Tunten – Aufzucht und Pflege >Teil 1 –  Kapitel 1 – 8<

Der kleine Ratgeber – nicht nur für angehende Tunten!  

Vorwort & Ein(g)leitung

Als ein nahezu unkaputtbarer Berufsschwuler, Überlebender zahlloser sexueller Hiroshimas, Verfechter der Verbalakrobatik und kritischer Beobachter des weltweiten Tuntentreibens, denke ich, dieses Buch wird dazu führen, dass ich mit einem Teelöffelchen in einem Kölschglas rühre und die Wellen bis in die Alpen oder Anden schlagen. Ein Wehklagen wird über die deutsche Tuntenrepublik schallen. Na und? Was soll’s?

Mit diesem Buch werde ich die unzähligen Facetten der Ge- und Verbrauchstunten beleuchten. Es basiert auf meinen eigenen, oft nicht rosaroten Erinnerungen und den vielen Geschichten meiner Leidensgenossen. Ich versuche, tiefe Einblicke in die nicht immer schöne Welt der Schwulen zu geben, so wie ich sie mit meinen müden Augen sehe. Basierend aus jahrelangen Erfahrungen sowohl im realen Leben als auch im modernen Kommunikationsfriedhof namens Internet.

Rainbow-Flag

Es ist mir ein Anliegen, Vorurteile gegenüber Homosexuellen und Minderheiten abzubauen und die Gleichwertigkeit in einer heteronormativen Gesellschaft zu fördern. Aufklärung durch einen nichtakademischen Kenner der Szene soll helfen, Eltern vor dubiosen Selbsthilfegruppen oder verbotenen Konversionstherapien zu bewahren. Ich biete die Möglichkeit, sich mit den zahlreichen Themen rund ums Schwulsein auseinanderzusetzen.

Eltern von schwulen Söhnen und lesbischen Töchtern sollten verstehen, dass sich ihre Kinder nicht verändert haben, sondern nur eine Facette mehr offenbaren. Denn leider empfinden immer noch fast vier von zehn Eltern homosexuelle Kinder als unangenehm. Eine zustimmende oder besser noch unterstützende Akzeptanz ist diesen Eltern sicher lieber als der schwere Gang, Blumen auf das Grab ihres geliebten Nachwuchses zu legen. Oder?

Ich verbitte mir als Autor den Vergleich mit einer Tunte, auch wenn ich mir gerade ein imaginäres Huch verkneife. Meine Ausführungen spiegeln meine subjektive Sicht wider, basierend auf über 20 Jahren Erfahrung in der schwulen Subkultur. Ich warne vor Verallgemeinerungen: Es gibt viele, sehr viele Unterschiede in unserer scheinbaren Schattenwelt. Und ja, ob schwul oder hetero, wir alle versuchen, das Leben nicht zu verpassen. Dieses Werk soll nicht diskriminieren, sondern zum Nachdenken anregen und Spaß beim Lesen bereiten.

Mit warmen Grüßen
Euer Mike Schwarz

Köln, den 08.12.2006.


Hinweis:

Alle Texte wurden von mir in den Jahren 2006 bis 2010 verfasst. Daher kann es sein, dass in einigen Passagen zeitbedingte Änderungen zu den einzelnen Themen nicht mehr aktuell sind. Na und? Das ist das Buch der Bücher seit Jahrhunderten auch nicht.


Themen- / Seitenindex 1 – Kapitel 1 – 8

1. Die wilde Onlinejagd nach Ejakulat 5. Verqueere Promis
2. Auf Beutesuche in der freien Wildbahn 6. Knapp daneben ist auch vorbei
3. Von der Vielfalt des Regenbogens 7. Intolerante Pomeranzen
4. Mittendrin, statt nur dabei 8. Abendland vs. Morgenland

Ein(g)leitung

Zunächst einmal: Wir alle haben uns unsere sexuelle Orientierung nicht ausgesucht, sondern jeder durfte sie für sich entdecken. Die einen früher, die anderen später. Folglich erfreut sich unsere Welt mehr oder weniger der Vielfalt von Hetero-, Bi-, Homo-, Trans-, A-, Sapio-, Pan-, Auto-, Gyno-, Andro-, Demi-, Poly- oder Öko-Sexuellen, Transgendern und was sonst noch in der Natur kreucht und fleucht. Entgegen böser Gerüchte kommt unsere künftige Vorzeigetunte, und diesmal schließe ich mich ausnahms- und gnädigerweise selbst mit ein, nicht mit dem Beruhigungsschnulli im Hintern auf die Welt!

Das Thema Lesben kann ich aufgrund meiner begrenzten Kenntnisse nicht umfassend behandeln. Der Begriff stammt von der griechischen Insel Lesbos ab, wo im 6. Jahrhundert v. Chr. die Dichterin Sappho >Sápphōy< die herzzerreißende Liebe zwischen Frauen melodramatisch besang. Die Feingeistige nahm sich der jungen Mädchen aus vornehmen Kreisen an und unterrichtete sie in Musik, Tanz, Gesang und Dichtkunst. Der medizinische Fortschritt ermöglicht es Lesben heute, dank einer Pipette mit zeugungsfähigen Spermienelixier ganz ohne Mann schwanger zu werden. Dies erspart ihnen zwar den ekelerregenden Anblick des männlichen Geschlechtsorgans, nicht aber den eines bald um sein Leben schreienden männlichen Hosenscheißers. Alternativ eine vaginal vorprogrammierte Hosenscheißerin.

Wenn eine jungfräuliche Empfängnis im biblischen Sinne möglich wäre, würde das uns Herren der Schöpfung trotz der medizinischen Möglichkeit der künstlichen Befruchtung nicht überflüssig machen. Soweit ich weiß, gelang es den Spermalogen bisher glücklicherweise nicht, fortpflanzungsfähige laktosefreie Männermilch im Labor zu reproduzieren. Würde die künstliche Befruchtung in Mode kommen, hätten viele Männer keine Möglichkeit mehr, ihre heteronormative Sexualität mit der Damenwelt in vollen Zügen auszuleben. Womit eine der schönsten Nebensachen der Welt ein betrübliches Ende fände. Nicht auszudenken, welche fatalen Folgen das hätte! Bestünde die Welt dann nur noch aus chronischen Verweigerern des genetischen Erbguttransfers?

Bevor ich ins Eingemachte gehe, möchte ich den Begriff Tunte, regional auch Tucke oder TuckTuck genannt, kurz erläutern. Fälschlicherweise wird dieser Begriff oft für Schwule verwendet, obwohl er ursprünglich alle Sexualitäten und Geschlechter umfasst, die durch übertriebenes, affektiertes Verhalten auffallen. Psychotherapeuten bezeichnen dies als histrionische Persönlichkeitsstörung, die durch theatralisches und egozentrisches Verhalten sowie den Drang, übertriebene Gefühlsschwankungen zur Schau zu stellen, gekennzeichnet ist. Diese Merkmale können bei Homosexuellen gehäuft auftreten, müssen es aber nicht. Zu den schillerndsten Persönlichkeiten dieser Art gehören beispielsweise Salvador Dalí, Klaus Kinski und Rudolph Moshammer. Auch das Ehepaar Carmen und Robert Geiss, bekannt aus der Reality-Show Die Geissens >eine peinliche TV-Pseudo-Doku von RTL2, die niemand für seine geistige Entwicklung braucht<, fällt in diese Kategorie.

Auch die Erklärung des Wortes Homosexualität möchte ich nicht vorenthalten: Aus dem englischen Begriff homosexual, der 1868 erstmals schriftlich auftauchte, wurde 1886 durch den deutschen Psychiater Richard Fridolin Joseph Freiherr Krafft von Festenberg auf Frohnberg >der Typ hieß wirklich so!< homosexual eingedeutscht. Genug der Einleitung: Um die Vielfalt unserer Subspezies zu zeigen, werde ich in diesem Werk zu vielen Aspekten schwulen Lebens Stellung nehmen. Hierzu bediene ich mich meines mir eigenen Humors, der Ironie, des Zynismus, des Sarkasmus, des bewusst provokativen, des tief- und blödsinnigen, des vulgären und vieler anderer Schreibstile.


– Ende –


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