Steht zusammen, doch nicht zu nahe beieinander, denn auch des Tempels Säulen stehen einzeln; und weder Eiche noch Zypresse gedeihen im Schatten des anderen. [Khalil Gibran]

Von der Ehe 

Ungekürzter Beitrag

Als Ehe [v. althochdeutsch: ewa = Vertrag, rechtssprachlich hist.: Konnubium] bezeichnet man eine sozial anerkannte und durch [Rechts-] Regeln gefestigte Lebensgemeinschaft, traditionell gesehen von Mann und Frau, Ehegatten oder auch Ehepaar genannt [Quelle: www.wikipedia.de].

Khalil Gibran

Entschuldige bitte, wenn ich da einen völlig anderen Blickwinkel zum Thema Ehe habe: Auch als offen schwul lebender Mann, maße ich mir an, zu dem scheinheiligen Sakrament der Ehe meinen Senf beizutragen. Wenn meine Ansichten sarkastisch herüberkommen sollten, so betone ich ausdrücklich, kein Gegner der Ehe zu sein, sondern dass sich dieser Sarkasmus, irgendwie und aus mir völlig unerklärlichen Gründen, in mir innerlich verselbständigt hat. Vielleicht kann ich aber mit diesem Beitrag helfen, den einen oder anderen heiratswütigen Kandidaten vor noch viel größerem Unheil zu bewahren. Dass ich mir damit den Zorn geistlicher Würdenträger und christlicher Verfechter von zweigeschlechtlichen Paarungsversuchen zuziehen werde, nehme ich mit der mir eigenen Gelassenheit gefasst in Kauf.

Zuerst einmal von der biblischen Schöpfungsgeschichte ausgehend, sofern sie denn jemals wie geschrieben stattgefunden hat, erschuf Gott, der Gerechte, Adam [als Mann natürlich zuerst] und Eva. An eine Hochzeitszeremonie der beiden kann ich mich aus meinen schwachen religiösen Erinnerungen heraus beim besten Willen jedoch nicht erinnern. Und? Wer hätte sie auch trauen sollen? Da ich mir den lieben Gott aber als harmonischen, netteren, älteren, graubärtigen Herrn vorstelle, kann ich einfach nicht glauben, dass er es nötig hatte, Eva wegen eines sowieso bald von alleine vom Baum fallenden wurmstichigen Apfels in die Versuchung und die gesamte Menschheit gleich mit, in die ewige Verdammnis zu stürzen.

Diese merkwürdige Geschichtsverfälschung verdanken wir wohl eher Jahrtausende später unseren Hütern der Moral im Vatikan, die damit lediglich ein einziges Ziel verfolgten und bis in die heutigen Tage hinein noch verfolgen: Das Feindbild gegenüber den Frauen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Wie dieses Paar dann aus dem Garten Eden von der ursprünglich in hebräisch verfassten Bibel in die wesentlich jüngere christliche Bibel gelangte, muss ich ja nicht unbedingt nachvollziehen können und wollen. Mit diesem Beitrag lasse ich mich ja nur ein wenig provokativ über meine Ansichten zur traditionellen Ehe aus [nicht zu verwechseln mit dem Ehe-Aus] und weise auf mögliche nerven- und kostenschonende Alternativen hin.

Im Großen und Ganzen bin ich der Überzeugung, dass man für ein harmonisches Leben mit einem Partner [oder einer Partnerin] keinen abgestempelten und für mich völlig überflüssigen Eheschein benötigt. Diese zeitgemäße Ansicht gilt für mich sowohl für den Klassiker Mann/Frau als auch für die zwischenzeitlich mögliche eingetragene Partnerschaft zwischen Mann/Mann und Frau/Frau. Meine Eltern berichteten mir, dass sie vor Ihrer kirchlichen Trauung enorme Hindernisse an Seite räumen mussten. Heutzutage unvorstellbar: Ihre Ehe wurde als Mischehe bezeichnet, wobei Mutter katholisch und Vater evangelisch war.

Da ja bekanntlich vor dem mehrfach erwähnten Allmächtigen alle seine Geschöpfe gleich sind, mithin auch Schwule und Lesben, kann ich nicht nachvollziehen, warum unser Gesetzgeber das zwar im rechtlichen Sinne gleichstellt, nicht aber in anderen Bereichen, wie zum Beispiel im Steuer- oder Adoptionsrecht. Am Rande bemerkt: In welche Verlegenheit würde man den Gesetzgeber und den Vatikan bringen, wenn in Zukunft polyamore Menschen ihr Recht auf Gleichstellung einfordern würden?

Letztendlich hat jedes deutsche Paar die Freiheit, für sich zu entscheiden, ob man sich als Paar symbolisch dazu auserkoren sieht, im engsten Kreis im Standesamt in den ach so heiligen Stand der Ehe, bzw. weniger heilig, in den Stand der Homo-Ehe zu treten. Außer einer eventuellen Namensänderung, einem Eintrag ins noch jungfräuliche Familienstammbuch, der moralischen und gesetzlichen Verpflichtung füreinander einzustehen und der Optimierung der bisherigen Lohnsteuerklassen, passiert ja durch die Eheschließung erst einmal nichts Spektakuläres.

Es sei denn, das Bald-Ehepaar wünscht für diesen Tag eine pompöse Vermählung mit mindestens 200 einzuladenden Gästen, gemieteter Luxuslimousine mit Chauffeur, einer Feier in einem Schloss, ein 5-Gänge-Menü von einem angesagten Sternekoch, ein klassisches Orchester und ein abschließendes Feuerwerk. Sofern die nicht gerade aus dem Kleinbürgertum stammenden Eltern und Schwiegereltern für die Kosten aufkommen, freut sich auf jeden Fall die seit Jahrzehnten knapp an der Armutsgrenze wirtschaftenden Hausbank über das gewährte Darlehn.

Der Verzicht auf eine verschwenderische und religiös vollzogene Ehe hingegen spart den Heiratswilligen viel Zeit, Nerven, Streit und Geld. Diese eingesparten finanziellen Mittel wären sicherlich sinnvoller für eine wertebasierte Erziehung in Wissen und Bildung über Achtsamkeit, Verantwortung, Fürsorge, Spar-, Genügsam-, Dankbarkeit und Demut zu Mitmenschen, Pflanzen und Tiere in die Nachkommenschaft investiert. Diese konsequente, wenn auch von vielen antiquiert angesehene Form der Kindererziehung und -bildung, wird meinem Erachten nach leider von den Eltern viel zu selten vorgelebt.

Dabei hätten sie bei ihrer Anwendung für unsere Gesellschaft herausragende Vorteile: Diese Kinder träten unter anderem selbstbewusster auf, hätten zu vielen Themen eine klare Meinung, könnten sich leichter entscheiden, leichter und bestimmter Ja und Nein sagen, würden als verlässlich eingestuft werden, träfen klare und nachvollziehbare Entscheidungen und wären loyaler. Bei Anwendung dieser Werte, nicht nur in Partnerschaften, würde garantiert die viel zu hohe Scheidungsrate in Deutschland deutlich sinken.

Dann widme ich mich jetzt mal weiter dem Sinn oder Unsinn der Ehe. Um sie begründen zu können, müssen sich ja erst einmal zwei Menschen finden, die davon überzeugt sind, für sich die große, wahre Liebe entdeckt zu haben. Ob diese Liebe denn nun wirklich die wahre Liebe ist, die ja einer Ehe zugrunde liegen sollte, wird sich dann in der Folgezeit zeigen.

Über das Thema der  eingegangenen moralischen Verpflichtung, bis ans Lebensende füreinander dazu sein, kannst Du gerne einmal mit einem der zahlreich vorhandenen Scheidungspaare in Deinem persönlichen Umfeld diskutieren. Übrigens: Das schnellste von mir jemals zu Ohren gekommene Ehe-Aus spielte sich vor Jahren direkt vor meinen Augen ab: Die Ehe meines damaligen Schwager Kurt hielt ganze sieben Tage. Von denen seine holde und frisch vermählte Braut drei Tage lang leicht lädiert in einem Krankenhaus verbringen durfte.

Jungvermählte sind sich häufig nicht darüber im Klaren, dass sie mit ihrer Eheschließung zugleich eine mehr oder weniger erträgliche Sippschaft angeheiratet haben. Aus eigener, übler Erfahrung weiß ich, dass es in erster Linie tatsächlich das böse Schwiegermonster ist, das für zusätzliche Konflikte in einer Ehe verantwortlich ist. Ich hätte damals auf meine Mutter hören sollen, die mir einmal riet: „Wenn du eine Frau heiraten willst, schau dir vorher gründlich die Schwiegermutter an.“ Sie sollte recht behalten. Mein Schwiegervater und ich hingegen waren von Anfang an ein Herz und eine Seele. Nun geht es hier aber nicht um meine Familiengeschichten.

Um diesbezügliche Konflikte bei Paaren, egal ob verheiratet oder nicht, ob mit oder ohne Kinder, erst gar nicht entstehen zu lassen, ist es von Anfang an wichtig, von der Außenwelt als eine von außen nicht angreifbare Mauer wahrgenommen zu werden. Des Weiteren müssen dem potenziellen Angreifer die eigenen Grenzen klipp und klar aufgezeigt werden. Viele dieser Attacken kann man verhindern, indem man die Beweggründe des Angreifers offen und ehrlich hinterfragt. Im Innenverhältnis gelten im Übrigen meine gleichen Ratschläge. Hier kommt jedoch hinzu, dass man seinem Partner niemals die Pistole Entweder-oder auf die Brust setzen sollte. Da ist die anzuwendende Wenn-dann-Methode für die Beteiligten deutlich zielführender.

Seit geraumer Zeit bin ich aufgrund langjähriger Beobachtungen in meinem Bekannten- und Freundeskreis, in der Öffentlichkeit, sowie meiner eigenen Scheidung für die Einführung eines Partnerschaft-Tauglichkeit-Führerschein PTS oder kurz Ehe-Schein. Diesen gäbe es dann in zwei Klassen. Die Klasse MK befähigt die Inhaber zum Kinderkriegen, während die Klasse OK für Paare Gültigkeit hat, die sich ihre Zukunft ohne Kinder aufzubauen wünschen. Sollten sie sich diesbezüglich später einmal umentscheiden, bedarf es lediglich einer Nachschulung. Wäre ich im Jahr 1978 im Besitz eines solchen Ehe-Scheins gewesen, ich schwöre, ich wäre diese Ehe niemals eingegangen und hätte demzufolge auch das Ende meiner Familien-Stammlinie billigend in Kauf genommen. Nur wer künftig im Besitz dieses Befähigungsnachweises ist, hätte einen Rechtsanspruch auf eine standesamtliche Trauung.

Die erforderlichen Unterrichtsstunden zum Erwerb dieser Lizenz könnten, meinem Erachten nach, dem Sexualkundeunterricht der Jahrgangsstufen 4 bis 7 als Pflichtfach angegliedert werden. Für die Teilnahmepflicht ist die bevorstehende sexuelle Orientierung der Schüler unerheblich. Im Sexualkundeunterricht wird den Kindern nach einem Lehrplan richtigerweise alles Mögliche über Pubertät, Orgasmen, Menstruation, Zeugung, Schwangerschaft und sonstiges nützliche Wissen vermittelt. Nur woraus die zahlreichen Bausteine und wichtigen Bestandteile einer künftigen Beziehung bestehen, erfahren die späteren Eheleute, Partner und Eltern hier nicht.

Was ihnen auf diesen Gebieten im Elternhaus viel zu häufig vorgelebt wird, dient sicherlich nicht als gutes Beispiel für eine spätere, eigene Beziehung. Nach erfolgreicher Prüfung würden die künftigen Heiratswilligen unter anderem verhindern, dass unserer Volkswirtschaft jährlich vermeidbare Schäden in Milliardenhöhe entstehen. Des Weiteren würden die jährlichen Scheidungsraten deutlich gesenkt und Zehntausenden von Scheidungskindern enormes Leid ersparen.

Welche Paare beschäftigen sich schon weit vor der Eheschließung, oder der eingetragenen Partnerschaft, dem später so wichtig werden könnenden Thema der unterschiedlichen Wahlgüterstände? Von denen stehen uns in Deutschland drei zur Auswahl. Eine Fehlentenscheidung kann schon mit der Eheschließung katastrophale Folgen für die bereits bestehenden und künftigen Vermögensverhältnisse der Ehegespanne nach sich ziehen.

Wer vermittelt denn heutzutage unseren Kindern das Wissen über die Vorzüge und Nachteile einer Zugewinngemeinschaft, der Gütergemeinschaft oder Gütertrennung? Die Schule? Das Elternhaus? Der Freundeskreis? Sicherlich nicht. Es könnte viel Streit, auch vor deutschen Gerichten, vermieden werden, wenn jeder Beteiligte schon vor der Eheschließung sein persönliches Besitzbuch führen würde und dieses gemeinsam von Zeit zu Zeit abgleicht.

Wenn wir einen neuen Fernseher, Kühlschrank oder ein neues Auto kaufen, schließen wir einen Kaufvertrag ab. Was spricht dagegen vor dem Gang zum Standesamt neben dem Bund der Ehe, einen Ehevertrag abzuschließen? Weil Mann und Frau immer noch alten Klischees nachhängen! Ihm geht es in der Regel mehr um seinen beruflichen Erfolg und der damit verbundenen größeren Einflussnahme, um Macht und dem eigenen Selbstwertgefühl.

Ihr geht es nicht nur während der Regel mehr um Sicherheit und Selbständigkeit. Dabei ist das Thema Geld in vielen Partnerschaften der Zündstoff für häufige Streitigkeiten. Während für Frauen die Beziehung wichtiger als alles andere ist und sie das Thema Finanzen lieber ausblendet, ist für Männer das Geld wichtiger, da dieses für ihn erst den Rahmen für eine gute Beziehung schafft. Und schon haben die beiden Liebenden ein weiteres Problem.

Ein weiteres Unterrichtsthema könnten die unterschiedlichen Möglichkeiten der Lebensstile künftiger Partner sein. Wo steht zum Beispiel geschrieben, dass Paare zusammenleben müssen? Warum nicht das Liebesglück, zumindest für einen begrenzten Zeitraum, aus der Distanz heraus genießen? Bei der Entscheidungsfindung macht es einen großen Unterschied, ob die Partner räumlich nah, oder kilometerweit entfernt voneinander leben. Und wieder gilt es auch hier die Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abzuwägen. So ist das Alleinleben zwar teurer, jedoch sollte der Spareffekt kein Entscheidungskriterium für Liebende sein.

Dafür genießt man die Vorteile, die Schwächen, Eigenarten, schlechte Laune und entwürdigende Situationen des Gegenüber nicht über Gebühr ertragen zu müssen. Zudem dürfte man in Fernbeziehungen seltener aus einer Mücke einen Elefant machen, kann seine liebgewonnenen Angewohnheiten beibehalten, erlebt die gemeinsame Zeit intensiver und ist in dieser mehr auf den Partner konzentriert. Und ganz wichtig: Man muss sich nicht permanent mit dem bösen Schwiegermonster auseinandersetzen. Für alle, die eine Ehe-Allergie befürchten und dennoch kein Eremitendasein führen möchten, bleiben noch die Wohnformen der Zweck- und Wohngemeinschaft.

Weitere Unterrichtsstunden zur Erlangung des von mir erdachten PTS könnten mit dem, nicht nur in der Ehe, wichtigen Thema der Übertragung von Informationen, man nennt es auch Kommunikation, gefüllt werden. In der Kennenlernphase ist es normal, dass man sich viel zu erzählen hat. Man gibt allen möglichen Sinn und Unsinn von sich preis, hängt seinem Gegenüber an den Lippen, zeigt Interesse und genießt den Austausch. Zumindest dann, sofern man nicht verbal zugemüllt wird. In dieser Phase steht oftmals die Romantik, Aufmerksamkeit und Erotik im Vordergrund. Kurzum: Man versteht sich.

Nach ein paar Jahren ist man sogar überzeugt, seinen Partner in- und auswendig zu kennen. An dieser Stelle warne ich jedoch ausdrücklich davor, sich gerade diese Überzeugung anzueignen. Wir alle wissen von unseren Mitmenschen, egal ob Ehepartner, Arbeitskollege oder Nachbar, immer nur so viel, wie diese bereit waren, von sich selbst aus preiszugeben. Wer berichtet schon über seine Leichen, die er im Keller liegen hat? Oder über kriminelle Handlungen, die er ohne unser Wissen begeht? Von seinen heimlichen Süchten?

Wechselt man in einer Ehe gar keine, oder nur noch verletzende Worte, deutet das auf ein baldiges Ende derselben hin. Doch wer heiratet schon, um auf das Ende seiner Beziehung hinzuarbeiten? Um das zu verhindern, gilt es im zwischenmenschlichen Umgang einige Regeln zu beachten. Um unnötige Eheprobleme und Streiterei erst gar nicht entstehen zu lassen, reicht es nicht aus, nur darüber zu reden. Zu einer harmonischen und glücklichen Beziehung gehört auch, sich über Gemeinsamkeiten zu unterhalten.

Erinnern wir uns wieder an die Kennenlernphase: Als wir über Hobbys, Nachrichten, Familie und Freunde, die eigene Kindheit, Filme, und Zukunftspläne sprachen. Als wir uns bei jedem Treffen über das Wohlbehagen des anderen, über dessen Tagesverlauf erkundigten. Zu den weiteren ehe erhaltenden Maßnahmen gehören: Einem Problem nicht aus dem Weg zu gehen, das aktive Zuhören, die Ehrlichkeit, die Konzentration auf das aktuelle Problem keine alten Kamellen aufwärmen, sachlich bleiben, persönliche Angriffe vermeiden und eine Streit-Kultur zu pflegen.

Nachfolgend erlaube ich mir den Spaß, zu erklären, wie es durch den Nestbau Alleinlebender, Paare, unabhängig ob mit oder ohne Trauschein, und gleichgeschlechtlich Verpartnerte einer einzigen Person gelang, zu einem der reichsten Männer der Welt zu werden. Die Rede ist von einem Herrn Ingvar Kamprad, der anno 1943 im Alter von nur 17 Jahren in Schweden den Grundstein für das heutige, multinational agierende Möbelimperium IKEA schuf. Der Name setzt sich, am Rande bemerkt, aus den Anfangsbuchstaben von Ingvar Kamprad, Elmtaryd, dem elterliche Bauernhof und Agunnaryd seinem Geburtsort zusammen. Zur Vermehrung seines unermesslichen Reichtums trägt die zuvor genannte Zielgruppe bis zum heutigen Tag bei. Und das System IKEA funktioniert so:

Wenn wir flügge werden und das elterliche Heim verlassen müssen [oder wollen], machen wir uns auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Ist diese gefunden, muss sie zweckmäßig und dem Geldbeutel angepasst eingerichtet werden. Wo gehen wir also hin? Richtig! Zu Herrn Kamprad und seinem köstlichen Köttbullar samt Kaffee satt. Wenn es das Schicksal mit uns gut meint [oder auch nicht], finden wir einen Partner fürs Leben. Was passiert nun? Das Spiel geht wieder von vorne los. Jetzt, nachdem eine größere, gemeinsame Behausung gefunden wurde, gehen wir gemeinsam mit dem künftigen Lebenspartner [oder Lebensabschnittspartner] wohin? Richtig!

Zu IKEA! Nachdem wir uns ein gemütliches, von ungeahnter Harmonie durchflutetes Nest nach allen Regeln des klassischen Feng-Shui eingerichtet haben, kündet sich nach einer Zeit der meist kurzen Zweisamkeit, gewollt oder ungewollt, das Enkel-Balg an. Vorausschauend wie wir waren, verfügt das neue Domizil bereits über eine kleine, noch leerstehende Räuberhöhle. Was liegt jetzt an? Richtig! Der Kauf einer kompletten Kinderzimmer-Einrichtung in dem in blau-gelb lackierten Kinderparadies.

Jetzt zu dritt [oder mehr künftigen Erbberechtigten], im siebten und achten Himmel schwebend, mit verträumten Blicken auf einer rosaroten Wolke vereint, blicken wir in eine zauberhafte Zukunft. Die Liebe währt ewig. Wie süß! Doch die irdische Realität sieht anders aus: Im Jahr 2005 wurde über jede zweite Ehe geschieden! Exakt: 51,29 %. Mit welchen Folgen für das inzwischen zur Familie gehörende Möbelhaus? Mit viel Glück kann einer der Partner das Wohnrecht der ehemals gemeinsamen Wohnung samt Kinder behalten. Der andere muss gezwungenermaßen ausziehen und macht sich prompt wieder auf die Suche nach einer passenden Wohnung. Für das er unter anderem was dringend benötigt? Bingo! Ein paar Möbel und Einrichtungsgegenstände, und mit viel Pech auch noch eine neue Moneten-Singleküche mit Herd und Kühlschrank vom Möbelgott Kamprad.

Des einen Leid, des anderen Freud. Sofern die ehemalige eheliche Wohnung, aus welchen Gründen auch immer, aufgegeben werden muss, bekommt sich Herr Kamprad vor Freude kaum noch ein. Da die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass die Geschiedenen mit hoher Wahrscheinlichkeit in wenigen Jahren neue Partnerschaften eingehen, und nichts dazugelernt haben, kann sich IKEA sicher sein, dass der Euro auch in Zukunft mächtig rollt.

Vielleicht nicht durch die neuen Scheidungspaare, aber deren Nachwuchs wird ja irgendwann auch mal flügge. Alter Schwede! Ganz schön clever. Unserer Urgroß- und Großeltern schufen sich, wenn sie es sich überhaupt leisten konnten, ein massives Holzbett und einen Kleiderschrank fürs ganze Leben an und vererbten diese noch an ihre Kinder und Kindeskinder! Und heutzutage? Reichen in unserem Leben oftmals fünf komplette Wohnungseinrichtungen nicht aus.

Bevor man sich, trotz des unkalkulierbaren Risikos, für eine Eheschließung entscheidet, stellt sich zwangsweise für jedes Paar die Frage nach einem Kinderwunsch. Wobei sich zwecks Gründung einer Familie das eine Paar für Kinder [möglichst] aus eigener Produktion entschieden hat und das Vernunftpaar sich strikt dagegen. Egal für welchen Weg sich das jeweilige Paar entschieden hat: Wichtig ist lediglich, dass sich beide Partner bei dieser einig sind. Mir persönlich sind die Eltern lieber, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und wenn sie sich dieser nicht gewachsen fühlen, klar dagegen entscheiden. Die meisten Eltern setzen Kinder in die Welt, ohne sich der Konsequenzen überhaupt bewusst zu sein. Deren Überforderung in der Kindeserziehung dürfen dann auch die ertragen, die sich gegen Kinder entschieden haben.

Im Übrigen hat das Paar, das sich nach reiflicher Überlegung gegen das Kinderkriegen entschied, in puncto Umweltschutz und Ressourceneinsparung ganz klar die Nase vorn. Dank dieser Entscheidung bedankt sich unser Klima, da kinderlose Paare mithelfen, dass tonnenweise Kohlendioxid, sowie jährlich sechs Tonnen nicht benötigter Wegwerfwindeln, verursacht durch nur einen einzigen Pampersrocker, eingespart wird.

Zudem bedeutet dieser Verzicht, dass ein Säugling nicht sechs bis acht Mal am Tag frisch gewickelt werden muss. Das spart pro Jahr alleine 2.200 Windeln durch nicht benötigte Rohstoffe, wie zum Beispiel Zellstoff mit beigemischten chemischen Absorbern, unzählige Lagen Mülltücher, sowie mit Wattelagen umhüllte Zellulosekerne, ein. Für deren Herstellung werden neben den aufgeführten Rohstoffen, Unmengen Prozesswasser und Energie in Form von Dampf und Strom benötigt.

Außerdem schafft die Zellstoff- und Papierindustrie enorme Umweltprobleme durch Wasser-, Luftemissionen und einem extrem hohen Energiebedarf. Für den Herstellungsprozess werden zudem in Urwaldregionen Bäume gefällt, die mittels gewaltiger globaler Transportbewegungen noch ihren Weg in die Zellstofffabriken finden müssen. Bei einigen Pampers stellt sich für mich auch noch die Frage, warum diese unnötig mit allerlei buntem Getier aufwändig und zusätzlich umweltschädigend bedruckt werden.

In eine psychiatrische Behandlung gehören für mich die Windelfetischisten, die ihr Kind bis zu dessen Einschulung [und darüber hinaus] unnötig mit diesen Energiefressern zwecks Inkontinenzversorgung ausstatten. Einen Kommentar zu Pampers tragende Erwachsene beiderlei Geschlechts, zwecks sexueller Stimulation, erspare ich mir an diese Stelle.

Gegen Ende meiner Ausführungen über das heilige Sakrament der Ehe, schließe ich diesen Beitrag allmählich mit der Hinterlassenschaft einer hoffnungsvoll begonnener und nunmehr zerrütteten Beziehung: Den überwiegend minderjährigen Scheidungskindern. Dass diese immer die Leidtragenden der Entscheidungen ihrer Eltern sind, muss hier nicht erwähnt werden. Dem Thema Kinder habe ich ein eigenes Kapitel gewidmet. Grundsätzlich sind die Eltern ihren Kindern gegenüber unterhaltspflichtig.

Hierzu gibt es klare gesetzliche Bestimmungen. Wenn man in Einzelfällen schon der Ex gegenüber nicht unterhaltspflichtig ist [oder sein will], sollten die Väter von Scheidungskindern zumindest Manns genug sein, für den Unterhalt ihrer Kinder aufzukommen. Nach meinem Kenntnisstand soll es tatsächlich Fälle geben, wonach verantwortungsvolle Väter dieser Verpflichtung in voller Höhe nachkommen.

Mehr als häufig genug gibt es Fälle, in denen sich der böse Papa dieser Unterhaltspflicht, häufig mit fadenscheinigen Ausreden, versucht zu entziehen. Das kann nach § 170 StGB zwar mit Freiheits- oder Geldstrafe geahndet werden, hilft dem Kind aber erst einmal nicht weiter. In solchen Fällen kommt jetzt der brave Steuerzahler, auch die ledigen Homosexuellen, durch das Unterhaltsvorschussgesetz ins Spiel. Damit werden wir, ohne es zu wissen, Alimentezahler für rund 200.000 jährlich hinzukommende Minderjährige. Mithin darf auch ich mich glücklich schätzen, für Kinder finanziell aufkommen zu dürfen, die ich weder gezeugt habe, noch jemals zu Gesicht bekam, geschweige denn, dass mir ein Mitspracherecht eingeräumt wird. Toll!

Nachfolgend erwähne ich ein paar knallharte und nicht wegzudiskutierende Fakten, die ich von Seiten des Statistischen Bundesamt entnahm: Im Jahr 1900, dem ersten Jahr der statistischen Erfassung, gab es 9.152 Scheidungen bei 476.491 Eheschließungen im gleichen Jahr. Das entspricht einer Scheidungsquote von 1,9 %. 105 Jahre später betrug die Zahl der Scheidungen 213.975 und schraubte die Scheidungsquote gegenüber den Eheschließungen auf ein Rekordhoch von 51,92 %. Das bedeutet, dass in diesem Jahr mehr Ehen geschieden als geschlossen wurden.

Die meisten Scheidungskinder sind bei der Trennung zwischen drei und dreizehn Jahre alt. Bei dem hohen Risiko, geschieden zu werden, stellt sich mir die Frage, ob ich in ein Flugzeug einsteigen würde, wenn ich befürchten müsste, dass dieses mit einer Wahrscheinlichkeit von über 40 % abstürzen wird? Ganz sicherlich nicht! In der Realität müsste ich jedoch 10.000.000 Mal in einen Flieger einsteigen, nur um einen einzigen Absturz zu erleben. Zumindest bis zum Aufprall.

Am Rande bemerkt: Die meisten Ehen werden nicht im verflixten siebten Jahr, sondern nach einer Ehedauer von nur sechs Jahren geschieden. Von wegen Bund des Lebens‘: Die durchschnittliche Ehedauer liegt bei 14,5 Jahren. Stellen wir uns also der Tatsache, dass wir in den Standesämtern eine Lebensabschnittsbeziehung eingehen. Während früher die Kindererziehung und Altersversorgung im Vordergrund einer Ehe standen, sind der zunehmende Konsum und ein erhöhtes Freizeitbedürfnis einer der Gründe für die aktuell hohen Scheidungsraten.

Bedingt durch eine Scheidung verlieren die Scheidungswaisen neben ihrem Elternhaus, sondern auch das Zusammenleben in einer intakten Familie und die damit häufig verbunden Kontakteinschränkungen zu einem der Elternteile. Die häufigen Folgen sind Loyalitätskonflikte mit ihren Erzeugern, der Abfall von kognitiven und schulischen Leistungen und entwickeln eine negative Einstellung der Ehe gegenüber. Außerdem: Die meisten Trennungskinder steigen früher in Beziehungen ein, haben von diesen eine höhere Anzahl, heiraten später und lassen sich häufiger scheiden.

Obwohl meine [einzige] 1978 eingegangene Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war [ich bin ein ehemaliges uneheliches Heimkind der 50er Jahre ohne jegliche Elternerfahrung], hielt diese bis zur Scheidung 1993 immerhin 14 Jahre. Wenn ich mich in meinem persönlichen Umfeld so umsehe, bekomme ich den Eindruck, dass wir Deutschen nicht ehe willig, sondern eher scheidungsfreudig sind. 1994 wurden die Scheidungen in Berlin mit rund 8.000 gezählt. Diese verglich man mit der türkischen Metropole Istanbul, wo es im Vergleichszeitraum, bei einer fast dreimal so großen Bevölkerung, nur zu 6.000 Scheidungen kam. Im östlichen Anatolien hingegen sind Scheidungen eher kaum üblich. Aber wer will schon in Anatolien heiraten?

Mir stellt sich zum Schluss die Frage, ob die Ehe im klassischen Sinn überhaupt noch Zeitgemäß ist. Nach der anfänglichen großen Liebe und dem geschlossenen Bund der, doch bis zum Tod geplanten, bleibt bei über einem Drittel aller Ehen am Ende oftmals nur: Gewalt, Arbeitslosigkeit, finanzieller Ruin, Altersarmut, soziale Ausgrenzung, Verlust des Freundeskreises, Krankheit, Freitod und im schlimmsten Fall tödlich endende Familiendramen.

Hier noch einige eher weniger lustige Fakten als Folge des Experimentes Ehe: Nach der Scheidung landen 85 % der geschiedenen ehemaligen Traumtänzer samt ihrer Brut als Akte bei den zuständigen Sozialämtern. Ein Leben mit dem Sozialhilferegelsatz, bezahlt von an dem Chaos nicht beteiligten Steuerzahlern, bedeutet ein Leben an der Armutsgrenze. Der durchschnittliche Schuldenberg geschiedener Ehepaare beträgt zirka 7.500 €. Dieser Betrag wird sich nach einer Scheidung noch um ein Vielfaches erhöhen. Ist das der Sinn der Ehe?


 © 2024 Mike Schwarz – Köln