= L E S E P R O B E N =

THEMENSEITEN M – R

Von der Macht Von der Moral Vom Neid
Von der Oberflächlichkeit Von der Pädagogik Vom Pessimismus
Von den Quellen Von der Raffgier Von der Religion

Von der Macht

> Jeder Drachen bringt einen St. Georg zur Welt, der ihn erschlägt. Khalil Gibran <

Khalil Gibran


Von der Macht

Macht ist die Fähigkeit von Individuen und Gruppen, das Verhalten und Denken von anderen Individuen oder Gruppen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Es handelt sich um einen grundlegenden sozialen Aspekt, welcher in praktisch allen Formen des menschlichen Zusammenlebens eine Rolle spielt. So führt das Sozialverhalten von Individuen in Gruppen und von Gruppen untereinander zur Ausbildung von Sozialstrukturen, deren Mitglieder über unterschiedliche Einflussmöglichkeiten verfügen. Die Machtausübung kann, muss aber nicht über Zwang erfolgen. Gewaltexzesse sind im modernen Rechtsstaat verboten. Der Begriff wird häufig in Verbindung mit Machtmissbrauch verwandt und erhält dadurch auch eine negative Konnotation >Nebenbedeutung eines Wortes<. Die Anwendung physischer Gewalt ist in der demokratischen Gesellschaft im Rahmen des Gewaltmonopols an den Staat delegiert, welcher die gesellschaftlich notwendigen Polizeifunktionen ausübt. Anarchisten beispielsweise lehnen jede Art von Machtausübung ab, während Machtlosigkeit andererseits zur Handlungsunfähigkeit führen kann >siehe auch Ohnmacht<. In demokratischen Systemen wird die Macht per Verfassung und Gesetz eingeschränkt. Dass jemand Macht über sich selbst gewinnen kann, dokumentieren Wörter wie Selbstbeherrschung oder Körperbeherrschung. Eine besondere Qualität hat die Macht über den eigenen Körper in der Kunst des indischen Yogis. >Quelle: www.wikipedia.de<


Macht begleitet jeden Menschen von der Geburt bis zum Tod, jeden Tag, jede Nacht, und sie hat viele Gesichter, wie du im Folgenden sehen wirst. Die gewaltigste Macht, die alles lenkt, nehmen wir nur selten wahr, und doch ist sie es, die uns Atemzug für Atemzug begleitet. Eine Macht, die viel älter ist als die gesamte Menschheit: Der milliardste Teil eines Atoms ist so mikroskopisch klein, dass er 500 Milliarden Mal auf jeden hier geschriebenen Punkt passen würde. Und dieses Atom ist verantwortlich für das gewaltigste Ereignis, das sich der Mensch vorstellen kann: die Entstehung unseres Universums, den sogenannten Urknall, engl. Big Bang, vor rund 13,7 Milliarden Jahren. Aus dieser gewaltigen Kraft ist über diesen langen Zeitraum unter anderem unsere Erde entstanden, auf der wir, noch, leben dürfen. Auf der auch die Mächtigen lebten und leben, die dieser Macht aber auch jederzeit ein Ende setzen konnten und können. Sicherlich wird der kleine Verlust unseres Planeten im großen Universum keine nennenswerte Rolle spielen.

Um unsere Entstehungsgeschichte verständlich zu machen, erfanden einige Männer, eigenartigerweise auch hier keine Frauen, was schon mein Verständnis für das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern begründet, vor einigen tausend Jahren die Erklärungsformel Religion. Stellt man sich die Zeit vom Urknall bis heute als eine Strecke von nur 100 Metern vor, so begleitet die Religion die Menschheit vielleicht erst seit den letzten 0,037 Millimetern. Und doch hat sie es aus ihrem unbegründeten Machtanspruch heraus geschafft, die Welt nach Religionszugehörigkeit zu spalten. Wie friedlich wäre die Entwicklung der Menschheit vielleicht verlaufen, wenn es keine machtgierigen Religionen gegeben hätte? Befindet sich nicht die islamische Welt seit Jahrhunderten im Glaubenskrieg mit der christlichen Welt und stehen wir vielleicht vor dem dritten atomaren Holocaust? Auch der damals erfundene Gottessohn hat sich göttliche Macht angemaßt. Was mir aber nichts ausmacht.

Und wenn ich mir erlauben darf, einige Fragen in den Raum zu stellen, die sich aufdrängen: Wenn Gott, der Allmächtige, nach biblischer Überlieferung die Erde und das sie umgebende Universum erschaffen und für gut befunden hat, warum hat er dann die Dinosaurier erschaffen, um sie anschließend wieder aus seinem Gesamtkunstwerk zu entfernen? Oder die Sterne, oder die Berge, oder ganze Länder, oder ganze Völker? Und warum offenbarte er sich Moses erst so spät, um ihm zu diktieren, was ja auch eine Form der Machtausübung ist, was wir in Zukunft zu tun und zu lassen haben? Und warum verfolgte die römisch-katholische Kirche im Mittelalter die Alchemisten, die wir heute Chemiker und Physiker nennen, und die Astronomen, die doch nur sein Schöpfungswerk besser verstehen wollten? Was hatte er gegen Frauen, wenn er ihnen nicht die gleiche Macht zubilligte wie den Herren der Schöpfung? Warum hat er keine Energie geschaffen, die umweltfreundlich ist und allen zur Verfügung steht, ohne dass dafür Kriege geführt wurden und werden? Mein alter Freund Albert Einstein hat einmal gesagt: „Gott würfelt nicht.“ Wenn es ihn wirklich gibt, kann er mir vielleicht erklären, welches Machtspiel er dann spielt?

In der Pubertät wünscht sich der Mann vielleicht einen kräftigen, wohlproportionierten Penis, die Frau einen weniger kräftigen Busen und Po. Aber das können wir meist nicht beeinflussen. Wichtiger ist es aber auch hier, die Macht des eigenen Sexualtriebes in Zukunft unter Kontrolle zu halten, denn sonst bekommen wir die Macht unseres Rechtsstaates zu spüren oder müssen dank enormer Unterhaltszahlungen für ungewollte Kinder in Zukunft mächtig zahlen. Halten wir an dieser Stelle einmal inne und fragen uns, welche Kräfte uns bis hierher gebracht haben. Schon unser Embryo hat Mächtiges vollbracht. In absoluter Harmonie haben wir uns aus Billionen von Atomen entwickelt, um eins zu werden: ein Lebewesen, das es nur einmal auf der Welt gibt. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass nichts und niemand das Recht hat, diese Einzigartigkeit des ungeschriebenen Naturgesetzes durch klinische Manipulation, sprich Klonen, zu beeinflussen.

Es ist ein Wunder der Natur, dass sich aus diesen Billionen toter Atome unser Leben entwickeln kann und wir Menschen werden. Niemand von uns hat jedoch die Macht, unseren Alterungs- und Sterbeprozess aufzuhalten. Irgendwann wird jeder von uns wieder zu dem, was er einmal war: Staub aus Billionen toter Atome. Erst der absolut exakte Mix einiger weniger chemischer Bestandteile, die wir im Prinzip an jeder Straßenecke kaufen könnten, lassen uns zu dem werden, was wir sind. Mixen wir uns also ein wenig Sauer-, Wasser-, Kohlen- und Stickstoff, den übel riechenden Schwefel, dazu eine Prise anderer Elemente und schon sind wir ein Wunder der Natur. Die richtige Formel ist uns zum Glück nicht bekannt, ansonsten wäre vielleicht jeder von uns ein kleiner Frankenstein. Aus diesem Mix entwickeln sich dann noch unsere Organe, die künftig mächtig dafür sorgen, dass wir es bis zur Jetztzeit geschafft haben und bis zur Endzeit schaffen werden.

Ganz anders verhalten sich da jene, die glauben, über das Schicksal ganzer Völker bestimmen zu dürfen. Es sind die neuen Götter der Gegenwart, die nicht mehr im Vatikan, sondern in Wolkenkratzern, Rechenzentren und Raumstationen thronen. Namen gefällig? Gates, Zuckerberg, Trump, Musk, Bezos, und wer sich sonst noch für den Mittelpunkt des digitalen Universums hält. Der eine will Amerika wieder groß machen, als wäre es ein schlecht verkleideter Western; der andere will die Menschheit auf den Mars schießen, weil sie ihm auf der Erde zu gewöhnlich geworden ist; und der dritte verkauft uns den Fortschritt gleich kartonweise mit Prime-Versand. Ihre Macht hat keine Grenzen mehr, weil sie sich unsichtbar gemacht hat.

Früher regierte man über Länder, heute über Daten. Früher schrieb man Gesetze, heute Algorithmen. Macht war einst die Peitsche, heute ist sie der Klick. Und während die einen noch glauben, frei zu wählen, entscheiden längst Maschinen, was wir denken, kaufen oder glauben sollen. Der neue Untertan trägt keine Fesseln aus Eisen mehr, sondern ein Smartphone, das ihm Befehle zuflüstert, freundlich verpackt als Empfehlung. Selbst Politiker haben längst begriffen, dass sie ohne diese digitale Allmacht keine Bedeutung mehr hätten. Sie regieren über Bilder, Schlagzeilen und Angst. Die Demokratie ist zum Spektakel verkommen, in dem die Lautesten triumphieren, während die Klügsten verstummen. Und die Menschen? Sie applaudieren, in der naiven Hoffnung, Teil des Spiels zu sein, obwohl sie längst die Spielfiguren sind. Macht war, ist und bleibt eine Droge. Sie macht süchtig, blind und taub. Wer sie einmal gekostet hat, will mehr. Koste es, was es wolle.

Da trat ein alter Mann zu mir, dessen Augen die Schatten der Macht gesehen hatten, und sprach „Rede zu uns von der Macht, Autor.“ Und ich antwortete: „Die wahre Macht wohnt nicht in Palästen, nicht in Reichtum, nicht im Beifall der Menge. Sie wohnt im Menschen, der sich selbst erkennt und nicht mehr herrschen will. Denn wer sich selbst besiegt, hat die Welt entwaffnet.“

— Aus dem „Gibran-Zyklus“ von Mike Schwarz © 2025 —

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Von der Moral

> Es ist weiser für den Lahmen, seine Krücken nicht über dem Kopf seines Feindes zu brechen. Khalil Gibran <


Der Begriff Moral >frz.: moral, v. lat.: moralis die Sitten betreffend; lat.: mos Sitte, Plural mores< bezeichnet die Gesamtheit der Normen, Werte, Grundsätze, die das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft regulieren und von ihrem überwiegenden Teil als verbindlich akzeptiert oder zumindest hingenommen werden >herrschende Moral; bürgerliche Moral; sozialistische Kampfmoral<. Das sittliche Empfinden oder Verhalten eines Einzelnen oder einer Gruppe >hohe Moral; niedere Moral<. In der Philosophie die Lehre vom sittlichen Verhalten des Menschen, auch Moralphilosophie genannt >vgl. Ethik<. In der Literatur die Nutzanwendung, z.B. einer Erzählung >Moral von der Geschichte<. Soziologisch kann man Moral als Instanz beschreiben, die es Individuen ermöglicht, in sozialen Systemen mitzuwirken, die zu komplex sind, als dass sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen wären. In der Umgangssprache bezeichnet Moral auch eine allgemeine psychische Verfassung oder Stimmung >z.B. die Moral der Truppen ist schlecht<. >Quelle: www.wikipedia.de<


Vorab erlaube ich mir, die Unterschiede der Begrifflichkeiten von Moral und Ethik kurz zu erklären. Die faktische Moral hat in der Regel emotionale Ursprünge wie zum Beispiel Angst, Wut oder Lust. Hier gilt es gesellschaftsabhängige Unterschiede zu beachten. Die Ethik versucht, zumeist vergeblich, allgemeine Wertemaßstäbe zu setzen und dient eigentlich dem Nachdenken über die Moral, um dann die eigenen Moral- und Wertevorstellungen zu kontrollieren und zu rechtfertigen. Mithin kann sich jeder Mensch auf diesem Globus seine ganz eigene Moral zurechtzimmern. Wie pervers moralische Vorstellungen sind, zeige ich anhand einiger weniger nachfolgender Beispiele. Aus dieser Einleitung schaffe ich erst einmal die Ableitung, dass Moral und Ethik rein menschliche Wertevorstellungen sind. Demzufolge gibt es in der Tier- und Pflanzenwelt keine Moral. Und siehe da: sie funktioniert trotzdem, seit Jahrmillionen sogar ohne unsere Einmischung. Wir dagegen, die uns für moralisch überlegen halten, haben mit unserer Moral gleich ganze Lebensräume vernichtet und zahllose Arten gleich mit. Moral, die tötet – typisch Mensch.

Es wird auch hier wieder Wunschdenken bleiben, dass sich die Moral unserer Gesellschaft wieder alten Normen und Werten annähern wird. Lediglich die kompromisslose Achtung vor eigenen moralischen Grenzen könnte das Blatt wieder zu einem besseren wenden. Solange wir diese Moral aber auf die unmoralischen Grundsätze unserer Vorbilder aufbauen, werden wir uns im Kreis drehen und nicht auf den Weg zu wirklichen, von vielen ersehnten positiven Veränderungen in unserer Gesellschaft gelangen. Hierzu wäre jedoch dann auch die jeweilige Disziplin des Einzelnen erforderlich. Dazu fallen mir dann nachfolgende, vermeintlich positive Beispiele ein: Der zurzeit reichste Mann der Welt, Bill Gates, erarbeitete sich seit 1975 ein geschätztes Vermögen von rund 41 Milliarden US-Dollar, was gut zehn Prozent des Grundkapitals der Microsoft Corporation entspricht. Auch wenn seine Persönlichkeit stets der Kritik ausgesetzt war, gründete er gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau die Bill-und-Melinda-Gates-Foundation und trennte sich, fadenscheinig, hierüber von großen Teilen seines gewaltigen Vermögens. Angeblich, um Gesundheitsprojekte in aller Welt und vor allem für Betroffene mit AIDS in Afrika zu fördern.

Diesem Beispiel folgte der US-Milliardär Warren Buffett, der 30 Milliarden US-Dollar beisteuerte, womit die Foundation zwischenzeitlich über Geldmittel in Höhe von rund 60 Milliarden US-Dollar verfügt. Hiermit widerlegt Bill Gates, dass Geld den Charakter eines Menschen verdirbt. Zumindest nach außen hin. In Wahrheit handelt es sich bei diesen Wohltaten um feinjustierte Steuervermeidungsstrategien, um das eigene Image zu polieren und gleichzeitig den Staat zu umgehen, der, welch Ironie, all die echten Kranken und Armen finanzieren müsste, die Gates angeblich retten will. Amerikanische Wohltätigkeit ist eben das Lächeln der Steuerflucht. Und während die Presse noch Beifall klatscht, zählen die Buchhalter bereits die nächsten Milliarden. Gates & Co. mögen die Weltöffentlichkeit blenden, aber nicht mich. Ich bin kein Aktionär ihrer Heuchelei, höchstens Beobachter eines perfekt inszenierten Philanthropie-Theaters, in dem Moral als Kulisse dient und Profit den Applaus dirigiert.

Moral wird von mir auch eher als Unterdrückung der Menschen empfunden. Ein unterdrückter Mensch ist einfach besser zu manipulieren und damit zu kontrollieren. Diejenigen, die Moral predigen, wollen sich doch selbst nur wichtig machen und vertreten ihre eigenen Interessen, die wiederum nicht moralischer Natur sein müssen. Wer hat schon das moralische Recht, mit dem Finger auf andere zu zeigen, ohne dabei zu bemerken, dass der, der mit dem Finger auf andere zeigt, mit drei Fingern auf sich selbst zeigt? Wie heißt es so schön in dem Märchenbuch, der Bibel? Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Haltet euch daran, ihr Moralapostel dieser Welt; und bedenkt, dass die Moral sich auch verwandeln kann.

Da trat ein alter Mann zu mir, dessen Augen die Schatten der Moral gesehen hatten, und sprach: „Reisender, rede zu uns von der Moral.“ Und ich antwortete: „Moral ist die Maske, hinter der der Mensch seine Furcht verbirgt. Sie predigt Reinheit, während sie nach Macht riecht. Doch wer aufhört, über andere zu richten, wer sich selbst prüft, bevor er den Stein hebt, der hat die Moral überwunden und die Menschlichkeit gefunden.“

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Vom Neid

> Wie sollst du erwarten, dass Blumen in deinen Händen erblühen, wenn dein Herz ein Vulkan ist? Khalil Gibran <


Unter Neid versteht man einen ethisch vorwerfbaren, gefühlsmäßigen >emotionalen< Ausdruck des Unbehagens über die Besserstellung anderer. Ähnlich aber ungebräuchlicher ist dafür auch der Begriff Missgunst. Fehlt es am ethischen Vorwurf, spricht man eher von Unbehagen gegenüber Überlegenheit. Will man ihn rechtfertigen, so ist eher von einem Streben nach Gleichheit die Rede. Wie andere Gefühle auch, hat der Neid Vorteile für den, der ihn hegt. >Quelle: www.wikipedia.de<


Mit zu den unangenehmsten Zeitgenossen zählen für mich die Neider und Neiderinnen, da sie einfach die Fähigkeit, anderen etwas zu gönnen, nicht besitzen. Ob, wie bei Wikipedia behauptet, der Neider für sich wirklich Vorteile hegt, wage ich zu bezweifeln. Fakt ist jedoch, dass man auf seine Neider ein ganz besonderes Augenmerk legen sollte, da sich Neid auch sehr schnell in äußerst boshafte Handlungen verwandeln kann. Für mich sind Neider einfach nur arme Kreaturen, die aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus nicht nur sich selber, sondern auch ihre armen Mitmenschen versuchen, wo immer sie können, zu schädigen.

Da ich persönlich Empfindungen wie Neid und Hass nicht kenne, ist es für mich schwer, mich in diese Sorte Menschen hineinzuversetzen. Das Wort Neid ersetze ich für mich lieber mit dem Wort Bewunderung oder Gleichgültigkeit und statt Hass empfinde ich dann eher so etwas Ähnliches wie Verachtung. Mir läge es jedoch fern, jemanden aufgrund meiner eigenen Bewunderung oder der entgegengesetzten Verachtung einen persönlichen oder materiellen Schaden zuzufügen. Dies wäre für mich reine Energieverschwendung. Warum sollte ich auch auf jemanden neidisch sein, der ein dickes Auto fährt? Vielmehr würde ich mir die Fragen stellen, ob das Auto vielleicht geleast ist, teuer finanziert wird, oder aber ob es sich nicht einfach um ein Geschäftsfahrzeug handelt. Wie dem auch immer sei: ich freue mich mehr darüber, wenn sich dessen Besitzer dennoch an seinem mühsam erworbenen Prestigeauto erfreuen kann und mich nicht vor lauter Freude vom gleichfalls mühsam zusammengesparten Fahrrad holt. Noch weniger käme ich auf die Idee, den Stolz des Fahrzeughalters dadurch zu schmälern, seine mühsam ersparte, wenn auch häufig nur geleaste, Nobelkarosse durch Kratzspuren mit meinem Haustürschlüssel verunstalten zu müssen.

Die Wurzeln von Neid und Missgunst oder gar Habsucht dürften sicherlich auch hier wieder in der Erziehung und frühen Wahrnehmung unserer Umwelt zu finden sein. Statt Kinder auf ein überzogenes Konsumverhalten zu drillen und zum Markenfetischismus zu erziehen, wäre es sicherlich wert- und sinnvoller, den Kindern einfach mal wieder alte Werte vor Augen zu führen. Tut es wirklich Not, Säuglinge in einen 900-Euro-Kinderwagen für ein paar Monate durch die Welt der Schönen und Reichen zu schieben? Und tut es wirklich Not, wenn bereits Vorschulkinder heutzutage mit nervtötenden Musik- und Videohandys vor ihren besitzlosen Hosenscheißern damit prahlen, was dann erst den Neid des Besitzlosen hervorruft? Und tut es Not, dass der eine Hosenscheißer die neueste Kollektion von Armani trägt, während sich der andere mit der aufgetragenen Jeans seines älteren Bruders nicht mehr in den Kindergarten traut?

Hier meine ich, sollten sich besser betuchte Eltern ihrer Verantwortung den weniger betuchten Eltern gegenüber bewusst werden, dass sie deutlich mit daran Schuld sind, wenn es unter den Kindern zu Neidgefühlen kommt. Dies könnte dann auch mit dazu beitragen, dass sie ihre verzogenen, heulenden oder gar blutenden Blagen nicht trösten müssten, wenn ein sozial schwächeres Kind von dem großkotzigen Gebaren eines Tages die Schnauze voll hatte und für neue Besitzverhältnisse, unter Verabreichung einiger saftiger Ohrfeigen, sorgte oder sorgen wird. Lobenswert wäre dann noch für unsere Klassenbesten, Schönheiten, Grafe und Gräfinnen, wenn sie ihren Kindern von frühester Kindheit beibringen würden, dass es in dieser Welt auch enorme soziale Unterschiede gibt und Erklärungen dazu abgeben, warum dem so ist. Umgekehrt sind hier jedoch auch die weniger Bemittelten in die Pflicht zu nehmen, Gleiches mit ihrer Brut zu vollziehen. Dies dürfte dann künftig sicherlich mit dazu führen, dass sich die Schlagzeilen in den Medien über das Thema Gewalt an Schulen häufen.

Dass der Neid nicht immer als negativ betrachtet werden kann, zeigen Fälle, in denen Neid auch dazu führen kann, dass einen der eigene Ehrgeiz packt, um durch persönliche Anstrengungen auf die gleiche Stufe des zuvor Beneideten zu gelangen. So folgte dem Leithammel dann der Neidhammel, dem bei entsprechendem Erfolg nun selber als Leithammel unter Garantie wieder der nächste Neidhammel folgen wird. Dieser Wettbewerb darf dann ruhig als positiv und endlos angesehen werden. Zudem kann Neid in einer Gruppe von Neid- und Leithammeln auch dazu führen, dass es innerhalb der Gruppe fairer zugeht, da die Empfindlichkeit für Ungleichheiten zu einem gesteigerten Gerechtigkeitssinn führt. Dieser faire Umgang untereinander trägt dann auch mit dazu bei, dass hier weniger gestritten wird und dadurch Verletzungen des eigenen Egos vermieden werden können, aber nicht müssen.

Abschließend zitiere ich meinen alten griechischen Freund Sokrates, der schon verlautbarte: „Freunde beseitigen den Neid, indem sie ihre Güter dem Freunde anbieten und indem sie die seinen als die ihren ansehen.“ Statt auf den Nerzmantel der Nachbarin neidisch zu sein, könnte man ja auch mal fragen, ob man sich den nicht für einen netten Theaterabend ausleihen darf. Und warum fragen wir unseren Nachbarn im Sommer nicht mal, ob er uns nicht sein schickes Cabriolet ausleihen kann? Sollten die Opfer unserer Begierden damit einverstanden sein, liegt hier durchaus die Chance für wunderbare und neidlose künftige Freundschaften.

Dies kann natürlich nur bei materiellen Dingen funktionieren. Natürlich kann ich meinen besten Freund nicht fragen, ob er mir mal seine Freundin für ein amouröses Wochenende überlassen könnte. Und selbstverständlich funktioniert dies auch nicht bei Schönheitsattributen wie großem Busen oder ästhetischen Körpern. Sobald es um emotionalen Neid geht, können wir diesen jedoch vermeiden, indem wir uns einfach so akzeptieren, wie die Natur uns geschaffen hat. Seien wir doch schlicht mit dem zufrieden, was wir haben, und ändern es, wenn wir damit nicht zufrieden sind. Das bitteschön, ohne uns mit anderen Mitmenschen zu vergleichen. Schon hätten wir wieder ein Stück friedlichere Welt gewonnen. Und wenn’s auch nur unsere eigene ist.

Da kam ein alter Mann auf mich zu, der mich schon eine Weile schweigend beobachtet hatte. Reisender, du sprichst vom Neid. Kennst du ihn?“ Ich antwortete: „Nur wie man ein Tier kennt, das man längst gezähmt hat – man hört es noch atmen, aber es beißt nicht mehr.“ Der Alte nickte. „Dann bist du frei genug, um dich selbst zu erkennen.“ Und er ging, während in mir ein Stück Schweigen blieb – und Frieden.

Aus dem „Gibran-Zyklus“ von Mike Schwarz © 2025 —

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31. Von der Oberflächlichkeit

> Sie, die Menschen, halten mich für verrückt, weil ich meine Tage nicht für Gold verkaufen will und ich halte sie für verrückt, weil sie glauben, meine Tage hätten einen Preis. Khalil Gibran<


>Diese Seite existiert bei Wikipedia noch nicht.<


Erst einmal war ich völlig baff, dass Wikipedia zu einem Thema, das uns in unserem Leben tagtäglich begegnet, keinen einzigen Beitrag zu liefern hat. Nun, dann wage ich auch hier, meinen Gedankengängen zu dem Thema Oberflächlichkeit freien Lauf zu lassen. Wenn wir den Begriff Oberflächlichkeit mit Oberfläche gleichsetzen, beginnen wir mit den unerforschten Oberflächen in unserem Universum. Seit den Entdeckungen eines gewissen Herrn Edwin Hubble im Jahr 1929 weiß die Menschheit, dass das uns umgebende Universum auf einem Expansionskurs ist. Wie jedoch dessen Oberfläche strukturiert ist, weiß kein Mensch. Über den Stern, der jeden Menschen auf diesem Planeten am Leben erhält, die Sonne, gibt es hingegen schon ein paar mehr Informationen. So wissen wir heute, dass sie sich nur schlappe 147 bis 162 Millionen Kilometer von uns entfernt befindet, einen Durchmesser von 1.390.000 km hat und sich um sie herum neun Planeten und ein Asteroidengürtel befinden. Auf ihrer Oberfläche herrscht eine angenehme Temperatur von 5.527 °C. In ihrem Kern herrscht eine noch viel angenehmere Temperatur von schlappen 15.599.726 °C.

Erst der Homo sapiens, sprich wir Menschen, und hier insbesondere der Neuzeitmensch, schafften für sich die Oberflächlichkeit. Auf die Frage des Warum kann auch ich keine schlüssige Antwort geben. Fakt ist jedoch, dass jeden von uns Oberflächlichkeiten tagein und tagaus begegnen. Und das noch sehr facettenreich, wie ich im Nachfolgenden darzustellen versuche. Der Gegenpart zur Oberflächlichkeit dürfte die Tiefgründigkeit und damit verbunden die Zuverlässigkeit, sprich Verlässlichkeit, sein. Wenn nun die Verlässlichkeit dahingehend interpretiert werden darf, dass wir in einem System mit der höchstmöglichen Wahrscheinlichkeit eine beabsichtigte Aktion mit der höchstmöglichen Genauigkeit über einen festgelegten Zeitraum ausführen möchten, sprechen wir von Zuverlässigkeit. Sie beinhaltet dann aus meinem Blickwinkel auch Begriffe wie Korrektheit und Robustheit sowie das höchstmögliche Maß an Ausfallsicherheit. Zu dieser Meinungsbildung konnte ich nur gelangen, weil ich mir tiefergehende Gedanken zu diesem Thema gemacht habe. Die nicht entstanden wären, wenn ich ein oberflächlicher Mensch wäre.

Überhaupt erleben wir die meisten Oberflächlichkeiten bei unseren Regierenden, für die dann die ganze Nation zahlen darf. Anstatt hoch qualifizierte Ökonomen in ihre weittragenden Entscheidungen maßgeblich mit einzubeziehen, werden häufig Juristen bevorzugt. Was in etwa das Gleiche ist, als wenn man auf den Rat eines Elektrikers hört, der einem erklärt, wie man ein Bein zu amputieren hätte. Warum die Politik in allen Bereichen ihres Handelns nicht vorhersehen kann, welche Konsequenzen ihre Entscheidungen für das Land und die Bürger haben werden, bleibt wohl deren versiegeltes Geheimnis.

Statt zu Flickschustern und Reförmchen, statt wirklich notwendige Reformen auf den Weg zu bringen, konfrontiert man uns mit oberflächlich zustande gekommenen Gesetzen, die dann sowieso irgendwann, nach einer viel zu späten Einsicht, wieder reformiert werden müssen. Unsere Nation braucht auch keine Reförmchen, sondern nach meiner Meinung eine friedliche Revolution auf allen Gebieten unserer Gesetzgebung. Hartz IV, die Gesundheitsreform, die Reform zur Altersversorgung, Reformen des Strafrechts, des Bildungssystems, der Einwanderungspolitik oder die Föderalismusreform, um nur einige zu nennen, lassen grüßen.

In der Freizeit setzt sich das Schauspiel fort. Kinder jagen virtuelle Erfolge und verwechseln Anerkennung mit Klickzahlen. Das wahre Leben wird in Filtern ertränkt, Freundschaften bestehen aus Kommentaren, Gefühle aus Reaktionen. Wer noch wirklich spielt, schwitzt oder lacht, wirkt verdächtig echt. Und Echtsein gilt längst als uncool. Die digitale Maske sitzt fester als jedes Gesicht. Auch moralisch ist Oberflächlichkeit zur neuen Haltung geworden. Wer Empörung zeigt, braucht keine Haltung mehr; nur noch den passenden Hashtag. Engagement misst sich an Aufmerksamkeit, nicht an Taten. Heute demonstriert man im Internet, morgen konsumiert man weiter. Hauptsache, das Profil bleibt sauber. Eine Gesellschaft voller Blender, die das Gute predigen und das Glatte lieben. Tragisch ist, dass diese Fassade nicht mehr bröckelt, sondern gefeiert wird. Wir erziehen Kinder dazu, lieber schön als klug, lieber beliebt als echt, lieber gesehen als verstanden zu sein. Und nennen das dann Selbstbewusstsein. Der Glanz zählt mehr als der Grund, das Bild mehr als das Wesen. So wächst eine Generation heran, die gelernt hat, wie man Eindruck macht. Aber nicht, wie man Eindruck hinterlässt.

Wer schon nicht lernt, im Elternhaus seine Oberflächlichkeiten aufzugeben, wird sicherlich auch nicht lernen, mit seinem eigenen Körper gesundheitsbewusst umzugehen. Eine oberflächliche Ernährungsweise dürfte in der Folge mit dafür verantwortlich sein, dass unsere Gesellschaft in allen Bereichen des Gesundheitswesens höhere Kosten als überhaupt nötig produziert. Die Oberflächlichkeit der eigenen Gesundheit kann auch so weit gehen, dass sämtliche Krankheitssymptome einfach ignoriert werden und man eines Tages aus allen Wolken fällt, wenn ein Mediziner einem dann eröffnet, dass es nun zu spät für jedwede Behandlungsmethode ist. Mithin kann auch die Oberflächlichkeit in der Wahrnehmung seines eigenen Körpers zum Tode führen. Dies ist für mich solange auch noch hinnehmbar, soweit es sich dabei nur um das eigene Ableben handelt. Leider führt die Oberflächlichkeit vieler Zeitgenossen jedoch auch dazu, dass völlig Unbeteiligte ihr mühsam gelebtes Leben schlagartig und ungewollt aushauchen.

Da kam eine Prostituierte zu mir, ihr Gesicht geschminkt bis an die Seele, und sie sprach: „Ich habe alles gelernt, was man sehen kann.“ Ich erwiderte: „Dann hast du nur gelernt, wie man sich spiegelt – nicht, wie man sich erkennt. Du bemalst die Oberfläche deines Lebens mit fremden Farben und wunderst dich, dass die Tiefe grau bleibt. Wenn du eines Tages den Mut findest, den Spiegel zu zerbrechen, wirst du dich nicht mehr fragen, wie du aussiehst, sondern wer du bist.“ Und sie weinte – nicht, weil sie hässlich war, sondern weil sie endlich begann, sich zu sehen.

Aus dem „Gibran-Zyklus“ von Mike Schwarz © 2025 —

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Von der Pädagogik

> Wenn du das Ende von dem erreichst, was du wissen solltest, stehst du am Anfang dessen, was du fühlen solltest. Khalil Gibran <


Pädagogik (v. griech.: παιδεια paidea = Erziehung, Bildung bzw. pais = Knabe, Kind + agogein = führen) ist die traditionelle Bezeichnung für die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit Bildung und Erziehung befasst. Der Pädagogik als Wissenschaft kommt die Doppelrolle zu, als Reflexionswissenschaft Bildungs- und Erziehungszusammenhänge zu erforschen, als auch als Handlungswissenschaft Vorschläge zu machen, wie Bildungs- und Erziehungspraxis gestaltet und verbessert werden kann. Ob die Begriffe „Pädagogik“ und „Erziehungswissenschaft“ Synonyme sind, ist innerhalb der Disziplin umstritten. Teildisziplinen bzw. Teilbereiche der Erziehungswissenschaft sind z. B. Allgemeine Pädagogik, Betriebspädagogik, Historische Bildungsforschung, Schulpädagogik, Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung, Medienpädagogik, Geragogik, Sonder- und Heilpädagogik, Wirtschaftspädagogik, Erlebnispädagogik. >Quelle: www.wikipedia.de<


Hilfe! Was es nicht alles an pädagogischen Formen gibt! Da mag ich ja gleich mal nachschauen, was denn überhaupt Geragogik auf Deutsch bedeutet: Aha, Alterspädagogik hätte ich mir auch gleich denken können. Nun denn, dann will ich doch mal sehen, was mir so zu diesen Themen einfällt. Ich beginne mal mit der allgemeinen Pädagogik. Als erstes gefällt mir schon mal das Wort nicht, da es sich aus dem griechischen Begriff der Knabenführung ableitet, was auch schnell in Knabenverführung ausarten kann. Zum anderen diskriminiert es mal wieder das weibliche Geschlecht und Erwachsene, die auch einen Anspruch auf pädagogische Führung haben. Als ich 1961 eingeschult wurde, gab es den Begriff Pädagogik oder gar Pädagoge noch nicht, da hieß das Ganze dann schlicht und einfach Herr Lehrer oder Frau Lehrerin, obwohl es auch hier richtigerweise Herr Lerner oder Frau Lernerin hätte heißen können.

Um dann zu lernen, benutzt die Pädagogik verschiedene Ansätze der Methodik und Didaktik, die dann meist erfolg- und ergebnislos nicht zu dem gewünschten Ziel führen, den Geist und Charakter unserer künftigen Volkshelden zu bilden und seine Entwicklung zu fördern. Nur wenige SchülerInnen bilden sich ein, dass Bildung die eigene Entfaltung oder Entwicklung anregt oder gar sinnvoll ist. Die Zahl der Bildungsverweigerer dürfte sicherlich höher sein als die der später als gebildet geltenden Bevölkerung. Wer schon im Vorschulalter keine gute oder gar keine Erziehung genossen hat, sei es, weil die Eltern überfordert waren, sich nicht kümmerten oder die deutsche Sprache selbst kaum beherrschten, dürfte dann sicherlich zum Alptraum der Schulpädagogik werden. Überhaupt macht es sich die Pädagogik schwer, SchülerInnen zu vermitteln, was denn überhaupt Bildung ist, und mithin häufig bei der Aufgabenbewältigung selber versagt.

Ein weiteres pädagogisches Experiment unserer modernen Zeit nennt sich Medienpädagogik. Darunter verstehen Pädagogen von heute jene hochgeistige Kunst, Kleinkindern bereits im Kindergartenalter beizubringen, wie man ein Tablet bedient, ohne es zu verschlucken. Früher lernten Kinder noch, wie man mit Messer und Gabel umgeht; heute wischt man mit dem Daumen nach rechts und nennt es dann frühe Medienkompetenz. Eltern, die früher stolz auf die ersten Worte oder Schritte ihres Sprösslings waren, prahlen heute lieber damit, dass ihr dreijähriger Nachwuchs schon Netflix bedienen kann und beim Abendbrot den Familienchat moderiert. Mama und Papa sind dann auch mächtig stolz, wenn der Filius seine ersten Fake-News teilt, denn das zeigt ja, dass er aktiv an der Gesellschaft teilnimmt.

In vielen Schulen wird mittlerweile ernsthaft gelehrt, wie man zwischen seriösen und unseriösen Quellen unterscheidet. Von Lehrkräften, die selbst glauben, Wikipedia sei ein wissenschaftliches Werk und You Tube ein Forschungsinstitut. Hauptsache, das WLAN steht, sonst steht die Bildung. Medienpädagogik soll angeblich Kinder und Jugendliche auf die digitale Zukunft vorbereiten. Tatsächlich bereitet sie sie aber vor allem darauf vor, ein Leben lang glotzend vor Bildschirmen zu sitzen und zu glauben, Bildung sei das, was bei TikTok unter einem Hashtag steht. Der Unterricht im Fach Selbstwahrnehmung wird dafür einfach ersatzlos gestrichen, denn die Selfie-Kamera reicht völlig aus, um das eigene Ego auf Trab zu halten. Dass Kinder dadurch verlernen, miteinander zu reden, zu streiten oder sich einfach mal zu langweilen, stört die neue Pädagogengeneration nicht. Hauptsache, die Statistik belegt später, dass Deutschland beim Thema digitale Frühförderung im OECD-Vergleich vorne liegt. Vielleicht sollte man künftig auch gleich noch ein Fach Influencerkunde für ab 6-Jährige einführen. Dann kann man wenigstens die Inflation an Sinnlosigkeit mit einem Schulabschluss krönen.

Der Bequemlichkeit der Eltern ist es auch mit zu verdanken, dass viele verbeamtete PädagogInnen nach einigen Jahren der erfolglosen Versuche, den verkorksten Blagen Wissen und Bildung beizubringen, frustriert das Handtuch werfen und in den vorgezogenen Ruhestand wechseln. Im Wandel der Zeit ging jeglicher Respekt ErzieherInnen gegenüber verloren, was zu den bekannten Vorkommnissen an deutschen Schulen führte. Wie wollen wir auch erwarten, dass disziplinlose Eltern disziplinierte Kinder an die Vor- und weiterführenden Schulen heranführen? Ist es nicht eher so, dass es gar keine Problemkinder gibt, sondern eher Problemeltern? Eine utopische, jedoch gute Lösung dürfte es hier für angehende Eltern sein, wenn sie bereits vor der Schwangerschaft einen Elternführerschein absolvieren müssten. Hier könnten sie dann lernen, wie man soziale Probleme verhindert oder zumindest reduziert. Ferner könnten sie in den Fächern Konfliktlösung, Disziplin, Arbeit, Ethik, Gesundheit, Lebensführung oder Kulturunterschiede sicherlich selber noch eine ganze Menge lernen.

Ein weiteres großes Problem der heutigen Pädagogik sind Kinder mit Migrationshintergrund. Wer der deutschen Sprache in Wort und Schrift nicht mächtig ist, hat meiner Überzeugung nach auf deutschen Schulen nichts verloren, da dadurch mehr- oder hochbegabte Kinder in ihrer Entwicklung unnötig ausgebremst werden. Hier ist der Staat gefordert, spezielle Vorschulen ins Leben zu rufen, deren Unterricht für Migrationskinder verpflichtend wäre. Erst nach erfolgreicher Abschlussprüfung sollten diese Kinder in das deutsche Bildungssystem integriert werden. Danach ließe sich der bereits geforderte Aufbau von persönlichkeitsstrukturierten Schulklassen verwirklichen. Nach Erreichen der Elementarbildung wäre anschließend die gezielte Förderung sowohl minder- als auch hochbegabter Schüler möglich.

Die zuvor genannten Ausgaben für Bildung und Wissen sind, gemessen an den Ausgaben des Bundesverteidigungshaushaltes vom Jahr 2000 mit 45,3 Mrd. DM, noch gering, wobei sich zudem die Frage stellt, ob es nicht sinnvoller ist, in die Bildung unserer späteren Steuerzahler zu investieren, anstatt unsinnig deutsche Soldaten auf fremden Territorien manövrieren und hier und da völlig sinnlos sterben zu lassen. Bleibt zu hoffen, dass sich diese gewaltigen Investitionen der Bildungspolitik lohnen und sich unsere Kinder bei einer sinnvollen Pädagogik, sowohl im Elternhaus als auch in den Schulen, prächtig entwickeln und uns mit ihren kommenden geistigen Ergüssen mehr erfreuen als schockieren. Abschließend möchte ich dann noch in Erinnerung rufen, dass sich weder deutsche Eltern noch deutsche Schulkinder darüber im Klaren sind, wie gut es mit dem Bildungsniveau in der BRD bestellt ist.

Denken wir an dieser Stelle doch nur einmal an einen sechsjährigen Jungen in Tibet, dessen Elternhaus in 2.500 Meter Höhe liegt und dessen Schule sich nur 600 Meter talabwärts befindet. Der Weg hin zur Schule mag ja noch für den kleinen Tibetaner spielerisch zu erreichen sein, wohingegen er für den mühsamen Rückweg zur Überwindung der steilen 600 Höhenmeter dann schon locker zwei Stunden an Zeit- und Kraftaufwand mit einzukalkulieren hat. Und vergessen wir an dieser Stelle auch nicht die Tatsache, dass jährlich zirka 77 Millionen seiner Altersgenossen weltweit überhaupt nicht zur Schule gehen und viele Kinder auf dieser Erde die Schule nur zwei oder drei Jahre besuchen können, da den Eltern einfach das Geld für mehr Bildung für ihre lernwilligen und wissbegierigen Kinder fehlt. Während sich hier Eltern die Frage stellen, welchen PC oder welches Smartphone für den vierjährigen Spross das Richtige ist, wären diese Kinder froh, wenn sie ein zerfleddertes Schulbuch ihr Eigen nennen könnten.

Da trat ein alter Lehrer zu mir und sprach: „Ich habe mein Leben lang Kinder erzogen, und doch blieb mir die Menschheit fremd.“ Ich erwiderte ihm: „Vielleicht, weil du dachtest, du müsstest sie lehren – und vergaßest, dass sie dich lehren wollten.“ Er senkte den Blick und sagte leise: „Dann habe ich wohl zu viel erklärt und zu wenig verstanden.“ Und ich sprach: „Die wahre Pädagogik beginnt nicht mit dem Wissen, sondern mit dem Zuhören. Denn wer ein Kind nicht in seiner Stille versteht, wird auch seinen Schrei nicht deuten können.“

Aus dem „Gibran-Zyklus“ von Mike Schwarz © 2025 —

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Vom Pessimismus

> Gleiche nicht jenem, der am Kamin sitzt und wartet, bis das Feuer ausgeht, und dann umsonst in die erkaltete Asche bläst.“ Khalil Gibran <


Der Pessimismus (lat.: pessimum – das Schlechteste, Böseste) ist die Lebensanschauung von der unverbesserlich schlechten Welt. Pessimisten erwarten ein böses Ende. Die unheilvolle Zukunft vor Augen, halten sie jeden gegenwärtigen und vergangenen Stand der Dinge für unheilschwanger, mag er auch noch so gutartig erscheinen. Die dem Pessimismus entgegengesetzte Weltanschauung ist der Optimismus. >Quelle: www.wikipedia.de<


Als Vertreter der entgegengesetzten Weltanschauung und als gnadenloser Optimist mag ich mich dennoch einmal dem Pessimismus zuwenden, der sicherlich nicht nur in der besagten unverbesserlichen schlechten Welt existent ist, sondern seine Wurzeln in den Personen der Pessimisten selbst hat. Spontan fällt mir zum Thema der Spruch eines längst Verblichenen ein: „Optimisten wandeln über jenen Wolken, unter denen die Pessimisten Trübsal blasen.“ Die Natur auf unserem Erdball kannte solange keinen Pessimismus, bis der Mensch anfing, an ihr Hand anzulegen. Durch das natürliche Gleichgewicht der Kräfte entwickelte sich die Welt in Milliarden von Jahren zu einem optimistischen Paradies, dem auch sämtliche Naturgewalten in ihrer Entwicklung nichts anhaben konnten. Ohne Pessimist zu sein, bin ich überzeugt, dass sich diese Kräfte eines Tages für die Gräueltaten an ihr rächen werden; und dann wieder das natürliche Gleichgewicht in der Natur hergestellt wird. Hoffentlich ohne den Störfaktor Mensch.

Es ist sicherlich auch kein Pessimismus, wenn ich behaupte, dass die Natur uns Menschen nicht braucht, wir Menschen jedoch zur Lebenserhaltung die Natur. Selbst wenn es unseren wahnsinnigen Machthabern gelingen sollte, durch einen atomaren Holocaust unseren Planeten in das ewige Nirwana zu schießen, oder eine neue, Jahrtausende währende Eiszeit unsere Erde mit einer hunderte Meter dicken Eisschicht überziehen sollte, oder ein Riesenmeteorit alles Leben auf diesem Planeten zerstörte: Für den Pessimisten wäre dann das eingetreten, was er schon immer vorhergesehen und befürchtet hat. Der Optimist hingegen weiß, dass Materie nie verschwindet, sondern sich durch neue, atomare Zusammensetzungen immer wieder neues Leben bildet, und blickt weiter zuversichtlich in die Zukunft. Für mich persönlich sind Pessimisten Menschen, die wenig Selbstvertrauen und noch weniger Vertrauen in ihr eigenes Leben, das Leben im Allgemeinen, in Politik und Wirtschaft und in Gott und die Welt haben. Hinter dem Pessimismus verbirgt sich häufig die Angst vor Veränderung. Neben dem pessimistischen Menschen gibt es jedoch auch pessimistische Politik und pessimistische Unternehmen. Dem gegenüber stehen zum Glück die Optimisten.

Sowohl Pessimist als auch Optimist können Erfolg und Misserfolg an gleichen Anstrengungen, gleichen Fähigkeiten und gleichen Talenten festmachen, dennoch entscheiden Zufall, Glück oder Pech, ein günstiger oder ungünstiger Zeitpunkt oder einfach das Schicksal darüber, ob wir zu unserem persönlichen Erfolg gelangen oder nicht. Entscheidend ist die Grundeinstellung: Neigt der Trübsalbläser zur Meinung, er schaffe es sowieso nicht, geht der zuversichtliche Geist wesentlich entspannter an die Dinge des Lebens heran. Kommt es beim Pessimisten tatsächlich zum Misserfolg, gibt er auf, während der Optimist sich sagt, dass ihm der Erfolg beim nächsten Versuch beschieden sein wird. Als Lebensbejaher freue ich mich bei Erfolgen über meine Fähigkeiten, bei Misserfolgen schiebe ich diese auf unglückliche Umstände zurück.

Da ich als Verfechter des positiven Denkens gelte, bin ich überzeugt, dass wir bei negativem Denken auch mehr Negatives erleben. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir bei positivem Denken auch mehr Positives erleben. Ein pessimistischer Mensch mit negativer Ausstrahlung und Grundeinstellung dürfte es von daher schwerer haben als jemand, der eine positive Ausstrahlung besitzt. Da sich, wie beschrieben, Pessimismus und Optimismus in unserem Denken abspielen, bin ich überzeugt, dass wir dieses Denken jederzeit ändern können. Zum Beispiel jetzt! Mal ehrlich gefragt: Was bringt es uns, negative Grundeinstellungen zu haben?

Gerade bei Kindern und Jugendlichen lässt sich die Neigung zu Optimismus oder Pessimismus besonders deutlich beobachten. Kinder kommen optimistisch zur Welt. Sie glauben an Wunder, an Gerechtigkeit, an das Gute im Menschen. Erst im Laufe der Jahre wird ihnen dieser natürliche Glaube ausgetrieben: durch Eltern, die zu viel schimpfen; Lehrer, die zu wenig loben; Freunde, die enttäuschen; und eine Gesell-schaft, die schon Zwölfjährigen beibringt, dass Erfolg mehr zählt als Freude. So verwandeln sich aus neugierigen Lebensentdeckern allmählich skeptische Betrachter, die das Lächeln verlernen, weil sie zu früh erfahren, dass Lächeln nichts nützt. Ich halte das für eine der traurigsten Entwicklungen unserer Zeit.

Wenn Jugendliche heute sagen: „Bringt doch eh alles nichts“, dann steckt darin kein echter Pessimismus, sondern pure Erschöpfung. Die Welt, in der sie aufwachsen, ist laut, schnell, überfordert, und wer darin bestehen will, braucht eine dicke Haut und eine gute Portion Optimismus. Leider ist beides Mangelware. Doch ich bin überzeugt, dass in jedem Kind, das noch staunen kann, und in jedem Jugendlichen, der noch fragt, statt zu urteilen, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft weiterlebt. Und das, bitteschön, ist die beste Art von Optimismus, die es gibt.

Glaubt man zum Beispiel Meinungsumfragen, so geben neunzig Prozent aller männlichen Autofahrer an, sehr gut Auto fahren zu können. Unter diesen neunzig Prozent sind sicherlich hundertprozentig auch Pessimisten, die fest daran glauben, dass sie in einen Unfall verwickelt werden können. Tritt diese Befürchtung dann ein, können sie sich immerhin damit trösten, dass sie es ja vorhergesehen haben. Paradox beim Miesmacher ist dann, dass er überhaupt Auto fährt, wenn er doch weiß, dass er einen Unfall bauen wird. Zudem mag ich stark bezweifeln, dass ein pessimistisch eingestellter Autofahrer ein guter Autofahrer ist. Der optimistische Fahrer verfährt dann schon eher nach dem Motto: Es wird schon alles gut gehen. Und macht sich keine weitergehenden Gedanken.

Das gesamte Genörgel unserer Bevölkerung geht nicht nur mir, sondern auch unserem Bundespräsidenten Horst Köhler mächtig auf die Nerven. Sicherlich ist es nicht immer leicht, bei dem Elend um einen herum stets optimistisch zu sein. Dann aber in Pessimismus, der klar abzugrenzen ist von Kritikübung, zu verfallen, ist sicherlich nicht der richtige Weg. Auch wenn manches im Leben für den Einzelnen als aussichtslos empfunden wird, sollte man sich immer vor Augen führen, dass es hätte schlimmer kommen können. Leider beobachte ich im Straßenbild mehr Menschen mit einer pessimistischen als mit einer optimistischen Ausstrahlung. Auf Fragen „Wie geht es dir?“ höre ich häufig die Antwort: „Es geht so“ oder „Nun ja, man schlägt sich so durch.“ Fast nie höre ich als Antwort: „Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden!“ Schade, eigentlich! So reicht doch zu einer optimistischeren Lebensführung einfach nur die Änderung des eigenen Blickwinkels.

Da trat ein Jüngling zu mir, in dessen Augen sich der Glanz des Morgens und die Müdigkeit des Gestern spiegelten. „Du sprichst vom Optimismus“, sagte er, „doch was, wenn die Welt nicht mehr zuhört?“ Ich antwortete: „Dann sprich leiser, aber sprich weiter. Denn wer leise hofft, glaubt stärker als jener, der laut verzweifelt.“ Der Jüngling schwieg eine Weile, blickte zum Horizont und lächelte jenes schmale Lächeln, das zwischen Zweifel und Vertrauen wohnt. Und ich wusste: Solange ein Lächeln bleibt, ist die Welt noch nicht verloren.

— Aus dem „Gibran-Zyklus“ von Mike Schwarz © 2025 —

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Von den Quellen

> Niemand kann euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern eures Wissens schlummert. Der Lehrer, der zwischen seinen Jüngern im Schatten des Tempels umhergeht, gibt nicht von seiner Weisheit, sondern eher von seinem Glauben und seiner Liebe. Wenn er wirklich weise ist, fordert er euch nicht auf, ins Haus seiner Weisheit einzutreten, sondern führt euch an die Schwelle eures eigenen Geistes. Khalil Gibran <


Das Wort Quelle (v. spätmittelhochdt.: qwelle) bezeichnet: ein an bestimmter Stelle aus der Erde tretendes Wasser, das dort den Ursprung eines Baches oder Flusses bildet >siehe Quelle – Gewässer<. In der Akustik die Schallquelle, in der Atomphysik die Strahlungsquelle. In der Feldtheorie das Quellenfeld, sonst in der Physik die Quelle, in der Mathematik die Quelle eines Vektorfeldes, in der Graphentheorie der Informatik einen Knoten mit Eingangsgrad 0, in der Elektrotechnik eine Stromquelle, eine Spannungsquelle. In der wissenschaftlichen Arbeit mit Texten alle verwendeten Texte, in der Informationswissenschaft alles, was es ermöglicht, Kenntnisse von der Vergangenheit zu gewinnen. Im Nachrichtendienst allgemein den Herkunftsort einer Information. Einen Stadtteil von Bielefeld im Bezirk Brackwede, ein Versandhaus der KarstadtQuelle AG >Quelle: www.wikipedia.de<.


Die Quelle der Machbarkeit meiner nachfolgenden Ausführungen verdanke ich der Quelle meiner Geburt und dem über Jahrzehnte erworbenen geistigen Inhalt meines Gehirns, dessen geistige Quelle meine Lernfähigkeit und mein Erfahrungsschatz sein dürften. Glauben wir nun, dass eine Quelle stets der Anfang ist, so irren wir mal wieder gewaltig. Hinter jeder Quelle steht eine weitere, und vor jeder Quelle eröffnen sich häufig neue Quellen. Natürlich können Quellen auch versiegen. Entgegen einer sichtbaren Quelle, wie zum Beispiel die eines Baches oder Flusses, bleiben uns die wirklichen Quellen zumeist verborgen. Wer vermag zum Beispiel die Quelle der Entstehung unseres Universums zu beschreiben? Oder die Quelle zur Entstehung unseres fantastischen Planeten? Sicherlich dürfte sich hinter der Quelle unserer Schöpfungsgeschichte eine weitere Quelle für deren Schöpfungsgeschichte befinden. Und dann noch eine, und noch eine, und noch eine.

Allen religiösen Quellen ist gemein, dass sie zwar Mitmenschlichkeit predigen, in ihren Geschichten jedoch das Gegenteil praktizierten. Selbst in heutigen interreligiösen Zeiten leiten sie ihr Miteinander und Nebeneinander aus den Quellen von Bewunderung und Verachtung, von Anerkennung und Ablehnung ab. Um die Gräben in ihren Geschichten zuzuschütten, bedienen sich zum Beispiel das Christentum und das Judentum der Quellen ihres Glaubens: dem biblischen Erbe. Mag für viele der religiöse Glaube die Quelle der eigenen Schöpfungskraft und Daseinsberechtigung sein, für mich ist es das Leben selbst, das sich aus unzähligen Quellen speist. Ich glaube an einen Anfang und ein seliges Ende, und was dazwischen liegt, ist mein Dasein. Gespeist aus einer Quelle von unzähligen Facetten. Da ist jedes Kapitel nur ein weiterer Strom, der sich in mein großes Lebensdelta ergießt.

Allein um Ölquellen werden erbitterte Kriege geführt, da den Verantwortlichen längst bekannt ist, wie lange die Menschheit noch über diesen wichtigsten Rohstoff der Industriegesellschaft verfügen wird. Rohes Erdöl besteht aus über 17 000 verschiedenen Quellen organischer Stoffe, und dennoch herrscht über die wahre Entstehung seines Vorhandenseins unter Wissenschaftlern bis heute Uneinigkeit. Rohstoffe waren und sind häufig die Quelle für Konflikte, Ausbeutung, Kriege und Krisen. Andere Synonyme für den Begriff Quelle oder Ursprung sind die bereits erwähnte Geburt und die darauf meist folgende Wiege.

Aber auch Begriffe wie Anfang, Basis, Herkunft oder Wurzel sind nichts anderes als Umschreibungen desselben Gedankens. Alleine bei der eingangs erwähnten Quelle eines Flusses fallen mir Thermalquellen, Heilquellen, Mineralquellen, die Urquelle oder die Hauptquelle ein. Als Literaturfreund greife ich gerne auf Wissensquellen zurück. Diese Bezugsquellen können Rechtsquellen, Geschichtsquellen, Literaturquellen oder einfach das Internet sein. Mit den Beispielen einer Wissensdatenbank wie Wikipedia oder der schier unerschöpflichen Quelle der Suchmaschine Google.

Häufig sind die Quellen psychischer Erkrankungen dort zu finden, wo sich unsere ursprünglichen und verdrängten Gefühle verbergen. Jede Zwangs-, Konzentrations- oder Schlafstörung hat eine Quelle. Dies gilt ebenso für Depressionen, akute Krisen oder sexuelle Funktionsstörungen. Spüren wir diese auf, oder lassen sie mit Hilfe der Tiefenpsychologie aufspüren, können diese seelischen Ungleichgewichte beseitigt werden, und wir schöpfen wieder aus der Quelle des angestrebten Wohlbefindens. Wenn ich am Freitag- oder Samstagabend vor einer Fußgängerampel in der Kölner City auf Grün warte, stelle ich mir häufig die Frage, wo die Geldquelle liegen mag, wenn ein schon 22-jähriger, offensichtlich vom Bosporus stammender junger Mann mit einer mindestens 100 000 € teuren Luxuskarosse und zusätzlicher, 10 000 € teuren Hi-Fi-Anlage an mir mit offenem Fenster oder Dach vorbeifährt. Sicherlich dürfte hier die Quelle seines Reichtums weniger in einem harten Job als Dachdecker oder Montagearbeiter bei den Ford-Werken zu suchen sein, sondern eher im Drogen-, Zuhälter- oder Erpressungsmilieu.

Da erschien mir eines Tages ein namenloser Fremder. Er stand still am Rand eines klaren Quells, und das Licht der Sonne schien in seinen Augen zu tanzen, als sei es Wasser. Ich fragte ihn nicht, woher er kam, denn er trug die Antwort bereits in seiner Haltung: von dort, wo Stille geboren wird. Er sprach leise, fast wie gegen den Wind: „Was du suchst, fließt nicht nur aus der Erde. Es fließt aus dir. Du trinkst von dir selbst, und doch weißt du es nicht. Jeder Schluck, den du nimmst, ist Erinnerung an das, was du längst warst – und Vorschau auf das, was du wieder sein wirst.“ Ich wollte ihn festhalten, doch er lächelte nur. „Wenn du die Quelle finden willst“, sagte er, „dann geh nicht bergauf, sondern nach innen. Denn alles Wasser der Welt kennt nur eine Richtung: es kehrt immer zurück – zu dem, der es freigab.“ Dann wandte er sich um, und sein Schatten löste sich im Licht auf. Nur der Klang des Wassers blieb, ruhig, gleichmäßig, unvergänglich. Und ich wusste: Die Quelle war nie außerhalb von mir. Sie war ich.

— Aus dem „Gibran-Zyklus“ von Mike Schwarz © 2025 —

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Von der Raffgier

> Wenig gebt ihr, wenn ihr von eurem Besitz gebt. Erst wenn ihr von euch selber gebt, gebt ihr wirklich. Ist euer Besitz denn etwas anderes als Hab und Gut, das ihr hortet und bewacht aus Sorge, ihr könntet es morgen benötigen?“ Khalil Gibran<


Habgier oder Habsucht ist das übersteigerte, rücksichtslose Streben nach materiellem Besitz, unabhängig von dessen Nutzen, und eng verwandt mit dem Geiz, der übertriebenen Sparsamkeit und dem Unwillen zu teilen. Die Habgier wird in vielen Kulturen moralisch verurteilt und zieht auch in Sagen, Märchen und Religionen Strafen nach sich. So wird in der griechischen Mythologie vom phrygischen König Midas erzählt, er habe, um sich von seiner Tributpflicht zu lösen und selbst Reichtum anzuhäufen, Dionysos gebeten, alles, was er berühre, möge zu Gold werden. Dionysos gewährte ihm diesen Wunsch, doch nun war Midas zum Verhungern verdammt, da sich auch seine Nahrung in Gold verwandelte. Schließlich gelang es ihm, sich durch ein Bad im Fluss Paktolos von diesem Geschenk zu befreien. Im Christentum gehört die Avaritia, der Geiz, die Habsucht, als zweite zu den sieben Hauptlastern oder -sünden, die als die Wurzeln von Todsünden betrachtet werden. Im Evangelium des Lukas, 12. Kapitel, Vers 15 heißt es: ‚Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier, denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.‘ >Quelle: www.wikipedia.de<.


Die Habgier oder Habsucht kann in meinen Augen durchaus mit dem Begriff der Raffgier gleichgesetzt werden und geht sicherlich mit deren Schwester, dem Egoismus, einher. Was mich als Erstes bei der ansonsten schönen Ausführung des Schreibers aus den von Wikipedia zitierten Zeilen stutzig macht, ist die Erwähnung, dass im Christentum der Geiz und die Habsucht mit zu den sieben Hauptsünden zählen. Wie erklärt sich dann aber die römisch-katholische Kirche ihre eigene Habsucht der vergangenen Jahrtausende? War es nicht gerade sie, die unter diesem Leitmotiv ganze Kulturen dazu brachte, ihren alten Glauben aufzugeben und das Christentum anzunehmen? Ganz egal, ob diese wesentlich älteren Kulturen das wollten oder nicht? Und war sie es nicht auch, die ihre Gläubigen so knechtete, dass mit den Jahrhunderten Tausende von unsinnigen Kirchenhäusern und Kathedralen entstanden, und sie heute darüber so erbärmlich jammert, wie hoch doch deren Unterhaltskosten seien?

Und erinnern wir uns wieder einmal an das unchristliche Treiben im frühen und späten Mittelalter, als die römisch-katholische Kirche es duldete und unterstützte, dass unter dem Deckmantel der Christianisierung Kreuzzüge geführt wurden, die in den von ihr besuchten Kulturräumen in der Folge Tausende und Abertausende von Verletzten, Toten und Ausgeplünderten hinterließen. Und wurden nicht die Kreuzritter am meisten geehrt und zu hohen kirchlichen Würdenträgern befördert, die das meiste Diebesgut nach Rom schleppten? Wie pervers ist es eigentlich, noch dazu im Namen Jesu Christi Kriege gegen anders denk- und glaubende Kulturen zu führen, und das Ganze dann Kreuzzüge zu nennen, die doch faktisch nichts anderes waren als wirtschaftlich motivierte Kriege, denen man frommerweise einen religiösen Anstrich verpasste?

Dafür zahlen viele zwangsweise 17 Milliarden Euro im Jahr an blödsinniger Kirchensteuer, die durch staatliche Quellen noch einmal um lockere 19,1 Milliarden Euro aufgestockt werden. Dazu kommen dann noch einmal zusätzliche 20 Milliarden an Einnahmen, da der gnädige Vater Staat bei den Kirchen großzügig auf steuerliche Erhebungen verzichtet. Unterstützt wird diese dreiste Raffgier der Kirchen dann noch mit der Erpressung, dass, wenn sie ihr soziales Engagement in der BRD einstellen würden, die Sozialarbeit zusammenbräche. Dabei geben die Kirchen für öffentliche Sozialeinrichtungen gerade einmal fünf bis acht Prozent ihrer Kirchensteuereinnahmen aus.

Mit dem Rest bezahlen oder unterstützen sie unsinnige Religionsunterrichte, theologische Fakultäten, Pfarrer, die Privilegien der Bischöfe, noch unsinnigere, aber gleichfalls medienwirksame Kirchentage, die eigenen Kindertagesstätten, Jugendheime oder gar die außerordentlich wichtig werden könnende Militärseelsorge. Dazu besitzen die Kirchen noch die Frechheit, diese Kirchensteuereinnahmen durch den Staat einziehen zu lassen, was ihnen zusätzliche Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro jährlich erspart. Was aber nur ein Bruchteil der staatlichen Subventionen von 14,15 Milliarden Euro ausmacht.

Beispiele einer nicht-raffgierigen Welt finden wir noch bei den wenigen Naturvölkern auf diesem Planeten, die uns vorleben, mit wie wenig materiellen Dingen der Mensch eigentlich auskommen könnte. Für diese Ausnahmevölker dürfte der Begriff Raffgier sicherlich gar nicht, oder wenn doch, nur untergeordnet, existieren. Hieran könnten sich große Teile unserer Gesellschaft ein lohnendes Beispiel nehmen. Alte Werte wie Bescheidenheit, Sparsamkeit oder Genügsamkeit täten uns sicherlich besser, als uns von morgens bis abends dem Konsumterror auszusetzen, der den Armen nur immer mehr Schulden aufbürdet und die Reichen unter dem Strich nicht wirklich glücklicher macht. Eine ganz besonders moderne Art der Raffgier leben mir meine Mitmenschen, die sich als Kulturvolk sehen, jeden Tag vor: heute alles haben zu wollen und morgen erst bezahlen zu müssen. Dass diese Raffgier eigentlich nur zur Abhängigkeit führt, wird kaum noch von jemand erkannt.

Täglich darf man nun beobachten, wie viele Mitglieder sich seitdem die Trinkgewohnheit von Wüstenrennkamelen aneignen. So bringen viele der asozialen Mitglieder und Mitgliederinnen leere 1,5- bis 2,5-Liter-Kanister mit, füllen diese vor dem schweißtreibenden Training raffgierig auf, um dann beim Verlassen des Clubs erneut die zwischenzeitlich leer gesoffenen Behälter für den kurzen Heimweg bis zum Überlaufen aufzufüllen. Danach setzen sie sich in ihre, sicherlich oftmals geleasten, Cabrios und fahren die 800 Meter bis nach Hause oder zur Arbeit, wobei es ihnen nichts auszumachen scheint, dass das Benzin je Liter ja nur schlappe 1,40 Euro kostet, was ja nun durch das kostenlose Getränkeangebot abgefedert werden kann. Dass die Betreiber dieses Angebots die entstehenden Kosten in die künftigen Mitgliedsbeiträge einrechnen werden, ist diesem raffgierigen Pack sicherlich vollkommen egal. Eigentlich wartet man ja jetzt nur noch auf den Tag, an dem das erste Mitglied mit einem Fünf-Liter-Kanister vor dem Getränkespender auftaucht. Bekanntlich kennt Raffgier ja keine Grenzen.

Was mich persönlich jedoch immer wieder tröstet, ist die Tatsache, dass mir bisher kein einziger Fall überliefert wurde, wonach raffgierige, geizige und habsüchtige Menschen ihren angehäuften Besitz mit in das ewige Nirwana haben mitnehmen können. Jeder Mensch verlässt diesen Globus so, wie er ihn betreten hat. Nur dass er, als er kam, das Leben mitbrachte und dieses für immer und ewig aushaucht, wenn er sein irdisches Jammertal verlässt. Vielleicht haben ja dann noch seine oder ihre Erben Spaß an dessen oder deren Raffgier. Und wie sagte da schon der alte Volksmund? Das letzte Hemd hat keine Taschen. Und so werden dann aus unseren Raffkes Baffkes!

Nach einem langen Arbeitstag sprach ein Chirurg zu mir: „Ich habe sie gesehen, die Gierigen. Sie eilten durch ihre Tage wie Durstige durch die Wüste, schaufelten Reichtum in ihre Seelen, doch sie blieben leer. Ich flüsterte ihnen zu, dass Reichtum nur dort wächst, wo Geben beginnt – doch sie hörten nur das Klirren ihrer Münzen. Nun ruhen sie still, und ich bin endlich bei ihnen. Zu spät, um noch zu lernen, doch nicht zu spät, um zu begreifen.“

— Aus dem „Gibran-Zyklus“ von Mike Schwarz © 2025 —

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Von der Religion

> Sind nicht alle Taten und jede Betrachtung Religion? Khalil Gibran <


Religion wird oftmals als eine in größeren Bevölkerungsgruppen verankerte Vorstellung von der Existenz einer Gegebenheit beschrieben, die über das sinnlich Erfahrbare hinausgeht und eine nicht in der Welt seiende, in jedem Fall aber eine diese lenkende Kraft annimmt. Diese in oft langen Traditionen entstandene sowie von Individuen überarbeitete Welterklärung bzw. Ordnung zur Lebensbewältigung wird in der westlichen Welt aufgrund christlicher Traditionen häufig in der Kurzformel Glaube zusammengefasst und ist mit der Erfahrung von Leid, von Nicht-Geglücktem oder zu verbesserndem Leben und den Wegen das zu ändern – also der Sinnfrage – verbunden >Quelle: www.wikipedia.de<.


Aha! Mir ist klar, dass ich zu Zeiten der Inquisition als Ketzer auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre. Aber Hexer verbrennen bekanntlich nicht; sie verpuffen! Als strenggläubiger Atheist, der fest an die Macht des Geldes glaubt, nehme ich mir dennoch die Freiheit, über Religion und hier insbesondere über das Christentum, mit dem ich beginne, obwohl es bei weitem nicht die älteste Religion ist, zu sinnieren, um dann im weiteren Verlauf über die römisch-katholische Kirche, über Ketzer, zu räsonieren. Wie du weißt, habe ich persönlich keine guten Erfahrungen mit dieser Institution gemacht. Nach dem Christentum erlaube ich mir dann, intensiver über den Buddhismus nachzudenken. Mit dem, was ich im Folgenden sage, will ich sicher niemanden von seinem Glauben abbringen. Vielen Menschen hilft ihr Glaube, sei er esoterisch, spirituell, religiös oder was auch immer, ihr tägliches Leben zu meistern. Für mich ist der Glaube der Krückstock des Lebens.

Aber warum kann sich nicht jeder seinen Glauben selbst aussuchen? Warum muss ich katholisch sein, nur weil meine Eltern katholisch sind? Warum muss ich überhaupt glauben? Warum können wir nicht unseren eigenen Glauben haben? Einen, den wir jeden Tag wechseln dürfen? Lange vor dem Christentum gab es das Heidentum, auf dem es später aufbaute. Heide ist eine Bezeichnung für Menschen, die weder Christen, Buddhisten, Muslime, Hindus noch Juden sind. So gesehen bin ich auch ein Heide. Aber ich habe kein Problem damit. Die Juden unterscheiden im klassischen Heidentum zwischen Menschen aus dem Volk Israel und den Gojim, denen Götzendienst und moralische Verkommenheit vorgeworfen wird. Wie bitte? Gibt es das nicht heute noch in allen Religionen?

Außerdem bin ich davon überzeugt, dass er ein begnadeter Rhetoriker war. Jesus war im friedlichen Sinne ein Goebbels seiner Zeit, eine geheimnisvolle, mystische und inspirierende Führergestalt. Gut, das waren einige Diktatoren in der Weltgeschichte auch. Ich bin überzeugt, dass ich hinter viele der folgenden Sätze ein Fragezeichen setzen werde, um jedem die Möglichkeit zu geben, darüber nachzudenken. Solange der Glaube nicht zur Droge wird, solange der Gläubige eine gesunde Mischung aus Realität und Überzeugung bewahrt, richtet er keinen Schaden an. Gerade von religiös Gläubigen erwarte ich Toleranz gegenüber Andersdenkenden! Wir alle sind seit Jahrtausenden Zeugen von religiösem Wahn – Sinn! Warum sterben auch heute noch Menschen im Namen Allahs, Jesu oder anderer Glaubensstifter, die doch alle Frieden gepredigt haben?

Und ich frage mich immer wieder, wie es möglich ist, dass gläubige Christen diesen jahrtausendealten Schwindel bis heute nicht durchschaut haben. Reicht der gesunde Menschenverstand nicht aus, um zu erkennen, dass die Kirche längst nicht mehr Gott dient, sondern dem schnöden Mammon? Dass sie mehr in Gold und Grundbesitz denkt als in Glauben und Gewissen? Der wahre Glaube scheint mir längst zum Börsenprodukt verkommen zu sein, mit dem die Menschheit ihre eigene Hoffnung finanziert. Warum recherchieren diese Leute nicht? Warum stellen sie keine Fragen, wie ich es tat? Wahrscheinlich, weil der Glaube bequemer ist als das Denken, und die Beichte leichter fällt als die Erkenntnis. Und während sie kniend um Vergebung beten, zählen andere im Hintergrund die Scheine. Vielleicht ist das die eigentliche heilige Dreifaltigkeit: Angst, Unwissenheit und Kontostand.

Es gibt da ein paar durchaus menschliche Mechanismen, die das erklären könnten. Da ist zum Beispiel die kognitive Dissonanz, wer von klein auf hört, dass Geld Sünde ist, Spenden aber heilig, verliert irgendwann das Gefühl für Widerspruch. Er schützt lieber sein Glaubenssystem, selbst wenn es schon bröckelt. Oder die Ersatzhandlung, man zeigt den Glauben in Gold, Altären und Kerzen, damit er wenigstens irgendwo sichtbar bleibt. Materielles als Beweis immaterieller Hingabe. Ein schöner Selbstbetrug, aber immerhin mit Stil. Dann Tradition statt Reflexion. Glauben ist selten ein freier Entschluss, meistens nur ein Erbstück. Und wer zu viel darüber nachdenkt, gilt schnell als Verräter der eigenen Ahnenreihe. Hinzu kommt die institutionalisierte Bequemlichkeit; die Kirche übernimmt das Denken. Dogma statt Dialog. Recherchieren wäre Arbeit, Glauben ist Komfort. Und schließlich die Angst vor Sinnverlust. Wer erkennt, dass nicht Gott, sondern der Mammon im Zentrum steht, dem stürzt das heilige Fundament ein. Und wer möchte schon in die Leere blicken, wenn man sich stattdessen an den Altar klammern kann?

Um seine spirituelle Weisheit der Worte zu erkennen, benötigen wir einen offenen und entspannten Geist sowie die Bereitschaft, uns ganz in die Worte zu versenken. Für mich wäre das nicht typisch buddhistisch, da es meiner Meinung nach auch in anderen Werken, zum Beispiel in denen von Khalil Gibran, erforderlich ist, für solche Botschaften empfänglich zu sein. Nun aber mal zu den Fakten des Buddhismus: Weltweit zählt er etwa 300 bis 450 Millionen Anhänger und gehört damit zu den fünf Weltreligionen: Judentum, Hinduismus, Buddhismus, Christentum und Islam. Mit richtigem Namen hieß der Begründer des Buddhismus Siddhartha Gautama. Er starb im Alter von 80 Jahren. Es muss noch einmal klargestellt werden, dass Buddha weder ein Gott noch ein Verkünder göttlicher Wahrheiten war. Vielmehr erkannte er, wie ich übrigens auch, dass das Verstehen der Natur durch die Meditation des eigenen Geistes möglich ist.

Die buddhistischen Klöster waren frei von Mitgliedszwang, und so gab es auch Anhänger, die mit dem täglichen Leben verbunden waren: Upasaka >Männer< und Upasika >Frauen<. Wie die Buddhisten auch, bin ich davon überzeugt, dass es eine Form von Seelenwanderung und das unumstößliche Gesetz von Karma bzw. Kamma, also von Ursache und Wirkung, gibt. Der Überlieferung nach hat Buddha keine metaphysischen Aussagen darüber gemacht, was mit uns nach dem Tod geschieht, wer die Welt erschaffen hat und anderes christliches Brimborium. Das buddhistische Rad des Lebens >Bhutan< kommt auch meiner Lebensphilosophie am nächsten. Auch ich glaube an einen ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Existenz, an Werden und Vergehen, und daran, dass jedes menschliche Leben als Prüfung verstanden werden kann. Um für mich ins Licht zu kommen, muss ich durch Taten, Gedanken, Emotionen, Wünsche und Begierden versuchen, aus diesem Kreislauf auszubrechen, in dem es sowohl das Gute >Götter< als auch das Böse >Totenreiche< gibt. Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg. Was allerdings nicht heißt, dass ich nicht noch einige Runden in der Zukunft drehen muss.

Der Gläubige stand vor dem Dom. Sein Blick verlor sich in den Spitzen der Türme, die in den Himmel griffen, als wollten sie Gott selbst festhalten. An seiner Brust glänzte ein Kreuz – schwer wie die Sünde, die er nie beging, kalt wie der Glaube, den er erbte. Er ahnte nicht, dass das Kreuz, das er trug, auf dem Kopf stand. Vielleicht, weil sich die Welt längst gedreht hatte. Vielleicht, weil er das Kreuz nie sah, sondern nur den Glanz der Kette. So betete er weiter, sprach Worte, die ihm fremd waren, und glaubte, das Licht käme von oben. Dabei fiel es schon längst von unten auf ihn herab.

— Aus dem „Gibran-Zyklus“ von Mike Schwarz © 2025 —

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