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Tunten – Aufzucht und Pflege

Kapitel 12: Chatiquette

Vorneweg erkläre ich kurz die Theorie der sogenannten Chatiquette, der ich dann ein paar Beispiele aus der Praxis folgen lassen werde. Bei der Chatiquette handelt es sich im Internet ganz einfach um die Benimmregeln der Chatter mit- und untereinander und soll eigentlich unerlaubte Handlungen unterbinden. Wie in der realen Welt auch, treffen sich in den von mir bereits erwähnten schwulen Angeboten einiger Chatbetreiber Menschen mit den unterschiedlichsten Charakteren, Ansichten, Ansprüchen, Eigenschaften, Bildungsgraden und sexuellen Ausrichtungen. So sollte jeder in einer ,Fuck-and-Go-Community theoretisch anderen gegenüber mit Respekt, angemessener Höflichkeit und Toleranz gegenübertreten. Zudem wurden diese Räume in erster Linie geschaffen, damit alle Beteiligten ihren Spaß darin haben.

Auf Schimpfwörter, Fäkalsprache, Gewaltandrohung und rassistische Äußerungen darf laut Chatiquette getrost verzichtet werden. Im Gegensatz zu heterosexuellen Chats erlauben es die meisten Chatbetreiber bei den speziell für Homosexuelle eingerichteten Chaträume, wenn auch noch lange nicht für jeden User sichtbar, pornografische Darstellungen. Soviel kurz zur Theorie. Dass die Praxis dank der gegebenen Anonymität eines Chats dann ganz anders aussieht, werde ich nachfolgend an Hand von ein paar Beispielen schildern.

Zum besseren Verständnis kommt jetzt das Beispiel Nummer eins: Völlig unerwartet öffnet sich mein privates Fenster, kurz PVT, das als virtuelles Séparée bezeichnet werden kann, und schon steht es geschrieben: Das kurze und prägnante „Hi“. Bevor ich die Zeit eingeräumt bekomme freundlich zurückzugrüßen, beginnt das Gegenüber mit seinem Frageflash, zum Beispiel bestehend aus: „Wie alt? Wie groß ist Deine Hosenschlange? Suchst Du jetzt für sofort? Bist Du besuchbar? Kannst Du öfters kommen? Bist Du behaart? Hast Du einen Hund? Machst Du es mit oder ohne Gummi?“ Und so weiter und so fort.

Meine Standardantwort ist dann in der Regel die folgende: „Wer lesen kann ist klar im Vorteil! Das steht doch alles in meinem sehr informativen Profil.“ Ausgehend davon, dass ich nun mit einer bis an mein Lebensende anhaltenden demonstrativen Schreibblockade eines geistigen Tieffliegers rechne, bin ich baff erstaunt, dass mir mein neuer Verehrer, nach knapp fünfzehnminütigem Studium meines Profils, doch noch eine Nachricht zukommen lässt: „Zu alt, Grufti!“ Noch Fragen?

Im Messagecenter fand ich bei einem morgendlichen Check die folgende Meldung einer offensichtlich geistig verstrahlten und fehlgesteuerten Käsemuskelschwuppe aus dem gaytoleranten Amsterdam. Diese sah sich nachts um drei Uhr genötigt, mir die außerordentlich überlebensnotwendige Nachricht zukommen lassen zu müssen, dass ich ja wohl das hässlichste Gesicht hätte, was sie jemals gesehen hat. Ich entgegnete ihr, dass mein soziales Umfeld und mein Ego an meiner sympathischen Ausstrahlung bisher nichts auszusetzen hatten.

Dann bat ich sie höflich, ihr Profilbild doch bitte aus dem Profil zu entfernen, da dieses nicht sie darstelle, sondern einen in schwulen Kreisen nicht unbekannten Pornodarsteller aus den Vereinigten Staaten. So etwas nennt man Identitätsdiebstahl. Ich versichere an Eides statt, mit diesem Grachtenkacker zuvor in keinster Weise Kontakt gehabt zu haben. Des Weiteren beliebe ich um diese Uhrzeit mein Kommunikationsbedürfnis mittels geruhsamen Schlafes zu unterbrechen. Dennoch stelle ich mir die Frage, was in den Köpfen solcher Primaten vorgeht, um sich Gedanken über die Optik wildfremder Menschen zu machen?

Auf weitere Veröffentlichungen von Chatverläufen, denen sehr häufig klipp und klar erkennbare Mitteilungsschwächen zugrunde liegen, verzichte ich dann lieber, da ich nicht mit meinen Beiträgen ermüden mag. Nicht vorenthalten möchte ich aber einen von mir gefundenen Profiltext eines jungen deutschen [!!!] Schreiblegasthenikers im Internetportal von ,Gayromeo, den ich nachfolgend Wort für Wort, Punkt für Punkt und Komma für Komma im Original wie folgt noch kurz zum Besten gebe:

„Jetzt willst du bestimmt wissen , mit wemm du es hier zutun hast , oder ??? Eigentlich hatte ich gedach dass mann so etwas am besten bei einem persönlichen Gespräch heraus findet,aber damit du einen kleinen Eindruck meiner Person bekommst , versuche ich mich jetzt ein wenig zu beschreiben und dein kannst du dir überlegen ob du mir eine nachricht schickst … Hey leute was ihr über mich wissen solltet ich bin ein netter typ, abenteuerlustig, spontan,sportlich und selbstbewusst. suche nette leute mit dennen ich kommunizieren kann und vielleicht mal treffen organisieren.was ich nicht mag sind menschen die eingebildet sind und die denken sie wären etwas besonderes . bin ein offner mensch und treu ……… Ps : liebe größe an mein schatz 😉 AIDS tötet schützt auch Es sind keine schwule probleme sondern Probleme von dir Deswegen sei kein dumi nimme ein gumi“ 


Schwulenwitz 12:

Zwei Schwule machen einen Modesalon auf. Weil noch Zeit bis zur Eröffnung ist, sagt der eine Schwule: „Du, wir testen mal ob alles klappt.“ „Ok,“ sagt der andere und tippelt raus. Kommt wieder rein und sagt: „Ach, haben Sie auch einen schwarzen Blazer?“ Meint der erste: „Hei, wo soll ich denn jetzt einen Schwarzen herzaubern?“


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