Die Feingeistige nahm sich der jungen Mädchen aus vornehmen Kreisen an und unterrichtete sie in Musik, Tanz, Gesang und Dichtkunst. Der medizinische Fortschritt ermöglicht es Lesben heute, dank einer Pipette mit zeugungsfähigen Spermienelixier ganz ohne Mann schwanger zu werden. Dies erspart ihnen zwar den ekelerregenden Anblick des männlichen Geschlechtsorgans, nicht aber den eines bald um sein Leben schreienden männlichen Hosenscheißers. Alternativ eine vaginal vorprogrammierte Hosenscheißerin.
Wenn eine jungfräuliche Empfängnis im biblischen Sinne möglich wäre, würde das uns Herren der Schöpfung trotz der medizinischen Möglichkeit der künstlichen Befruchtung nicht überflüssig machen. Soweit ich weiß, gelang es den Spermalogen bisher glücklicherweise nicht, fortpflanzungsfähige laktosefreie Männermilch im Labor zu reproduzieren. Würde die künstliche Befruchtung in Mode kommen, hätten viele Männer keine Möglichkeit mehr, ihre heteronormative Sexualität mit der Damenwelt in vollen Zügen auszuleben. Womit eine der schönsten Nebensachen der Welt ein betrübliches Ende fände. Nicht auszudenken, welche fatalen Folgen das hätte! Bestünde die Welt dann nur noch aus chronischen Verweigerern des genetischen Erbguttransfers?
Bevor ich ins Eingemachte gehe, möchte ich den Begriff ‚Tunte‘, regional auch Tucke oder TuckTuck genannt, kurz erläutern. Fälschlicherweise wird dieser Begriff oft für Schwule verwendet, obwohl er ursprünglich alle Sexualitäten und Geschlechter umfasst, die durch übertriebenes, affektiertes Verhalten auffallen. Psychotherapeuten bezeichnen dies als histrionische Persönlichkeitsstörung, die durch theatralisches und egozentrisches Verhalten sowie den Drang, übertriebene Gefühlsschwankungen zur Schau zu stellen, gekennzeichnet ist. Diese Merkmale können bei Homosexuellen gehäuft auftreten, müssen es aber nicht. Zu den schillerndsten Persönlichkeiten dieser Art gehören beispielsweise Salvador Dalí, Klaus Kinski und Rudolph Moshammer. Auch das Ehepaar Carmen und Robert Geiss, bekannt aus der Reality-Show ‚Die Geissens‘ >eine peinliche TV-Pseudo-Doku von RTL2, die niemand für seine geistige Entwicklung braucht<, fällt in diese Kategorie.
Auch die Erklärung des Wortes Homosexualität möchte ich nicht vorenthalten: Aus dem englischen Begriff ‚homosexual‘, der 1868 erstmals schriftlich auftauchte, wurde 1886 durch den deutschen Psychiater Richard Fridolin Joseph Freiherr Krafft von Festenberg auf Frohnberg >der Typ hieß wirklich so!< homosexual eingedeutscht. Genug der Einleitung: Um die Vielfalt unserer Subspezies zu zeigen, werde ich in diesem Werk zu vielen Aspekten schwulen Lebens Stellung nehmen. Hierzu bediene ich mich meines mir eigenen Humors, der Ironie, des Zynismus, des Sarkasmus, des bewusst provokativen, des tief- und blödsinnigen, des vulgären und vieler anderer Schreibstile.
– Ende –
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